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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)
Autoren: Reinhard Pelte
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nicht der Voll-Horst, wie du ihn darstellst. Er ist hilfsbereit und gut gelaunt, was man von dir nicht gerade behaupten kann, mein Schatz.«
    »Dazu habe ich auch jeden Grund, mein Schatz .«
    »Großer Gott, nun vergiss doch mal deinen Koffer. Er wird schon noch kommen«, erwiderte Jung ungehalten.
    »Und womit soll ich mich heute Abend abschminken? Kannst du mir das mal sagen? Was soll ich anziehen, wenn ich diese stinkigen Klamotten endlich loswerden will? Ich habe nicht mal ’ne Zahnbürste. Hast du daran mal gedacht, Herr Kriminaloberrat?«
    »Svenja, ich bitte dich. Du kannst gern meine Zahnbürste benutzen. Davon wirst du nicht sterben. Und zu kaufen gibt es hier sicherlich auch das ein oder andere. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus. Er könnte uns tatsächlich helfen.«
    »Du weißt nicht, wovon du redest, Tomas. Du willst die Hilfe dieser ausgebrannten Testosteronbombe in Anspruch nehmen? Und dann diese lächerliche Ray Ban Aviator im Ausschnitt seines Polohemdes!«, stöhnte sie. »Hast du nicht gesehen, wie er mir dauernd auf den Busen glotzt?« Svenja sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Es soll Frauen in deinem Alter geben, die sich geschmeichelt fühlen und sich darüber freuen, meine Liebe«, entgegnete Jung provokant.
    »Fick dich, Tomas. Ich leg mich jetzt hin.«
    Zu Hause hätte Jung an dieser Stelle herzhaft gelacht. Aber hier, im Urlaub, blieb ihm das Lachen im Hals stecken. Er war in einen handfesten Ehekrach geschlittert, und er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, womit er das verdient hatte. Er atmete erleichtert aus, als Svenja im Haus verschwand. Dann lehnte er sich zurück und versank in Grübelei darüber, was ihm mehr zu schaffen machte, seine Betrübnis oder sein Beleidigtsein.

Der Koffer
     
    Im Haus war es still geworden. Sie hat sich tatsächlich hingelegt, grummelte Jung in sich hinein. So hatte er sich seinen Urlaub nicht vorgestellt. Bei näherer Betrachtung war doch gar nicht so viel schiefgegangen. Im Gegenteil, sie hatten sogar eine Menge Dusel gehabt, wenn er daran dachte, was alles noch hätte schiefgehen können: Der Flieger stürzt ab, Terroristen entführen das Flugzeug auf eine Odyssee nach Mogadischu, wo sie in einem finalen Shoot-out ihr Leben verlieren, eine Gewitterfront mit schweren Turbulenzen, wilden Tornados und tödlichen Crosswinden zwingt sie zur Landung auf einer Piste in der algerischen Wüste, nur um einmal die schlimmsten Möglichkeiten durchzuspielen, von anderen, nur unangenehmen Unbequemlichkeiten, wie zum Beispiel ein Fluglotsenstreik oder eine Vulkanaschewolke, gar nicht zu reden. Zugegeben, der Verlust des Koffers war schmerzlich. Aber es bestand Aussicht, dass das Malheur bald behoben sein würde. Das Haus war fantastisch und auch noch preiswert. Wo waren die Probleme, fragte er sich unablässig. Er würde niemals Ruhe gefunden haben, wenn er sich jetzt aufs Bett gelegt hätte.
    Jung stellte die Sitzlehne seines Gartenstuhls in die Liegeposition und sah in den blauen Himmel. Die Sonne stand im Südwesten über dem Horizont. Ihre Strahlen tauchten die Kondensstreifen der Airliner hoch über ihm in ein goldenes Licht. Wohin mochten sie unterwegs sein? London, Miami, Rio, oder vielleicht zu den Azoren, nach Ponta Delgada? Jung senkte die Augen und ließ seinen Blick über das Meer gleiten. Selbst seine trüben Gedanken konnten ihn nicht davon abhalten, die Aussicht zu genießen. Dicht unter der Küste hatten sich Fischer eingefunden. Ihre bunten Boote dümpelten lustig in der mäßig bewegten See. Am Horizont zog ein Containerfrachter seine einsame Bahn. Er musste ziemlich schnell sein. Denn als Jung, nachdem er eine Weile den Seevögeln zugesehen hatte, wie sie in den Aufwinden über den Klippen ihre Segelkünste vorführten, den Horizont nach dem Schiff absuchte, konnte er das plumpe Monster nicht gleich wiederfinden. Er sah genauer hin und fand den Frachter weit im Osten, wie er hinter der Kimm verschwand.
    Er wandte den Blick nach rechts, über den Hang zu den Zitrushainen und Mandelgärten. Darüber standen ein paar Lerchen in der Luft, als wären sie dort festgebunden. Ihr Gesang erreichte sein Ohr als ferne, wohltuende Melodie. Der Frieden des Ortes war betäubend. Er erfasste allmählich auch Jung, und er entspannte sich. Langsam dämmerte er in seinem Stuhl ein.
     
    *
     
    Das Telefon riss ihn aus seinem Schlummer. Er ließ es ein paar Mal läuten. Vielleicht galt der Anruf ihrem Koffer? Er eilte in die Diele.
    »Ja?«
    »Hallo, Tomi. Tiny
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