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Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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sich nach dir erkundigt und gefragt, ob wir uns abends treffen.“
    Ich sah zu den beiden hinüber. Sie schrieben eifrig mit; ich vermutete, dass sie aufgrund der nächtlichen Ereignisse schon zu viel geschwätzt hatten und die Lehrerin ihnen mit Bestrafung gedroht hatte. Ich hatte keine Lust, darüber zu sprechen, was in der Nacht zuvor geschehen war. Aber ich wusste, dass zumindest Victoria ein Recht darauf hatte zu erfahren, warum sie so viel für meine Flucht riskiert hatte, wenn ich dann doch geblieben war.
    Also flüsterte ich: „In Ordnung. Aber nicht hier.“
    Es war zu riskant, alles in unserem Zimmer zu besprechen, jetzt, da meiner Person und meinem Handeln so große Aufmerksamkeit zuteil wurde. Aber auch die Gumpe am Fluss war nicht sicher genug. Das alte Wasserkraftwerk fiel ebenfalls als Treffpunkt flach, weil ich das geheime Lager der Arbeiterschaft nicht vor den Mädels enttarnen wollte. Also blieb noch … Bei dem Gedanken zögerte ich, wartete darauf, dass der Schmerz in meinem Herzen wieder aufloderte, aber er blieb, wie er war. Dumpf und schwer und leblos. „Ich weiß, wo wir hingehen.“
     
    Die Begeisterung meiner Schwestern, als ich sie nach dem Abendessen zur umgestürzten Rotbuche am Fluss führte, fand kein Echo in mir. Ich wusste, dass der Ort zauberhaft war, aber mit dem Verlust seiner Bedeutung als geheimer Treffpunkt mit Louis war auch der Zauber verschwunden, den er einst auf mich ausgeübt hatte. Dennoch rang ich mir ein Lächeln ab. Wir setzten uns auf den Baumstamm und ließen die Beine baumeln.
    Victoria konnte ich nicht täuschen. „Ell, warum bist du noch hier?“, fragte sie mich geradeheraus, während die anderen beiden sich bemühten, Kerzen, Met und Gläser aus dem Rucksack zu holen, ohne eins davon oder sich selbst im Wasser zu versenken.
    „Bist du böse auf mich?“
    Sie umarmte mich. „Natürlich nicht. Ich bin heilfroh, dass du dich für uns entschieden hast.“ Sie sah an mir vorbei und nahm meine kleine Schwester ins Visier. „Für Polly.“
    „Ja.“ Mehr brachte ich zu dem Thema nicht heraus. „Niemand weiß von deiner Beteiligung an der Aktion gestern Nacht“, ließ ich sie leise wissen und sie lächelte.
    „Du bist geflogen!“, rief sie und hob die Arme wie Schwingen in die Luft.
    „Echt?“, schaltete sich Corazon ein und starrte mich neugierig an.
    Ihr Aberglaube hätte mich normalerweise auf die Palme gebracht. So teilte ich ihr aber nur geduldig mit: „Du bist ein Sumpfhuhn. Wie soll ich geflogen sein? Siehst du hier irgendwo Flügel? Oder einen gebrochenen Hals?“
    „Du bist ein Wervogel“, sagte Corazon ernsthaft.
    „Ein was ?“, fragten Polly und ich wie aus einem Mund.
    „Gestern war doch Vollmond. So wie sich manche in Hirsche oder Wölfe verwandeln, verwandelst du dich beim ersten Strahl des vollen Monds in einen Adler. Oder einen Schwan. Oder einen Spatz.“
    „Einen Spatz ?“
    „Egal. Irgendein Geflügel eben. Das funktioniert auch in den Nächten vor und nach Vollmond, wir brauchen also nur abzuwarten, was mit Ell passiert, wenn der Mond aufgeht. Es ist übrigens völlig normal, dass du dich an nichts erinnerst und jetzt alles abstreitest.“
    Ich war sprachlos.
    „Das glaubst du ja wohl hoffentlich nicht wirklich“, sagte Victoria entrüstet.
    Corazons ernste Miene zerfiel zu einem breiten Grinsen. „Nein. Aber die anderen. Zumindest ist es eine Theorie von vielen. Ich habe mich umgehört.“
    „Wie können sie glauben, dass ich …“
    „Du tauchst quasi aus dem Nichts als Atalantes Tochter auf. Du rettest Polly und sorgst durch dein schnelles Eingreifen dafür, dass eine Armee von Vatwaka uns nicht komplett überrennen kann. Danach ziehst du dich als Hiery in den Tempel zurück, wozu sich seit ungefähr zehn Jahren keine mehr berufen gefühlt hat, und nimmst dich ihrer Sorgen und Gebete an. Du bist eine Heldin und von Artemis geschickt“, erklärte Corazon.
    „Ich bin keine Heldin. Ich bin …“ … leer.
    „Du wirst ihre Sichtweise nicht ändern können. Es sei denn, du gehst mit deinen lasterhaften Männergeschichten hausieren – Au!“ Pollys wohlgezielter Ellenbogen hatte Corazon zum Schweigen gebracht.
    „Die sind vorbei“, sagte ich schlicht. Dann stand ich auf und balancierte an den Mädels vorbei ans Ufer. Ich überließ es Polly, die beiden in Kenntnis zu setzen, dass es mit Louis aus war, und ging währenddessen am Kiesstrand auf und ab, ohne ihren Worten zu lauschen. Als ich Victoria irgendwann laut
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