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Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: John Grisham
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Fahrzeuge täglich direkt an einer Vor- und Grundschule und an einer Fußballanlage vorbeizuleiten. Mindestens zehntausend davon werden große Lkws mit Dieselmotoren sein. Da bisher niemand untersucht hat, wie stark die Luftverschmutzung konkret sein wird, wissen wir, Verzeihung, wissen Sie, überhaupt nicht, worüber Sie hier reden. Niemand weiß das. Allerdings scheint mir, obwohl ich ein Nachwuchs-Jurist und kein Nachwuchs-Naturwissenschaftler bin, auf der Hand zu liegen, dass eine verkehrsreiche, vierspurige Straße auf keinen Fall in unmittelbarer Nähe einer Schule gebaut werden sollte.«
    Hardie, Woody, Chase und April standen direkt hinter Theo und begannen auf dieses Stichwort hin, zu husten und zu würgen. Die anderen schnappten das sofort auf, und etwa dreißig Sekunden lang rang die gesamte gelbe Horde nach Luft, wand und krümmte sich, um die Wirkung der Luftverschmutzung– ein wenig überzogen– zu veranschaulichen.
    Schließlich hob Stak die Hand. » Ist ja gut, das reicht«, sagte er geduldig.
    Das Husten und Würgen hörte schlagartig auf. Das Publikum amüsierte sich ebenso wie die meisten Verwaltungsratsmitglieder und ihre Assistenten.
    » Glücklicherweise liegt meine Schule nicht in der Nähe der geplanten Umgehungsstraße«, fuhr Theo fort, » aber ich möchte Ihnen trotzdem etwas über meine Schule erzählen. In den vergangenen beiden Monaten war die Schule gezwungen, Kurse zu streichen, Teilzeitbeschäftigte, Brandschutzbeauftragte, Hausmeister und Kantinenangestellte zu entlassen und Exkursionen abzusagen. Diese Dinge geschehen überall im Bezirk. Warum? Budgetkürzungen. Nicht genügend Einnahmen. Und das gilt nicht nur für die Schulen. Polizei und Feuerwehr mussten Mitarbeitern kündigen. Straßenreinigung, Müllabfuhr, Parks und Freizeiteinrichtungen– überall wurde gekürzt. Das ist Ihnen bekannt, weil Sie selbst gezwungen waren, Einschnitte im Budget des County vorzunehmen.« Eine weitere Pause, während Theo zum vernichtenden Schlag ausholte. » Wie können Sie als Verantwortliche unseres Bundesstaates einerseits Gelder kürzen und andererseits eine Umgehungsstraße ins Nirgendwo genehmigen, die zweihundert Millionen Dollar kosten wird?«
    Die Menge tobte, und binnen Sekunden waren viele applaudierend aufgesprungen. Die Ovationen wollten kein Ende nehmen und wurden immer lauter. Theo trat einen Schritt zurück. Stak hob die Hand, um Ordnung zu gebieten, fand aber keine Beachtung. Was hätte er auch tun sollen? Mehrere hundert Menschen gleichzeitig festnehmen lassen? Klugerweise blieb er mit grimmiger Miene sitzen und ließ den Aufruhr über sich ergehen. In einer kurzen Sekunde begegnete sein Blick dem von Theo, und beide wussten, was Sache war.
    Theo war klar, dass seine improvisierte kleine Ansprache nicht mehr zu toppen war. Mr. Mount sagte immer, man solle aufhören, solange man noch im Vorteil sei. Viele Sprecher verlören ihr Publikum, weil sie kein Ende finden konnten. Außerdem war Theo erleichtert, es überhaupt so weit geschafft zu haben, und hatte keine neuen Argumente mehr. Als sich die Menge endlich beruhigt hatte, trat er wieder ans Mikrofon.
    » Danke.«
    » Danke, Mr. Boone «, sagte Stak.
    Es war fast Mitternacht. Der letzte Sprecher war fertig. Auf der Tagesordnung stand nur noch die Abstimmung über die Umgehungsstraße. Es lag auf der Hand, dass sich die Menge nicht von der Stelle rühren würde, bis der Verwaltungsrat abgestimmt hatte. Die Kinder in Gelb gingen nicht auf ihre Plätze zurück. Stattdessen drängten sie sich um das Rednerpult und in den Gängen eng zusammen, so nah wie möglich an den Mitgliedern des Verwaltungsrats. Sie hakten sich unter und setzten sich auf den Boden.
    » Geht auf eure Plätze«, sagte Stak, aber die Kinder schüttelten den Kopf. Sie hatten nicht vor, sich von der Stelle zu rühren.
    Hinten im Saal erhob sich eine laute Stimme: » Abstimmen!« Das löste eine weitere ohrenbetäubende Runde von » Abstimmen! Abstimmen!«-Rufen aus. Die Wände bebten, die Fenster klirrten, und die Verwaltungsratsmitglieder wirkten entnervt und verwirrt. Sie hätten sich gern wie üblich in ein Hinterzimmer zurückgezogen, um einen Kompromiss auszuhandeln, bevor sie an die Öffentlichkeit gingen. Aber nicht heute, nicht in diesem Augenblick. Es blieb ihnen nichts anders übrig, sie mussten abstimmen.
    Stak hob erneut die Hand und brachte die Menge schließlich unter Kontrolle.
    » So, nach der Geschäftsordnung des Verwaltungsrats müssen wir nun
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