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Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft

Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft

Titel: Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft
Autoren: KATHIE DENOSKY
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sah, dass Melissa in der frischen Morgenbrise fröstelte, legte sie ihr den Arm um die Taille. „Komm, lass uns reingehen. Ich mach uns beiden einen Becher Tee. Du hast doch sicher Kräutertee zu Hause?“
    „Ja.“
    Ein paar Minuten später saßen beide am Tisch, und Melissa starrte blicklos auf ihren Becher.
    „Seid ihr denn sicher, dass ihr euch nicht aussprechen und wieder zusammenfinden könnt?“, fragte Erica leise.
    „Ich wüsste nicht, wie.“ In der letzten Nacht, der längsten und schrecklichsten Nacht ihres Lebens, hatte Melissa sich tausendmal gefragt, ob ihre Entscheidung richtig war. Und immer wieder musste sie sich sagen, dass sie das Richtige getan hatte. „Wir haben beide sehr unterschiedliche Vorstellungen von einer Ehe. Und daran wird sich wohl nichts ändern.“
    Erica schwieg und sah die Schwester und Freundin traurig an. „Kann ich gar nichts für dich tun?“, fragte sie dann.
    „Doch. Du kannst bei mir sein, wenn ich dem Rest der Familie sagen muss, dass Shane und ich uns getrennt haben.“
    „Das ist doch selbstverständlich. Und du weißt auch, dass du immer auf Avery zählen kannst. Außerdem bin ich sicher, dass deine Brüder dich in jeder nur erdenklichen Weise unterstützen werden.“
    „Das kann ich nur hoffen.“ Da Erica nicht bei den Jarrods aufgewachsen war, konnte sie nicht wissen, wie wichtig vor allem den Brüdern der Ruf vom Jarrod Ridge und das Bild war, das sie nach außen abgaben. „Ich habe beschlossen, möglichst bald nach Kalifornien zurückzukehren“, sagte Melissa müde. „So kann ich die Schwangerschaft vor den Investoren verheimlichen und bringe dann eben mein Kind in Kalifornien zur Welt.“
    „Aber das kannst du nicht tun, Melissa. Du verlierst dann doch deinen Anteil an dem Erbe. Das wird keiner wollen.“
    „Aber wenn ich hierbleibe, verliert das Jarrod Ridge die Unterstützung von einigen sonst sehr spendablen Geldgebern und kann Veranstaltungen wie die Food and Wine Gala nicht mehr ausrichten.“ Ihr dröhnte der Kopf, und sie rieb sich die Schläfen. „Unseren wichtigsten Investor haben wir sowieso schon verloren.“
    Erica runzelte die Stirn. „Wen denn?“
    Melissa warf der Schwester ein trauriges Lächeln zu. „Shane.“
    „Meinst du wirklich, dass er kein Geld mehr gibt, weil ihr beiden nicht mehr zusammen seid? Er hat doch an diesen Investitionen auch ganz gut verdient. Diesen Geldhahn wird er nicht zudrehen wollen.“
    „Ich weiß nicht. Für uns beide wäre eine solche Situation mehr als unbehaglich.“ Vorsichtig trank sie einen Schluck Tee. „Aber abgesehen von Shane, es gibt durchaus einige Investoren, die die Tatsache skandalös finden, dass ich ein Kind bekomme, ohne verheiratet zu sein.“
    „Aber Melissa, ich finde, du räumst diesen Leuten viel zu viel Macht über dich ein. Was du in deinem Privatleben tust, geht niemanden etwas an.“
    „Das hat Shane auch gesagt.“ Vielleicht hatten sie ja recht, vielleicht sollte ihr gleichgültig sein, was man von ihrer Familie hielt. Aber es war nicht leicht, in diesem Punkt umzudenken. Denn solange sie sich erinnern konnte, hatte ihr Vater seinen Kindern eingetrichtert, dass ihr Verhalten ganz wesentlich dazu beitrug, wie das Resort angenommen wurde, also direkt für den Erfolg vom Jarrod Ridge verantwortlich war.
    „Das Wesentliche ist, dass du deine Entscheidungen nicht sofort treffen musst.“ Erica stand auf und stellte ihren Becher in die Spüle. „Du hast noch viel Zeit und kannst in Ruhe überlegen, was für dich das Beste ist. Und nur darauf kommt es an.“
    Nachdem Erica gegangen war, saß Melissa noch lange am Tisch und dachte über das nach, was die Schwester gesagt hatte. Heutzutage wurden viele ledige Frauen Mutter, und kein Mensch dachte sich etwas dabei. Warum machte sie sich dann so viele Gedanken um diese beiden verknöcherten Alten? Sollte sie sich etwa derentwegen ihr Erbteil entgehen lassen?
    Nein. Was sie als Einziges zu interessieren hatte, war die Einstellung ihrer Familie in dieser Angelegenheit. Die Geschwister hingen aneinander, und nach dem Tod des Vaters fühlten sie sich noch enger verbunden. Vielleicht würden die Brüder auf ihrer Seite sein und ihre Entscheidung unterstützen, in Aspen zu bleiben.
    Plötzlich fühlte sie sich schon sehr viel besser. Sie richtete sich gerade auf. Nein, es war gleichgültig, was Leute wie Clara Buchanan und Elmer Madison von Frauen dachten, die ledig waren und trotzdem Mutter wurden. Es war ihr, Melissas, Leben, und sie
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