Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Angstschweiß ausbrach. Er brachte kein Wort heraus.
    » Du bist der letzte Sprecher«, fuhr Sebastian fort, » und wenn du zum Rednerpult gehst, werden dir alle anderen Kinder und Jugendlichen folgen. Es wird eine beeindruckende Menge sein, der die Mitglieder des Verwaltungsrats ins Gesicht sehen müssen. Du musst es tun, Theo.«
    » Das kann ich nicht«, stammelte Theo. Sein Mund war schon jetzt wie ausgedörrt.
    » Natürlich kannst du das. Wir haben gehört, dass der Verwaltungsrat und viele andere die Jugendlichen kennenlernen wollen, die das Video gedreht haben. Du bist unser Mann, Theo.«

Achtundzwanzig
    Seine Füsse schienen bleischwer. Als Theo durch den Mittelgang marschierte, der direkt zum Rednerpult führte, hinter dem ihm die unbarmherzigen Gesichter der Verwaltungsratsmitglieder entgegenblickten, wurde ihm plötzlich klar, dass er nichts zu sagen hatte. Er war nicht vorbereitet. Hatte sich nicht eine einzige Notiz gemacht. Er war in Panik, wie betäubt, bekam kaum Luft und wäre plötzlich am liebsten weggelaufen, im Erdboden versunken. Links neben dem Gang tauchte ein vertrautes Gesicht auf. Es war der Major, der ihn mit stolzem Lächeln ansah und eine Faust geballt hatte, als wollte er Theo anfeuern.
    Theo wusste, dass er nicht allein war, er spürte das Gedränge hinter sich und sah, wie sich Kinder und Jugendliche von rechts und links dem Zug anschlossen. Als er am Rednerpult eintraf, scharten sie sich um ihn. Dutzende von Kindern und Jugendlichen, vielleicht Hunderte, alle in gelber Kampfausrüstung. Von den kleinen Kindern aus der Vorschule der Jackson Elementary School bis zu den Jugendlichen aus der Aktivistengruppe um Theo und Hardie. Sie drängten sich als gelbe Masse um das Rednerpult und sahen die Ratsmitglieder an.
    Widerwillig trat Theo ans Pult. Er griff nach dem Mikrofon, zog es ein paar Zentimeter nach unten und überlegte verzweifelt, was er sagen sollte. Im Saal war es mucksmäuschenstill. Der aufgebrachte Mob war vom Mut der Kinder zum Schweigen gebracht worden.
    Theo versuchte panisch, sich alle Regeln und Tipps aus dem Debattierclub ins Gedächtnis zu rufen, aber in diesem entsetzlichen Augenblick war sein Gehirn wie leergefegt. Er stand stocksteif und hatte sich noch nie so gefürchtet. Nach ein paar Sekunden verlegenen Schweigens wurde ihm klar, dass niemand für ihn sprechen würde. Er räusperte sich, zog die gelbe Maske vom Gesicht und stellte sich vor.
    » Ich bin Theo Boone und besuche die achte Klasse der Strattenburg Middleschool.«
    Mr. Cerroni kam ihm zu Hilfe. » Bist du der Junge, der das YouTube-Video gedreht hat?«
    » Ja, gemeinsam mit meinen Freunden.«
    Die Menge tobte vor Begeisterung. Theo verschlug es den Atem. Er warf einen Blick über die Schulter: Im Saal waren die Menschen aufgesprungen und jubelten ihm zu. Mühsam brachte er ein Lächeln zustande. Bei der letzten Zählung war das Video mehr als hunderttausend Mal aufgerufen worden, und Theo vermutete, dass jeder im Saal das Video gesehen hatte– und wahrscheinlich nicht nur einmal.
    » Danke für dieses Video, Mr. Boone «, sagte Mr. Cerroni, als sich die Menge wieder beruhigt hatte.
    Kein anderer im Verwaltungsrat schien diese Dankbarkeit zu empfinden, aber nun hatte auch Sam McGray plötzlich eine Frage.
    » Bist du der Junge mit dem Hund?«
    » Ja, der bin ich.«
    » Wenn ich mich recht erinnere, hast du die Befürworter der Umgehungsstraße in der Zeitung als Kriminelle bezeichnet.«
    Ein paar Pfiffe aus der Menge, Unterstützer von Theo, denen die Frage missfiel. Ihm wurde klar, dass sein Alter ein Vorteil war. Die Verwaltungsratsmitglieder konnten es sich nicht leisten, unhöflich oder grob zu werden. Schließlich war er erst dreizehn.
    » Nein, das habe ich nicht«, erwiderte er kühl. » Ich habe von kriminellen Machenschaften gesprochen und mich dabei auf die Schläger bezogen, die meinen Hund halb tot geprügelt haben.«
    Mr. McGray nickte, sagte aber nichts mehr.
    » Wie geht es dem Hund?«, erkundigte sich Mr. Cerroni.
    » Danke, gut.«
    Vereinzelter Beifall wurde laut.
    » Können wir jetzt weitermachen?«, fragte Mr. Grimes höchst irritiert. Er hatte genug von diesen Bälgern mit ihren gelben Masken und Bandanas.
    » Sie haben das Wort, Mr. Boone «, erklärte Mr. Stak als Vorsitzender. » Nicht länger als fünf Minuten.«
    Seine schwarzen Augen schienen Theo durchbohren zu wollen. Theo musste den Blick abwenden. Er bekam keine Luft mehr, konnte keinen klaren Gedanken fassen, stand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher