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Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)

Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)

Titel: Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
Autoren: Violet Mascarpone
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Freund?“
    „ Kai“, antwortete Tornado mit vollem Mund.
    „ Ihr erschient mir sehr vertraut.“
    „ Sind wir ja auch.“ Er dachte kurz nach, ob er Biscuit ihr Verhältnis näher erläutern sollte und entschied sich vorerst dagegen. Zu kompliziert. Stattdessen fragte er: „Und hast du auch einen Freund – oder ein Spielzeug, wie ihr das nennt?“
    „ Vielleicht bin ich ja auch das Spielzeug“, gab Biscuit mit gehobener Braue zu bedenken.
    „ No way. Auf der Party hatten alle Tops Anzüge an und die anderen Halsbänder. Kein Halsband, kein Bottom“, fasste er seine Beobachtungen zusammen.
    „ Stimmt. Nein, ich habe keinen Freund. Und auch kein Spielzeug. Nicht einmal ein Aquarium.“
    Tornado lachte und sah vom Teller auf, der bisher all seine Aufmerksamkeit gebannt hatte.
    Die müden Augen sahen dem blauen Rauch hinterher und eine Sekunde lang schoss Tornado die Frage durch den Kopf, ob das mit dem Blasen unterm Küchentisch vielleicht doch eine ganz brauchbare Idee wäre.
    „ Satt?“
    „ Und wie. Vielen Dank fürs Kochen!“ Tornado überlegte eine Weile, bevor er sich traute, zu fragen: „Wie kommt es, dass du so nett bist, obwohl du, na ja ...“ Er fand keine Worte. Normalerweise wurde er nicht von Partys mit nach Hause genommen und bewirtet, sondern herumkommandiert, in der Erwartung, er würde liebend gerne alles für einen schlechten Fick tun.
    „ Wieso bist du so ungezogen, obwohl du, na ja ...“, imitierte ihn der andere, um ihm zu zeigen, dass er verstand.
    Tornado zuckte hilflos mit den Schultern . „Keine Ahnung, warum ich so bin. Ich stelle mir die Frage nicht. Ich weiß nur, wie andere mich finden und die halten mich meistens nicht für okay.“
    Biscuit ließ sich vom Barhocker gleiten. „Ich bringe dich jetzt nach Hause.“
    Warum zum Teufel muss mich das enttäuschen? , fragte Tornado sich und folgte dem anderen. So sollte es doch eigentlich sein. Eine klare Vereinbarung und nicht mehr. Was essen, keinen blasen und fertig.
    „ Wo wohnst du?“, fragte Biscuit, als sie im Auto saßen.
    Er nannte ihm die Adresse und diesmal hatte er den Schlüsselbund in seiner Hosentasche vollkommen vergessen. Die Fahrt verlief schweigsam.
    „Du kannst mich hier herauslassen“, Tornado deutete auf eine Haltebucht und der Wagen kam zum Stehen. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Vielleicht nach Biscuits Telefonnummer fragen? Nein, besser nicht. „Tja also dann, danke noch mal.“
    Biscuit streckte seine Hand aus, strich ihm über die Wange, aber zog seine Finger unmittelbar zurück. Tornados Herz setzte für einen kurzen Moment aus.
    „Machs gut Tornado, bleib, wie du bist.“ Verwirrt nickte er. „Ja, is’ gut. Mach ich.“
    Er stieg aus, ließ die Tür mit einem leisen Klack ins Schloss fallen und zwang sich, dem Auto nicht hinterher zu sehen. Dann griff er nach seinem Handy und überprüfte, ob Kai ihm geantwortet hatte. Nichts.
    Schwerfällig nahm er die vielen Stufen.
    Verärgert bemerkte Tornado die offenstehende Wohnungstür. Wie oft sollte er der Frau noch erklären, sie gefälligst zu schließen? In der Wohnung hüllte ihn Rauch ein, weil niemand es für nötig befand zu lüften. Durch den Türspalt sah er, wie seine Mutter am Küchentisch Stoff, den sie verkaufen sollte, aber selbst verballert hatte, mit fahrigen Händen versuchte zu strecken, während im Wohnzimmer irgendwelche anderen Junkies ihre Blödsinnsgespräche führten. Wechselnde namenlose Gesichter verschwunden in ihren eigenen Universen.
    Lautlos öffnete er sein persönliches Fort Knox, griff nach seinem Schlafsack und einer halb vollen Flasche Wodka, um sich auf das sichere Dach zu verziehen und dort auf Kai zu warten.
     
    Er dachte an den Kuchenmann, bevor er eindämmerte. Seine Füße auf dem dunklen Steinboden. Tornados Hand glitt unter seinen Hosenbund und mit verschwommenen Bildern vor Augen streichelte er sich, bis er einschlief.
     
    Tornado befand sich in einem zufriedenen Wodka-Halbschlaf, als er die Hand auf seiner Schulter spürte.
    „Kai!“ Er richtete sich benommen auf.
    Der andere sah ein wenig derangiert aus, aber bemerkte sanft: „Hast du mal wieder eine Party gesprengt?“
    „Ich darf nicht aus der Übung kommen“, antwortete Tornado selbstbewusst und musterte seinen Freund. „Und du siehst aus, als hätte sich der Abend nach deinen Vorstellungen entwickelt.“
    „ Mittel.“
    „ Heißt?“
    „ Frag nicht.“
    „ Hast du gefickt?“
    „ Ja.“
    „ Und wie war es?“ Er war es
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