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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte
Autoren: Jasper Fforde
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diesem Jahr nur Außenseiterchancen eingeräumt... «
    (4) »... Seit über 87 Jahren soll heute zum ersten Mal wieder ein episches Gedicht gebaut werden. Titel und Gegenstand sind noch nicht bekannt, aber Beobachter sind jetzt schon der Ansicht, dass es sich um einen aussichtslosen Versuch handelt: Die nötigen Fertigkeiten sind praktisch ausgestorben. In der nächsten Woche wird unter dem Namen
Prêt-à-Écrire
eine neue Handelskette mit Fertiggefühlen und bewährten Erzähltechniken von der Stange eröffnet... «

2. Im Inneren von Caversham Heights
    Projekt/YGIO/1204961/: Arbeitstitel: Caversham Heights. Ursprungsland: UK. Letzte Fassung: 1976. Umfang: 90 000 Wörter. Gattung: Kriminalroman. Betriebssystem: Book V7.2.
Grammasitenbefall: 1 Brutpaar der geschützten Art
parenthium
. Beurteilung: Standard-Krimi mit Kommissar Jack Spratt. Schauplatz der Handlung ist Reading (England). Die Handlung (soweit erkennbar) kreist um einen Drogenbaron, der die Kontrolle über die Unterwelt der Stadt übernimmt. Schematischer Aufbau, blasse Figuren, wenig überzeugende Polizeiarbeit und ein Erzähltempo, das zu lahm ist, um Schnecken zu fangen. Empfehlung: Nicht zur Veröffentlichung geeignet. Gegenwärtiger Status: Die untere Naturschutzbehörde hat gegen die geplante Verschrottung Einspruch erhoben. Der endgültige Bericht der vom Gattungs-Rat eingesetzten Prüfungskommission wird erwartet.
    Wochenblatt des unliterarischen Untergrunds 1982, Bd. CLXI, Sp. 564
    Am nächsten Morgen hatte ich Gelegenheit, mit ibb und obb den Zerfall des Frühstücks zu diskutieren. Ich erklärte ihnen, dass die Getreideflocken üblicherweise
vor
dem Speck und den Eiern verzehrt werden, während der Toast und der Kaffee keinen festen Platz in der Abfolge haben. Dass Zitronen- und Orangenmarmelade fast ausschließlich zum Frühstück serviert werden, wollte ihnen gar nicht einleuchten. Ich war gerade dabei, ihnen die technischen Möglichkeiten eines in Milchkaffee getunkten Croissants zu erläutern, als der Briefschlitz klapperte und ein Exemplar der
Toad
auf den Fußboden plumpste.
    Der einzige Bericht befasste sich mit irgendwelchen Schießereien zwischen Drogenbanden in Reading. Das gehörte zur Handlung von
Caversham Heights
und erinnerte mich schmerzlich daran, dass ich früher oder später - wahrscheinlich früher - in die Rolle von Mary würde schlüpfen müssen, wenn ich meinen Verpflichtungen aus dem Figuren-Austausch-Programm gerecht werden wollte.
    Ich las mir die von Mary gelieferte Zusammenfassung noch einmal durch, die mir zwar einen umfassenden Eindruck vom Inhalt der einzelnen Kapitel verschaffte, aber keine Angaben darüber enthielt, was ich denn genau sagen oder tun musste. Ich hatte auch nicht sehr lange Zeit, darüber nachzudenken, denn plötzlich klopfte es, und ein Mann mit einem Hut namens Wyatt erschien.
    »Entschuldigung«, sagte er verlegen. »Natürlich heißt nicht der Hut Wyatt.«
    »Das hab' ich mir fast gedacht, Mr Wyatt.«
    Ausgeleiert und hölzern hielt er sein Klemmbrett.
    »Oh, verflixt!« sagte er wie jemand, der gerade George Sand in einem Saal voller Französischlehrerinnen mit dem Personalpronomen »er« zu bezeichnen versucht hat. »Jetzt ist es schon wieder passiert.«
    »Stört mich überhaupt nicht«, sagte ich. »Was kann ich für Sie tun, Mr Wyatt?«
    »Sehr liebenswürdig. Als Angehörige des Figuren-Austausch-
    Programms möchte ich Sie bitten, sich nach Reading zu begeben, äh -« Seine Schultern sanken herab. »Nein, ich bin ja gar keine Angehörige des Figuren-Austausch-Programms, das sind Sie. Und deshalb möchte ich Sie bitten, nach Reading zu fahren.«
    »Gewiss doch. Haben Sie eine genaue Adresse für mich?«
    Schmutzig und eselsohrig reichte er mir den Lieferschein von seinem Klemmbrett. Und noch ehe er sich erneut entschuldigen konnte, sagte ich: »Alles klar, ich habe verstanden.«
    Sein Zustand war offenbar chronisch, aber als er merkte, dass ich ihm sein Leiden nicht übel nahm, hellte seine Stimmung sich auf.
    »Trotz des seit zehn Jahren über uns schwebenden Verschrottungs-Befehls sollten Sie das bitte ernst nehmen«, sagte er. »Die letzte Austausch-Figur war da sehr nachlässig. Wir mussten sie staubig und asphaltbedeckt auf der Straße davonjagen.«
    Er hob fragend eine Augenbraue.
    »Ich werde Sie nicht enttäuschen«, versicherte ich.
    Er bedankte sich klein, braun und buschig, lüpfte den Hut namens Wyatt und machte sich dünn.
     
    Ich nahm Marys Wagen und fuhr auf der M4 nach
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