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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt
Autoren: Janet Evanovich
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mir und hantierte an meinen Handschellen herum.
»Du kommst mit«, überschrie er das Getöse und Gebrüll.
Dann hatte er die Handschellen gelöst und riss mich hoch. Ich
stemmte die Füße gegen den Boden und wehrte mich, so gut
ich konnte. Er zerrte noch mal an meinem Arm, woraufhin ich
völlig erschlafft zu Boden sank. Ich wollte es ihm so schwer
wie möglich machen. Hooker war da oben auf dem Dach und
wollte rein. Ich musste nur lange genug durchhalten. Schon
konnte ich erkennen, wo der Schneidbrenner das Metall durchtrennt hatte. Sie hatten es so gut wie geschafft. Am anderen
Ende der Halle war eine zweite Gruppe an der Arbeit.
Hugo wuchtete mich über die Schulter wie einen Mehlsack
und lief mit mir zur Tür. Hinter uns hörte ich Metall kreischen
und dann ein lautes Scheppern. Hugo drehte sich für einen
schnellen Blick um, da konnte ich sehen, dass ein großes Stück
aus dem Dach auf den Boden gekracht war. Immer noch zischten die Schneidbrenner über unseren Köpfen. Die zweite Luke
war ebenfalls so gut wie fertig. Seile wurden durch die frisch
geöffneten Luken geworfen, und an den Seilen glitten bewaffnete Männer herab. Einen Moment kam ich vollkommen
durcheinander, weil ich glaubte, dass die Männer die Uniform
eines Sondereinsatzkommandos trugen. Wo hatte Hooker ein
SWAT-Team aufgetrieben? Doch dann erkannte ich, dass sie
Leder trugen. Hooker hatte eine Motorradgang rekrutiert. Das
zweite Stück der Dachverkleidung knallte auf den Boden, kurz
darauf kam Hooker herabgesegelt.
Hugo wandte sich von dem Tohuwabohu in der Halle ab
und rannte durch das Gewehrfeuer auf den großen Militärhubschrauber zu. Der Rotor hatte sich schon zu drehen angefangen, wurde allmählich schneller und wirbelte im Halbdunkel
vor der Morgendämmerung immer mehr Staub auf. Salzar war
bereits an Bord. Torres stand mit einem Gehilfen an der Ladeluke. Die beiden warteten auf mich. Ich war ihre Geisel. Ich
war ihre letzte Chance, den Kanister zu bekommen.
Hugo lief mit mir bis zur Hubschrauberluke und versuchte,
mich dort Torres und seinen Gehilfen zu übergeben, aber ich
stemmte mich mit beiden Füßen in den Rahmen. Dann hörte
ich Hugo ein merkwürdiges Grunzgeräusch ausstoßen und in
mein Ohr seufzen, im nächsten Moment ließ er mich los und
plumpste krachend auf den Rücken. Ich bohrte die Fingernägel
in Torres’ teures Anzugjackett, stemmte mich noch mal mit
aller Kraft gegen die Tür und schaffte es, Torres aus dem Hubschrauber zu ziehen. Beide flogen wir durch die Luft auf den
Boden, wo Torres auf mir landete. Ich war wie gelähmt und
gleichzeitig absolut angewidert. Torres auf mir zu haben war
genauso unangenehm wie Spinnen und Egel im Haar. Ich zog
mit dem ganzen Körper eine Grimasse, rollte Torres von mir
herunter und richtete mich hastig auf.
Salzar schrie dem Piloten zu, endlich abzuheben, da erhob
sich der Vogel mühsam in die Luft.
Augenblicklich wurden mehrere Salven auf den davonfliegenden Hubschrauber abgegeben. Ich schirmte die Augen
gegen den Staub ab, aber sogar durch meine Finger hindurch
konnte ich die Flammen sehen, die aus dem Boden des Helikopters schlugen. Der Hubschrauber verharrte ein paar Sekunden lang reglos in der Luft und wirbelte dann in einer
irren Spirale davon wie ein verrückt gewordener, fliegender
Kreisel. Erst stieg er weiter auf, dann sackte er nach unten
und krachte in den Sumpf. Zwei Explosionen waren zu hö
ren, dann schossen Flammen in die Luft und griffen auf das
Sumpfgras über.
Im selben Moment stand Hooker hinter mir. Er packte mich
und schloss mich in die Arme. »Ist alles okay?«, brüllte er.
»Ich bin nur total fertig.«
»Ich hatte solche Angst, dass du tot sein könntest. Das wäre
für mich das Allerschlimmste gewesen. Dann hätte ich vor all
diesen Typen weinen müssen.«
»In der NASCAR wird nicht geweint?«
»Scheiße, nein. Wir sind richtige Männer.«
Dann gab er mir einen Kuss mit einer Menge Zunge und einer Hand auf meinem Hintern.
»Deine Hand liegt auf meinem Hintern«, sagte ich, als er
fertig geküsst hatte.
»Bist du sicher?«
»Also, jedenfalls liegt irgendeine Hand auf meinem Hintern.«
»Dann wird es wohl meine sein«, sagte er.
Ich stupste Hugo mit dem Fuß an und wälzte ihn auf den
Bauch. In seinem Rücken steckten zehn Pfeile. Die Pfeile waren groß genug, um einen Elch umzuhauen. Torres hatte drei in
seiner Brust stecken.
»Wie ich sehe, habt ihr diese Betäubungspfeile eingesetzt,
von denen wir gesprochen haben«, sagte ich zu Hooker.
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