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The Hood

The Hood

Titel: The Hood
Autoren: Gavin Knight
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Ampullen mit Crack an eine Schlange von Junkies aus, die an ihnen vorüberzieht. Sie verkaufen den Stoff an reiche weiße Leute durch die Scheiben ihrer teuren Autos. Kids flitzen hin und her, um den Vorrat aus einem Hauseingang aufzustocken. Vor der Tür steht ein älterer Typ Wache. Ein Junkie humpelt an ihm vorbei. Die Cops deuten mit dem Kopf auf ihn.
    »Können Sie erraten, wie lange der schon auf Heroin ist?«, fragt der eine.
    »Zwei Jahre«, antwortet David. Der Cop schüttelt den Kopf.
    »Schon eher dreißig.«
    David lässt den Blick über die ganze Szene wandern. Die Kleinen werden kaum langsamer, während sie hin und her rennen. Das Geschäft floriert. Die schlurfende Reihe der Crack-Süchtigen scheint nie abzureißen. Dreißig Jahre abhängig, denkt er, eine ganze Generation ist aufgewachsen, während dieser Typ hier Heroin nimmt.
    »Crack ist zuerst in L.A. aufgetaucht. Von hier aus ist es in den Osten gewandert«, sagt der Cop. »Ein paar Züge genügen, und schon bist du drauf. Das Zeug reißt Familien auseinander. Häusliche Gewalt und Kindesmisshandlungen sind so hoch wie nie. Und das alles durch eine Droge, von der man ’85 noch nicht mal gehört hatte.«
    Während der Rückfahrt starrt David schweigend aus dem Fenster. »Wie wollen Sie mit dieser Sache fertig werden?«, fragt er schließlich ruhig.
    »Die sind rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche da draußen«, sagt der Cop. »Wir können so ein Kid auf der Straße mit einer Handvoll Ampullen wegen Drogenbesitzes einlochen, aber am nächsten Tag haben andere seinen Platz eingenommen. Für das County ist es der klassische Drehtür-Effekt: Wenn man die Sache im Auge behalten will, zieht man automatisch Ressourcen von anderen Verbrechen ab.«
    »Stimmt.«
    »Es sei denn, Sie sind ein Liberaler und wollen haufenweise Steuern in die Verbesserung von Schulen, Erziehung, Jobs pumpen.«
    David streicht sich über den Bart und starrt nach vorn, zutiefst beunruhigt von dem, was er da hört. Ich kann zurück nach Hause, denkt er, aber für alle anderen ist das hier ihr Leben. Sein Kummer lässt nicht nach, als er nach Boston zurückkehrt, um seine Fallstudie über Bandenkriminalität in L.A. für die Kennedy School of Government von Harvard zu schreiben. Er träumt immer noch davon, für den New Yorker zu schreiben, aber Nickerson Gardens hat ihn zutiefst berührt. Als Malcolm Sparrow, ein Harvard-Wissenschaftler und ehemaliger Polizist, ihn um Hilfe bei einem Buchprojekt über neue Ideen in der Polizeiarbeit mit dem Titel Beyond 911 bittet, nimmt David an. Es ist 1988, und er beobachtet, dass die Zahl der Verbrechen mit Schusswaffen sprunghaft in die Höhe schnellt.
    An einem Abend des gleichen Jahres brütet David über seiner Arbeit. Auf der anderen Seite der Stadt in Dorchester sitzt Darlene Tiffany Moore, ein zwölfjähriges Mädchen, auf einem Briefkasten vor der Mietskaserne ihrer Mum an der Ecke Humboldt Avenue und Homestead Street und plaudert mit Freundinnen.
    »Wann fährst du zurück nach South Carolina?«, fragt eine Freundin.
    »In zwei Tagen.«
    Sie starrt über die Straße zu einer Trafostation der Boston Edison. Ihre Mum Alice hat sie zu ihrer Schwester geschickt, weil sie sich über die außer Kontrolle geratene Bandenkriminalität in Boston große Sorgen machte. Die Humboldt Street Gang, die Intervale Posse. Darlene ist zu Besuch bei ihrer Mutter. Sie ist vorsichtig. Sie zuckt zusammen bei dem Gebrüll der Kinder. Plötzlich kommt es zu einem Handgemenge in ihrer unmittelbaren Nähe. Ein maskiertes Gangmitglied läuft vor sie, reißt eine Halbautomatik aus seinem Hosenbund und feuert in eine gegenüberliegende Straße. Grellweißes Mündungsfeuer blitzt auf. Kugeln peitschen in die Mauer. Zwei Schuss erwischen Darlene. Sie sackt zu Boden. Ein Krankenwagen rast mit ihr zur Notaufnahme. Ihre Mutter zittert unkontrolliert, sieht ihre schlimmsten Ängste Wirklichkeit werden. Sie stirbt an Schussverletzungen an Kopf und Rücken.
    Die Schlagzeile »Zwölfjähriges Mädchen erschossen« prangt quer auf der Titelseite des Boston Globe . David senkt sichtlich erschüttert die Zeitung. Er ist für Feldforschungen in einem Polizei-Transporter, der verborgen hinter einer Ecke steht. Es wird langsam hell. Es schneit. Er sieht, wie ein Junge eine Ampulle Crack ausspuckt und einem weißen Burschen verkauft.
    »Los!«
    Eine Faust schlägt auf das Dach des Transporters. Kennedy springt mit den Cops raus und läuft los. Er trägt eine
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