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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag
Autoren: John Baker
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keinen Sinn, eine Bemerkung darüber zu machen, daß er unaufgefordert einfach so ins Haus kam. Er hatte immer alles ignoriert, was Jeanie ihm sagte. Tja, er hatte dann immer gelächelt und versprochen, er werde sich ändern, und am Ende war er sogar vor ihr auf die Knie gefallen und hatte sie angefleht, aber geändert hatte er sich nie. Es war, als sei er aus Eisen. Nichts an ihm besaß auch nur einen Hauch von Nachgiebigkeit. Was ihn andererseits aber auch wieder sehr verläßlich machte. Er war immer zuverlässig gewesen. Unmöglich, aber zuverlässig. Wie Gott.
    «Ich bin total durchgefroren», sagte er. «Der Wind ist bitter kalt.» Jeanie sah ihm ins Gesicht. Seine Nase war rot, Wangen und Kinn wirkten eingefallen. «Ist sie fertig?»
    Jeanie schüttelte den Kopf. «Hört Musik», sagte sie. «Ich werd ihr Bescheid geben, aber sie ist noch nicht mal angezogen. Möchtest du ’n Täßchen?»
    Cal antwortete, er nehme einen Kaffee, und füllte dann Wasser in den Kessel, als wär’s seine Küche. Jeanie seufzte und ging nach oben, um Karen zu sagen, daß er da war.
    Als sie in die Küche zurückkehrte, sirrte der Kessel, und Cal hatte zwei Tassen und Untertassen aus dem Schrank geholt. Er brachte gerade Milch aus dem Kühlschrank zum Tisch. «Was gibt’s Neues?» fragte er.
    Er interessierte sich wirklich für Jeanies Liebesieben, heute mehr, dachte sie, als damals, als sie noch zusammengelebt hatten. Vielleicht ging ihm einer dabei ab, ihr zuzuhören, wenn sie von ihren Freunden erzählte? Jeanie war’s gleichgültig. Wenn das alles war, tat sie ihm diesen Gefallen gern. «Er heißt Michael», sagte sie. «Aus Belfast. Ein Body wie ein Gott, und er scheint mehr über den Körper einer Frau zu wissen als ich selbst.»
    «Ach, ja?» meinte Cal. «Hat er den G-Punkt gefunden?»
    Jeanie nickte. «Den G-Punkt, und H-I-J, und K, und L, und M.»
    «Mein Gott», sagte Cal. «Dann gibt’s ihn also wirklich? Ich dachte immer, das wär nur so ein Gerücht.» Er löffelte Instantkaffee in beide Tassen und schüttete sprudelndes Wasser aus dem Kessel darüber. «Wußtest du denn, wo er war?»
    Jeanie schüttelte den Kopf. «Nur vage. Bis letzte Nacht. Jetzt weiß ich, wo er ist.»
    «Wär nett, wenn du mir eine Zeichnung machen würdest», meinte Cal. «Falls ich’s je brauchen sollte. Wenn ich ihn allein finden müßte, würde ich nachmittags anfangen, die ganze Nacht durch weitersuchen und käm am nächsten Tag immer noch zu spät zur Arbeit.»
    Jeanie lachte und schüttelte den Kopf. Soviel Zeit würde Cal niemals für Sex verplempern.
     
    Eines jedoch hatte Cal während der Ehe mit Jeanie entdeckt, nämlich, daß sie langweilig war. Besonders nach Karens Geburt. Zu diesem Zeitpunkt hatten alle anderen Frauen der Welt ausgesprochen interessant und verlockend gewirkt. Nachdem Jeanie ihn dann vor die Tür gesetzt hatte, und nach der Scheidung, als er wieder allein lebte, wirkte Jeanie zunehmend attraktiver auf ihn, während alle anderen Frauen dieser Welt der Mühe nicht wert schienen.
    Also hatte er sich einen Plan zurechtgelegt. Er würde nicht penetrant sein, aber er würde Karen mindestens einmal wöchentlich, manchmal auch zweimal besuchen. Und bei diesen Besuchen würde er sich als genau der einfühlsame Typ Mann darstellen, von dem er glaubte, daß Jeanie auf ihn stand. Er würde die Getränke machen und Tassen und Untertassen wegräumen, wenn sie fertig waren. Und er würde mit Jeanie über Sex reden. Und ein Interesse an allem zeigen, was sie machte und mit wem sie sich traf. Und irgendwann, früher oder später - er würde es merken, wenn der Augenblick gekommen war —, würde ihr bewußt werden, daß er ihr fehlte, und ihn bitten, wieder zu ihr zurückzukommen.
    Und er hatte auch noch Plan B in petto. Falls nichts davon funktionierte, mit Hilfe des Videobandes in seiner Tasche hätte er am Ende soviel Geld, daß Jeanie ihn förmlich anflehen würde, doch bitte wieder nach Hause zu kommen. Genau wie er sie angefleht hatte, ihn nicht vor die Tür zu setzen.
    In Karens Zimmer, während Karen im Bad war und die obligatorischen dreißig Minuten benötigte, um sich fertig zu machen, hob Cal den Deckel einer kleinen Sitzkiste hoch und legte das Videoband dort hinein. Dann vergewisserte er sich, daß er den Deckel wieder richtig verschlossen hatte.
    Cals Partner Geoff hatte die Zulassung des Carrera überprüft und herausgefunden, daß der Halter ein gewisser Franco Tampon war, ein schwerer Junge, von dem man
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