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The Walking Dead: Roman (German Edition)

The Walking Dead: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead: Roman (German Edition)
Autoren: Jay Bonansinga , Robert Kirkman
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    Ihr Vater würde wissen, was er jetzt sagen müsste. Philip würde es wissen. Er weiß immer, was er sagen muss. Philip Blake ist ein Mann, der stets genau das sagt, was allen anderen auch gerne eingefallen wäre. Er spricht das aus, was ausgesprochen werden muss, und tut das, was getan werden muss. So wie jetzt. Jetzt ist er da draußen mit Bobby und Nick und tut das, was getan werden muss … Während Brian sich hier wie ein Angsthase zusammenkauert und den Kopf darüber zerbricht, was er seiner Nichte Beruhigendes sagen kann.
    Angesichts der Tatsache, dass Brian Blake der ältere der beiden Brüder ist, scheint es merkwürdig, dass er stets der Schwächere gewesen ist. Nicht einmal einen Meter siebzig groß samt den Absätzen seiner Stiefel wirkt er wie eine Vogelscheuche von einem Mann, der es nicht einmal schafft, seine besonders enge Jeans und das schlampige Weezer-T-Shirt auszufüllen. Ein mickriger Ziegenbart, Makramee-Armbänder und dunkle Haare wie Ichabod Crane aus Sleepy Hollow vervollständigen das Bild eines fünfunddreißigjährigen Tagträumers, der in einem Peter-Pan-Zustand stecken geblieben zu sein scheint und jetzt in der nach Mottenkugeln riechenden Abstellkammer auf die Knie sinkt.
    Brian schnappt nach Luft und blickt zu Penny mit ihren weit aufgerissenen Augen. Ihr stummes, vor Entsetzen verzerrtes Gesicht leuchtet gespenstisch in der dunklen Kammer. Das Kind ist seit eh und je ein kleines, ruhiges Mädchen mit milchig weißer Haut gewesen – wie eine Puppe aus Porzellan –, die ihrem Gesicht stets etwas Unwirkliches verliehen hat. Seit dem Tod ihrer Mutter ist sie jedoch noch mehr in sich gekehrt und noch blasser geworden, sodass sie beinahe durchsichtig wirkt. Rabenschwarze Locken hängen ihr in die übergroßen Augen.
    Während der letzten drei Tage hat sie kaum ein Wort von sich gegeben. Natürlich sind das außergewöhnliche drei Tage gewesen – und traumatische Erlebnisse haben auf Kinder einen anderen Effekt als auf Erwachsene. Aber Brian macht sich Sorgen, dass Penny vielleicht in eine Art von Schockzustand verfallen könnte.
    »Wird schon, Kleine«, flüstert er ihr zu und hustet leise.
    Ohne aufzuschauen gibt sie etwas Unverständliches von sich; es ist wie ein Murmeln.
    »Was hast du gesagt, Pen?« Brian hält sie eng an sich gedrückt, schaukelt sie sanft hin und her, bemerkt ihre Tränen und wischt sie ihr aus dem Gesicht.
    Dann sagt sie es erneut, immer und immer wieder. Doch ihre Worte sind nicht an Brian gerichtet. Es ist eher wie ein Mantra oder ein Gebet. Wie eine Beschwörungsformel »Es wird niemals wieder werden, niemals.«
    »Still, Kleine.« Er hält ihren Kopf und drückt ihn eng an sein T-Shirt, spürt die feuchte Wärme ihres Gesichts auf seinem Oberkörper. Wieder hält er ihr die Ohren zu, als erneut das BADONG einer Axt auf der anderen Seite der Tür zu ihnen dringt.
    Es hört sich an wie ein nasser Softball, der auf einen Baseballschläger trifft, gefolgt von einem schauderhaften, feuchten Aufschlag. Merkwürdigerweise findet Brian das am schlimmsten: dieses dumpfe, klatschende Geräusch eines Körpers, der auf die teuren Keramikfliesen trifft. Die Fliesen sind extra für dieses Haus angefertigt worden und haben kunstvolle Einlegearbeiten und aztekische Muster. Das Haus ist wunderschön … oder ist es zumindest mal gewesen.
    Dann enden die Geräusche.
    Es folgt wieder die schreckliche Stille. Brian unterdrückt einen Hustenanfall. Er schließt ihn wie einen Feuerwerkskörper ein, der kurz vor dem Explodieren steht, damit er dem sich verändernden Atmen vor der Tür und den glitschigen Fußstapfen lauschen kann, wie sie durch das gerinnende Blut waten. Aber es herrscht Totenstille.
    Brian spürt, wie das Kind neben ihm erstarrt. Die Kleine wappnet sich gegen eine weitere Attacke von Axthieben, aber die Stille hält an.
    Nur wenige Zentimeter entfernt hören sie auf einmal einen Schlüssel in einem Schloss. Brian läuft es eiskalt den Rücken herunter. Kurz darauf wird die Tür geöffnet.
    »Alles in Ordnung.« Der Bariton – von vielem Whiskeytrinken und Heiserkeit – gehört einem Mann, der jetzt in die dunkle Abstellkammer späht. Seine Augen blinzeln in der Dunkelheit, das Gesicht ist feucht vor Schweiß und gerötet von der Anstrengung der Zombie-Entsorgung. Philip Blake hält eine blutverschmierte Axt in seinen rauen Händen.
    »Sicher?«, bringt Brian mühsam hervor.
    Ohne seinen Bruder eines Blickes zu würdigen, konzentriert sich Philip
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