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Throne of Glass – Die Erwählte

Throne of Glass – Die Erwählte

Titel: Throne of Glass – Die Erwählte
Autoren: Sarah Maas
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wären ihm vielleicht nicht genug.
    ~
    Celaena stand in der Gruft und wusste, dass sie träumte. Im Traum kehrte sie oft in die Gruft zurück – um den Ridderak noch einmal zu töten, um in Elenas Sarkophag eingesperrt zu sein, um vor einer gesichtslosen jungen Frau mit goldenem Haar und einer viel zu schweren Krone zu stehen –, aber heute Nacht … heute Nacht waren da nur sie und Elena und die Gruft war erhellt vom Mondschein. Vom Leichnam des Ridderak keine Spur.
    »Wie geht es mit deiner Genesung voran?«, fragte die Königin, seitlich an ihren eigenen Sarkophag gelehnt.
    Celaena blieb an der Tür stehen. Statt der Rüstung trug die Königin wieder ihr gewohntes fließendes Kleid. Auch die Wildheit war aus ihren Zügen verschwunden. »Gut«, antwortete Celaena und sah an sich hinunter. In dieser Traumwelt waren ihre Verletzungen verschwunden.»Ich wusste nicht, dass Ihr eine Kriegerin wart«, fügte sie hinzu und deutete mit dem Kinn auf Damaris.
    »In den Geschichtsbüchern ist vieles nicht erwähnt worden.« In Elenas blauen Augen schimmerten Bedauern und Verärgerung. »Ich habe in den teuflischen Kriegen gegen Erawan auf den Schlachtfeldern gekämpft – an Gavins Seite. Dabei haben wir uns verliebt. Aber in euren Legenden bin ich ein Burgfräulein und warte in einem Turm, mit einer magischen Halskette, die dem heldenhaften Prinzen helfen soll.«
    Celaena griff sich an das Amulett. »Das tut mir leid.«
    »Du könntest anders sein«, sagte Elena ruhig. »Du könntest bedeutend sein. Bedeutender als ich – als wir alle.«
    Celaena öffnete den Mund, aber die Worte kamen nicht heraus.
    Die Königin machte einen Schritt auf sie zu. »Du könntest die Sterne ins Wanken bringen«, flüsterte sie. »Du könntest alles tun, wenn du nur den Mut dazu hättest. Tief in deinem Herzen weißt du das. Und das erschreckt dich am allermeisten.«
    Sie ging auf Celaena zu und die Assassinin hätte sich am liebsten umgedreht und wäre weggelaufen. Die leuchtenden, eisblauen Augen der Königin waren so durchscheinend wie ihr schönes Gesicht. »Du hast das Böse, das Cain in die Welt gebracht hat, aufgespürt und besiegt. Und jetzt bist du der Champion des Königs. Du hast getan, worum ich dich gebeten habe.«
    »Ich habe es für meine Freiheit getan«, erwiderte Celaena. Elena warf ihr ein vielsagendes Lächeln zu, bei dem Celaena am liebsten geschrien hätte, aber sie ließ sich nichts anmerken.
    »Das behauptest du! Aber als du um Hilfe gerufen hast – als das Amulett abriss und du in Not warst –, wusstest du, dass jemand dich erhören würde. Du wusstest, dass ich dich erhören würde.«
    »Warum?«, wagte Celaena zu fragen. »Warum habt Ihr mich erhört? Warum muss ich der Champion des Königs sein?«
    Elena sah auf zum Mondlicht, das in die Gruft fiel. »Weil es Menschen gibt, die genauso dringend von dir gerettet werden müssen, wie du selbst gerettet werden musst«, antwortete sie. »Selbst wenn du es weiter abstreitest, es gibt hier Menschen – deine Freunde –, die dich brauchen. Denk nur an deine Freundin Nehemia. Ich wurde von einer Stimme aus meiner ewigen Ruhe geweckt. Und diese Stimme gehört nicht nur einer Person, sondern vielen. Manche flüstern, andere schreien, manche sind sich dessen nicht einmal bewusst. Aber alle wollen dasselbe.« Sie legte den Finger mitten auf Celaenas Stirn. Hitze flackerte auf und blaues Licht huschte über Elenas Gesicht, als Celaenas Zeichen aufflammte und wieder verblasste. »Und sobald du bereit bist – sobald auch du sie schreien hörst –, wirst du verstehen, warum ich zu dir gekommen bin und dir beigestanden habe und auch in Zukunft über dich wachen werde, egal wie oft du mich wegschickst.«
    Celaenas Augen brannten und sie wich einen Schritt in Richtung Tür zurück.
    Elena lächelte traurig. »Bis es so weit ist, bist du genau am richtigen Platz. An der Seite des Königs wirst du sehen können, was getan werden muss. Aber jetzt genieß erst einmal deinen Erfolg.«
    Celaena wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, was man noch alles von ihr verlangen könnte, aber sie nickte. »Gut«, hauchte sie und setzte sich in Bewegung, sah im Gang aber noch einmal dorthin zurück, wo die Königin immer noch stand und ihr mit diesen traurigen Augen nachblickte. »Danke, dass Ihr mir das Leben gerettet habt.«
    Elena neigte den Kopf. »Blutsbande sind unverbrüchlich«, flüsterte sie, bevor sie verschwand. Ihre Worte hallten in der stillen Gruft.

55
    A m nächsten Tag
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