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The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

Titel: The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
Autoren: Andrew Klavan
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schlecht ausgesehen. Bei der Operation hatte sogar einmal kurz sein Herz ausgesetzt. Aber es steckte noch Leben in ihm, und zwar eine ganze Menge. Er hatte gekämpft und war wieder da.
    Ohne ein Wort zu sagen, legte Rose den Kopf auf die Seite und bedeutete mir, ihm zu folgen. Er humpelte vor mir her, den gekachelten Gang hinunter. Fast vor jeder Tür war ein Polizist postiert. Sie waren seit meiner Ankunft hier und hatten mich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Ich durfte das Krankenhaus nicht verlassen, durfte nicht einmal zuHause anrufen. Schließlich war ich noch immer ein verurteilter Mörder. Und selbst wenn Rose alles aufklären konnte, war ich noch immer ein entflohener Häftling. Würden sie mich am Ende doch wieder nach Abingdon bringen? Ich hatte keine Ahnung, was passieren würde.
    Aber ich konnte und wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Ich dachte nur an Mike und ob er leben oder sterben würde.
    Als ich Rose den Gang hinunter folgte, sagte ich nichts und stellte keine Fragen. Um ehrlich zu sein, hatte ich Angst vor den Antworten.Womöglich war Mike bereits verstorben, während ich geschlafen hatte. Mir wurde vor Furcht ganz flau. Ich hatte noch einen seiner letzten Sätze im Ohr:
    Ich habe immer mein Bestes getan, um aufrichtig zu sein, und was auch passiert, für mich ist es in Ordnung.
    Das glaubte ich ihm. Aber ich selbst war nicht bereit, ihn gehen zu lassen.
    Rose humpelte zu einer Tür, vor der ebenfalls ein Polizist Wache stand. Er hielt uns die Tür auf.
    Ich folgte Rose in ein kleines Zimmer mit einem Bett am Fenster. Das winterliche Licht strömte durch die Korridore zwischen Türmen aus Stahl und Glas hinein. Es fiel genau auf Mike. Er lag im Bett und war an Drähte und Schläuche angeschlossen. Ein Schlauch steckte in seinem Arm, ein Draht war an seiner Brust festgemacht, und er trug eine Sauerstoffmaske. Es war unheimlich, diesen großen, toughen Kerl so schwach und hilflos zu sehen.
    Aber er lebte. Er atmete gleichmäßig, und laut dem Gerät, das seine Herzfrequenz aufzeichnete, waren alle Vitalwerte konstant.
    Ich schaute zu Rose. Er hob das Kinn, um mir zu bedeuten, ich solle näher ans Bett treten. Dann schaute ich auf Mike hinab. Er hatte die Augen geschlossen, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht war friedlich.
    Plötzlich machte er die Augen auf und blinzelte. Als er mich sah, lächelte er hinter seiner Sauerstoffmaske. Schwach hob er die Hand ans Gesicht und zog die Maske von seinem Mund.
    »Armleuchter«, flüsterte er.
    Meine Beine fingen an zu zittern. Ich zog den Stuhl heran, der neben dem Bett stand, und setzte mich. Vorsichtig griff ich nach Mikes Hand, um den Pulsmesser an seiner Fingerspitze nicht zu berühren.
    »Hey, Mike«, brachte ich heraus. »Lange nicht gesehen.«
    Seine Lider flatterten, aber dann öffnete er wieder die Augen. »Das ist schon das zweite Mal, dass mich diese Islamisten angeschossen haben«, murmelte er langsam. »Das nächste Mal könnte ich ernsthaft sauer werden.«
    Ich fing an zu lachen, musste mir dann aber die Hand vor die Augen legen. Mike schob sich die Sauerstoffmaske wieder über den Mund, machte die Augen zu und ruhte sich aus.
    Lange blieb ich bei ihm am Bett sitzen. Ich musste wohl wieder eingeschlafen sein, denn irgendwann weckte Rose mich auf. Er legte mir die Hand auf die Schulter und sagte: »Da ist ein Anruf für dich, West.«
    Wieder folgte ich ihm über die Krankenhausgänge, vorbei an den wachsamen Sicherheitspolizisten. Schließlich gelangten wir zu einem Büro an einer ruhigen Ecke.
    Es war ein kleiner Raum mit winzigem Fenster, das aufeinen Luftschacht und eine schmutzige Backsteinwand hinausging. Bis auf einen Schreibtisch mit einem Telefon darauf war es leer.
    »Nimm einfach den Hörer ab und drück auf den Knopf«, erklärte Rose. Dann ging er hinaus.
    Ich trat an den Schreibtisch, nahm den Telefonhörer ab und drückte den Knopf, der an dem Apparat blinkte.
    »Hallo? Hier ist Charlie West.«
    Eine Frau am anderen Ende der Leitung antwortete: »Bitte warten Sie einen Augenblick. Präsident Spender möchte Sie sprechen.«
    Ich schnaubte. Das musste ein Witz sein. Als ob Präsident Spender – der Präsident der Vereinigten Staaten höchstpersönlich – mich sprechen wollte. Unmöglich.
    Aber so war es.
    »Hier Präsident Spender«, sagte dann jemand am anderen Ende. Er war es wirklich, ich erkannte seine Stimme.
    Ich drückte meinen Rücken so gerade durch, dass es wehtat. Und ich sagte so etwas wie: »Äh … hallo
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