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The Walking Dead: Roman (German Edition)

The Walking Dead: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead: Roman (German Edition)
Autoren: Jay Bonansinga , Robert Kirkman
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und blicken nach vorn. Das Ganze strahlt Weltuntergangsstimmung aus. Putz fällt von den Wänden und Decken, Kaffeemaschinen liegen auf dem Boden, die Stecker sind abgerissen, und Drähte ragen aus den Wänden. Auf dem Parkett liegen Müll und Schutt.
    »Das ist doch völlig gleich!«, brüllt Major Gene Gavin vom Rednerpult. Hinter ihm stehen seine Speichellecker mit M4-Sturmgewehren an den Hüften. Dem Major scheint es zu gefallen, am Rednerpult der kleinen Gemeinde zwischen der Flagge der USA und der von Georgia zu stehen und den großen Mann zu spielen. Ähnlich wie MacArthur, der Japan befreite, oder Stonewall Jackson bei der ersten Schlacht am Bull Run genießt es der Major, nun endlich einmal Kopf einer Truppe zu sein – auch wenn es sich nur um einen Haufen Feiglinge und sonstiger Ausschussware handelt. Knallhart steht er in seiner olivgrünen Jacke und dem Bürstenschnitt da. Er hat schon seit langem auf diesen Augenblick gewartet.
    Gavin ist der geborene Tyrann, der alle Schwächeren das Fürchten lehrt, und er weiß, dass man Respekt braucht, um Menschen anzuführen. Respekt, den er sich durch Furcht erkauft. Genauso machte er es damals mit seinen Wochenendsoldaten im Camp Ellenwood. Damals war er noch Ausbilder für Überlebenstraining beim 221. Military Intelligence Battalion. Er packte diese Schwächlinge an den Eiern und schikanierte sie, wo es nur ging. Bei den Ausflügen und den Nachtlager in Scull Shoals urinierte er in ihre Taschen und tyrannisierte sie bei der geringsten Regelübertretung bis zum Umfallen. Aber das war schon so lange her, dass es kaum noch Bedeutung hatte. Diese Situation aber ist so verrückt, dass sich Gavin jeden Vorteil zunutze machen muss, um die Kontrolle zu bewahren.
    »Das waren doch nur ein paar von diesen neuen Typen«, fügt Gavin hinzu, als ob die Sache damit erledigt wäre. »Und irgendeine Göre aus Atlanta.«
    Ein älterer Herr in den ersten Reihen steht auf. Seine knochigen Knie schlottern. »Bei allem Respekt … Das war die Tochter von Jim Bridges, und sie war nicht irgendeine Göre, sondern ein anständiges Mädchen. Ich glaube, dass ich jedem hier aus der Seele spreche, wenn ich sage, dass wir Schutz brauchen, vielleicht sogar eine Ausgangssperre … Damit niemand mehr nach Anbruch der Dunkelheit auf die Straße geht. Vielleicht könnten wir ja darüber abstimmen.«
    »Setz dich, alter Mann … Ehe du dir wehtust«, schnaubt Gavin und starrt ihn finster an. »Wir haben größere Probleme, um die wir uns kümmern müssen. Da draußen ist eine ganze Kompanie von Beißern, die nichts anderes im Kopf hat, als uns zu fressen.«
    Der Herr nimmt Platz und brummt vor sich hin. »Der ganze Lärm der verdammten Rennen … Das ist der wahre Grund, warum uns die Beißer jetzt umzingeln.«
    Gavin klappt sein Halfter auf, sodass der Griff seiner Fünfundvierziger für alle zu sehen ist, und macht einen Schritt auf den alten Mann zu. »Es tut mir sehr leid, aber ich kann mich nicht daran erinnern, Einwohnern des Altenheims das Wort erteilt zu haben.« Dann deutet er mit ausgestrecktem Zeigefinger auf ihn. »Ich rate dir, Freundchen, deine Schnauze zu halten, ehe du sie für immer hältst.«
    Ein jüngerer Mann, der in der gleichen Reihe wie der alte Mann sitzt, springt auf. »Immer mit der Ruhe, Gavin.« Er ist groß gewachsen mit olivfarbenem Teint. Sein Haar ist unter einem Tuch versteckt, und er trägt ein ärmelloses Hemd, das seine muskulösen Bizepse zur Schau stellt. Seine dunklen Augen funkeln. »Das ist kein John-Wayne-Film hier. Reg dich ein bisschen ab.«
    Gavin dreht sich langsam zu ihm und richtet den Lauf seiner Waffe auf den Mann. »Halt deine Fresse, Martinez, und park deinen verdammten Arsch wieder auf dem Stuhl.«
    Hinter Gavin stellen sich auf einmal seine zwei Nationalgardisten auf und zücken ihre M4-Sturmgewehre. Ihre Blicke streifen durch den Versammlungsraum.
    Der Mann namens Martinez schüttelt den Kopf und setzt sich wieder hin.
    Gavin stöhnt frustriert auf.
    »Ihr scheint den verdammten Ernst der Lage nicht zu verstehen«, fährt er mit militärisch abgehackter Stimme fort, steckt seinen Revolver wieder ins Halfter und geht zurück zum Rednerpult. »Wir sind hier nichts weiter als Lockvögel, leichte Beute, wenn wir uns nicht um die Barrikaden kümmern. Und gleichzeitig gibt es hier einen Haufen Schmarotzer, die den ganzen Tag nichts weiter tun, als herumzuhängen und von anderen zu erwarten, dass sie das Kind schon schaukeln. Keine
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