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The Walking Dead: Roman (German Edition)

The Walking Dead: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead: Roman (German Edition)
Autoren: Jay Bonansinga , Robert Kirkman
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beiseite und rollt die Augen. Es ist fast ein Wunder, dass sich in seinen Augenhöhlen noch keine Furchen gebildet haben, so oft musste er über die Jahre wegen seines Bruders die Augen rollen. Was kann er sonst tun? Der arme Hund gehört zur Familie, und Familie ist nun mal Familie … Insbesondere in so freakigen Zeiten wie diesen.
    Natürlich besteht eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den Brüdern, dagegen kann auch Philip nichts machen. Groß gewachsen, schlaksig und mit den geschmeidigen Muskeln eines Handwerkers, hat Philip Blake die gleichen markanten Züge wie sein Bruder, die gleichen dunklen mandelförmigen Augen und das gleiche pechschwarze Haar, das sie von ihrer mexikanischstämmigen Mutter geerbt haben. Mama Roses Mädchenname lautete Garcia. Ihre Züge spiegeln sich deutlicher in den Gesichtern der Brüdern wider als die des Vaters, eines großen, raubeinigen Alkoholikers irisch-schottischer Herkunft namens Ed Blake. Philip, der drei Jahre jünger als Brian ist, hat zumindest dessen Muskeln geerbt.
    In seinen ausgewaschenen Jeans, den Arbeitsstiefeln, dem Flanellhemd, seinem Fu-Manchu-Schnauzbart und den Tätowierungen im Stil eines Bikers bewegt er seinen eins achtzig großen Körper endlich auf seinen Bruder zu. Er ist drauf und dran, ihn mal wieder anzufahren, als er plötzlich innehält. Denn er hört etwas, was ihm ganz und gar nicht gefällt – und zwar aus Richtung der Abstellkammer.
    Bobby Marsh, ein früherer Schulkamerad Philips, steht am Fuß der Treppe neben der Kammer und wischt die Axt an seiner Jeans in der Größe XXL ab. Er ist ein beleibter Zweiunddreißigjähriger, der sein Studium hingeworfen hat. Mit seinen fettigen zurückgebundenen Haaren wirkt er zwar nicht richtig dick, aber er ist auf jeden Fall übergewichtig – genau der Typ, den seine ehemaligen Burke-County-Kommilitonen gerne einen Butterball nannten. Jetzt lacht er nervös und gereizt, als er Brian beim Übergeben zusieht. Dem Lachen fehlt jedoch die echte Freude, es klingt hohl und schrill. Das Kichern ist zu einer dummen Angewohnheit geworden, die Bobby nicht mehr abschütteln kann.
    Dieser nervöse Tick fing vor drei Tagen an, als einer der ersten Untoten aus einer Tankstelle in der Nähe des Augusta-Flughafens stolperte. Der Mechaniker trug eine blutbesudelte Latzhose und schlurfte aus seinem Versteck. Er zog eine Rolle Toilettenpapier hinter sich her und hatte sich im Handumdrehen Bobbys dicken Stiernacken vorgenommen, ehe Philip sich eingemischt und das Wesen mit einer Brechstange mehr oder weniger zu Brei geschlagen hatte.
    Die spätere Entdeckung jenes Tages – dass ein gezielter Schlag auf den Kopf vollauf reicht, die Ungeheuer außer Gefecht zu setzen – veranlasste Bobby zu einem heftigen Kicheranfall, was eine nervöse Abwehrreaktion vermuten ließ. Zwischen dem Gelächter stammelte er immer wieder: »Muss was im Wasser sein, Mann … Wie bei der Pest.« Aber Philip war schon damals nicht sonderlich an den Gründen für diese Katastrophe interessiert – inzwischen noch viel weniger.
    »He!«, ruft Philip seinem Freund zu. »Findest du das etwa lustig?«
    Bobby hört auf der Stelle mit dem Kichern auf.
    Von der gegenüberliegenden Wand aus neben einem Fenster, das einen Blick auf den nachtdunklen großen Innenhof gewährt, beobachtet ein vierter Mann unruhig das Geschehen. Nick Parsons, ein weiterer Freund aus Philips missratener Kindheit, ist ein kompakter, schlanker Typ um die dreißig mit einem jungenhaften Auftreten und einer Frisur, mit der er in die Marine gepasst hätte. Er wirkt wie eine Sportskanone. Als der einzig Religiöse der Gruppe hat Nick länger als alle anderen gebraucht, sich an die Idee zu gewöhnen, Kreaturen abzuschlachten, die einmal Menschen gewesen waren. Jetzt sind seine Kakihose und Turnschuhe blutbesudelt, und seine Augen sind starr vor Schock, während er Philip nachsieht, wie dieser auf Bobby zugeht.
    »Tut mir leid, Mann«, stammelt Bobby.
    »Meine Tochter ist da drin und hat Todesangst«, knurrt Philip, hält wenige Zentimeter vor Bobby an und starrt ihm in die Augen. Diese explosive Mischung aus Zorn, Panik und Schmerz kann Philip Blake in Sekundenschnelle die Kontrolle verlieren lassen.
    Bobby starrt auf den blutigen Fußboden. »Tut mir leid, tut mir wirklich leid.«
    »Hol die Plane, Bobby.«
    Keine zwei Meter entfernt kauert Brian Blake noch immer auf Händen und Knien und würgt die letzten Reste heraus, bis nichts mehr übrig ist.
    Philip tritt zu seinem
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