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The Walking Dead: Roman (German Edition)

The Walking Dead: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead: Roman (German Edition)
Autoren: Jay Bonansinga , Robert Kirkman
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zehn Meter von ihm entfernt.
    Er staunt, wie sein Körper einen Schritt nach vorn macht, weg von dem Verkaufsautomaten, seine Hand nach der Waffe in seinem Gürtel greift und sich seine Finger um dessen Griff legen, während Gavin weiterhin Befehle brüllt und vor den Gründungsvätern der Stadt auf und ab stolziert.
    Brian schaut zu, wie er drei weitere Schritte auf den Hauptgang zugeht und gleichzeitig die Waffe in einer eleganten, fließenden Bewegung aus dem Gürtel zieht. Er hält die Achtunddreißiger an der Seite, macht einen vierten Schritt. Jetzt ist er nur noch fünf Meter von Gavin entfernt und bekommt endlich dessen Aufmerksamkeit. Der Major hält inne und schaut auf. Brian hebt die Waffe und leert das gesamte Magazin der tödlichen Hohlspitzgeschosse in Gesicht und Oberkörper von Major Gavin.
    Wieder herrscht Unruhe unter den Anwesenden, aber diesmal schreit niemand auf.
    Alle sind schockiert, jedoch niemand stärker als Brian. Er steht einen scheinbar unendlich langen Augenblick wie angewurzelt im Hauptgang. Seine Waffe ist noch immer nach vorne gerichtet, obwohl sie jetzt leer ist. Er scheint keine Kontrolle mehr über seinen ausgestreckten Arm zu haben. Major Gavins Überreste liegen zusammengesackt auf dem Boden vor der Wand. Sein Oberkörper ist teilweise durchlöchert wie ein Sieb, und aus Hals und Kopf sprudelt dunkelrotes Blut in öligen Blasen.
    Der Bann ist gebrochen, als das Geräusch quietschender Stühle und das Aufstehen von Personen an Brians Ohren dringen. Er lässt die Waffe sinken und schaut sich um. Einige der Anwesenden treten zum Rednerpult, andere starren Brian an. Einer der Männer kniet sich neben Gavins Leiche, macht sich aber nicht die Mühe, nach dem Puls zu suchen oder Erste Hilfe zu leisten. Der Mann namens Martinez geht auf Brian zu.
    »Nimm das nicht persönlich, Kumpel«, meint Martinez mit rauer und ernster Stimme. »Aber es wäre sicher ratsam, wenn du von hier abhaust.«
    »Nein.« Brian spürt, dass seine Seele wieder zu ihm zurückgekehrt ist. Er fühlt sich so, als ob man ihn neu gebootet hätte.
    Martinez starrt ihn an. »Hier wird die Hölle los sein, sobald seine Gorillas zurückkommen.«
    »Das wird schon«, antwortet Brian, greift in seine Tasche holt das Magazin hervor und lädt die Waffe. Obwohl er keinerlei Übung darin hat, bewahrt er eine ruhige Hand. Er steht jetzt mit beiden Beinen felsenfest auf dem Boden. »Wir sind ihnen zahlenmäßig bei weitem überlegen.«
    Einige der Anwohner Woodburys haben sich um den Verkaufsautomaten versammelt, vor dem der Leichnam des Mannes namens Detroit liegt. Dr. Stevens sucht noch nach dem Puls, als Brian jemanden leise weinen hört. Er dreht sich zu der Gruppe um.
    »Wer von euch ist bewaffnet?«, fragt er.
    Ein paar Männer strecken die Hände in die Luft.
    »Bleibt bei mir.« Dann eilt er durch die fassungslosen Anwesenden zum Ausgang, stellt sich unter dem Portal auf und blickt durch das Sicherheitsglas hinaus in den windigen, bewölkten Herbstnachmittag.
    Selbst durch die Scheibe ist das untrügliche Dröhnen der Zombies aus der Ferne zu hören, das der Wind herüberträgt. Aber für Brian hört es sich jetzt irgendwie anders an. Getrennt durch die behelfsmäßigen Barrikaden, durch nichts weiter als durch dünne Bretter, Blech und Drahtzaun von der hartnäckigen, kleinen Gemeinde Überlebender abgegrenzt, scheint die allgegenwärtige Symphonie aus Ächzen und Stöhnen – so schrecklich und disharmonisch wie ein Windspiel aus menschlichen Knochen – nicht mehr der Verkünder von Schrecken und Finsternis zu sein. Vielmehr verheißt ihm das grässliche Raunen jetzt eine neue Chance. Brian vernimmt darin die Möglichkeit eines neuen Lebens, einer neuen Ordnung, die sich in ihm wie die Geburt einer neuen Religion auftut.
    Eine Stimme neben ihm reißt ihn aus seiner Trance. Er dreht sich um und sieht Martinez, der ihm einen musternden Blick zuwirft. »Tut mir leid«, entschuldigt sich Brian. »Was hast du gesagt?«
    »Dein Name … Wie heißt du eigentlich?«
    »Mein Name?«
    Martinez nickt. »Ich heiße Martinez … Und du?«
    Brian zögert für einen winzigen Augenblick, ehe er antwortet. »Philip … Philip Blake.«
    Martinez streckt die Hand aus. »Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen, Philip.«
    Die beiden Männer tauschen einen kräftigen Händedruck aus, und mit dieser einfachen Geste nimmt die neue Ordnung endgültig Gestalt an.

DANKSAGUNG
    Mein spezieller Dank gilt Robert Kirkman, Brendan
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