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Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Titel: Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
Autoren: Jana Paradigi
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hätte schwindeln lassen. Doch Rian war unbeeindruckt; konzentriert musterte sie das Blätterdach unter sich und die aufragende Opalwand, während sie rätselte, wo dieser Schandsänger wohl lebte. Dabei fiel ihr ein Stückchen unterhalb des Plateaus eine Stelle auf, an der die glatte Oberfläche des Steins unterbrochen war. Ein Riss ging quer hinein, von dem Splitter abgebrochen waren. Es war die einzige Stelle, die Wind und Regen nicht glatt geschliffen hatten. Wenn Windreiter wiederkam, musste Rian ihn bitten, mit ihr dorthin zu fliegen, damit sie sich vielleicht ein paar Steine mitnehmen konnte. Sie liebte das Glitzern von Opalen.
    Seufzend schob sie sich wieder zurück und stand gerade vorsichtig auf, als plötzlich jemand laut und keckernd hinter ihr lachte. Langsam und vorsichtig, um nicht auf dem glatten Stein auszurutschen, drehte sie sich um.
    Ein Vogel saß vor ihr, etwa eine Elle hoch, und musterte sie mit leicht schräg gelegtem Kopf, die weiß gefiederte Brust vorgestreckt und die dunkleren Federn über dem Schnabel vom Wind etwas aufgestellt. Plötzlich reckte er den Kopf hoch, stellte den ebenso wie Rücken und Flügel dunkel gefiederten Schwanz hoch und gab erneut das Lachen von sich, das sie zuvor gehört hatte.
    Unwillkürlich musste Rian lächeln. »Bist du der Schandsänger, von dem Yacowie gesprochen hat?«, fragte sie. »Lachst du ihn jeden Morgen aus und ärgerst ihn damit?«
    Erneut legte der Vogel den Kopf schräg. »Ist nicht schwer«, sprach er plötzlich krächzend. »Ist nicht schwer, ihn aufzuregen. Ist nicht schwer.« Erneut reckte er den Kopf und lachte.
    »Warum tust du es? Warum ärgerst du ihn?«
    »Goo-goor-gaga ärgert Yacowie schon, seit Traumzeit sich von Zeit getrennt; und seit Traumzeit sich von Zeit getrennt, wirft Yacowie den Bumerang nach Goo-goorgaga. So muss es sein, so war es immer.«
    »Aber in den letzten Tagen war es nicht mehr so, weil jemand den Bumerang gestohlen hat. Hast du eine Ahnung, wer das war?«
    Der Vogel neigte den Kopf zur anderen Seite. »Niemand gestohlen. Yacowie wird alt. Kann nicht mehr richtig werfen. Ist alter Knochenbeutel geworden.« Erneut das Gelächter.
    »So, wie du auch alt werden wirst, Goo-goor-gaga. Du wirst deine Federn verlieren und zu schwach werden zum Fliegen, und du wirst dich in irgendeine Ecke verkriechen und vergehen. Wir alle werden vergehen, wenn Yacowie seinen Bumerang nicht zurückbekommt.«
    Fallende Blätter … Stumme Steine, die einst Uralte Elfen gewesen waren … Weiße Strähnen in Fanmórs Haar …
    Rian schüttelte die Gedanken ab.
    »Und das alles nicht geschieht, wenn Yacowie bekommt Bumerang zurück?«, fragte Goo-goor-gaga.
    Rian senkte den Blick und strich ihre Hose glatt. »Das kann ich nicht versprechen. Aber es gibt mir die Möglichkeit, weiter nach dem zu suchen, was uns heilt. Und ganz sicher kann ich damit einen treuen Begleiter retten.«
    »Was ist mit Begleiter? Was passiert?«
    »Yacowie will ihn töten und aus seinem Haar eine Matte weben.«
    »Matte. Yacowie bekommt kalte Knochen, will warme Matte.« Er lachte. »Yacowie keine Matte, Yacowie kalt, wird Bangarra ihm mit warmem Feuer einheizen. Wir suchen Bumerang. Yacowie zu schwach geworfen, ist an Fels abgeprallt, liegt irgendwo da unten. Wir suchen. Du ihm sagen, er zu schwach für Bumerang. Soll Bangarra König machen. Feuer von Jugend. Hält länger durch.«
    »Erst der Bumerang.« Sie drehte sich um und sah über die Kante des Felsens. Es ging in steilen Stufen abwärts zum Blätterdach, und sie hatte beim Flug den Eindruck gewonnen, dass die Bäume dieses Waldes in ihrer Größe dem Baumschloss nicht nachstanden. Alles in allem waren sie also sehr weit über dem Boden, und Windreiter war weggeflogen.
    »Goo-goor-gaga kümmert sich um Bumerang.« Kurz flatterte der Vogel mit den Flügeln, dann setzte er sich erneut in Pose und stieß sein Gelächter aus – doch dieses Mal war es so laut, dass Rian sich die Ohren zuhalten musste. Nun verstand sie, wie es möglich war, dass Yacowie den Vogel noch auf der anderen Seite des Waldes hören konnte. Und nicht nur das: Als sie die Hände wieder sinken ließ, vernahm sie eine wilde Kakofonie von Vogelstimmen aus der Tiefe, eine Mischung aus tausendfachem Gesang und Gelächter, das sich wie eine Welle durch den Wald fortpflanzte und schließlich wieder versiegte.
    Augenblicke später bewegten sich direkt unterhalb des eisblauen Felsens die Baumwipfel, als herrsche dort ein starker Sturm. Doch was
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