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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt
Autoren: Janet Evanovich
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in der Dunkelheit
kaum noch was zu sehen. Jede Menge Schwarz. Hin und wieder ein helles Rechteck an einem Haus. Die Scheinwerfer der
vereinzelten Autos auf dem Weg nach Miami oder in den Sü
den. Maria sagte kein Wort. Sie hatte ihren ganzen Zorn aufgebraucht und saß jetzt zusammengesunken auf ihrem Platz,
kleiner, als ich sie in Erinnerung hatte.
Es ist schwer, die Zeit zu schätzen, wenn nirgendwo eine
Uhr zu sehen ist, aber ich vermute, dass wir dreißig bis vierzig
Minuten gefahren waren, als der Wagen abbremste und auf
eine ungeteerte Nebenstraße bog. Nach ein paar hundert Metern hatten wir unser Ziel erreicht. Nachdem ich aus der Limousine gezerrt worden war, blieb ich einen Moment stehen
um mich umzusehen. Ich stand auf einem weiten Grundstück
mit festem Erdboden, um das Grundstück herum waren hohes
Gras und Sumpf. In der Mitte des freien Geländes erhob sich
eine große Zementsteinhalle mit Wellblechdach. Direkt dahinter stand der Flex-Helikopter, daneben ein großer Militärhubschrauber. Vor dem Gebäude, nicht weit von uns entfernt,
parkten mehrere Autos. Eine einsame Lampe funzelte über der
Tür am einen Ende. Zahllose geflügelte Krabbeltiere donnerten unermüdlich ihre Schädel gegen das Glas. Kein gutes
Omen, dachte ich. Neben dem Bau waren vier tragbare Bautoi
letten aufgereiht. Ein weiteres schlechtes Omen.
Die Halle war so groß, dass etwa acht schwere Lastzüge
darin Platz gefunden hätten. Tatsächlich parkte nur einer an
der Rückseite der Halle. Der Boden war aus Fließbeton und
übersät mit Ölflecken, Getriebeölspritzern und all den anderen
Hinterlassenschaften, die überall dort anfallen, wo Autos und
Lastwagen im Spiel sind. Daneben gab es noch einige andere
Flecken, die ich lieber nicht allzu genau in Augenschein nehmen wollte.
Fenster gab es keine. Ein großer Ventilator dröhnte an der
Wand gegenüber und erzeugte einen leichten Windzug. Zur
Beleuchtung hingen Neonröhren unter dem Dach. Die Luft
war feucht und schmeckte metallisch. Die Tür bestand aus
massivem Metall. Eine todsichere Brandschutztür. Auf der
Seite gegenüber waren zwei Garagentore eingelassen. Auch
die Tore waren massiv. Das hier war keine gewöhnliche Garage. Es war eher eine zum Bunker ausgebaute Lagerhalle.
Auf einem Gabelstapler stand eine Holzkiste. Das Gold war
verladebereit. Rund um einen rechteckigen verschrammten
Holztisch war eine zusammengewürfelte Ansammlung von
Stühlen zusammengezogen worden. Nur eine einsame Coladose stand auf dem Tisch. Ein kleiner, an einem Wandstecker
hängender Fernseher stand auf einem Klappstühlchen. Hinter
dem Tisch gab es noch eine Behelfsküche mit verrostetem
Kühlschrank, Kaffeemaschine und einer Wärmeplatte.
Dave hatte uns erzählt, dass Maria in der Lagerhalle von
vier Männern bewacht würde. An diesem Abend waren es
zwanzig. Die Männer arbeiteten, fegten den Boden oder verluden Kisten voller Waffen und dazu unzählige, wahrscheinlich
gestohlene Konsumgüter sowie mehrere eiserne Aktenschränke in den Lastzug. Dave hatte uns auch erzählt, dass Salzar
über eine kleine Armee von zu allem entschlossenen Männern
verfüge, fast ausnahmslos illegale Einwanderer, die von Marcos handverlesen Mann für Mann an Bord der Flex ins Land
geschmuggelt worden waren. Dies hier war ganz offensichtlich
ein Teil seiner Armee.
Ich sah nirgendwo einen abgetrennten Raum. Keine Toilette. Kein Büro. Eine Holzbank stand mehr oder weniger mitten
im Raum. Sie war lang und schmal, in die Sitzfläche waren
schwere Metallringe eingelassen.
Maria und ich wurden an die Ringe gekettet.
»Was sollen wir mit ihnen machen?«, fragte einer der Männer.
»Nichts«, antwortete Hugo. »Salzar will, dass wir sie in
Frieden lassen, bis er herkommt.«
Nach mehreren Stunden war mir der Hintern eingeschlafen,
und der Rücken tat mir weh. Gott sei Dank musste ich nicht
auf die Toilette, weil man uns gleich zu Anfang erklärt hatte,
dass das nicht in Frage kam. Meine beiden Handgelenke waren
festgekettet, sodass ich mich auch nicht hinlegen konnte. Inzwischen verstand ich, warum Maria so tiefe Ringe unter ihren
eingesunkenen Augen hatte. Sie war total erschöpft. Wahrscheinlich hatte sie noch andere Gründe für ihre eingesunkenen Augen, aber darüber wollte ich lieber nicht nachdenken.
Ich musste mich so schon genug zusammenreißen, um nicht
auszuflippen.
Niemand interessierte sich für Maria oder mich. Worüber
ich mich wirklich nicht beschweren will. Nur Hugo kam von
Zeit zu Zeit vorbei. Dann
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