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The End (Die neue Welt)

The End (Die neue Welt)

Titel: The End (Die neue Welt)
Autoren: G. Michael Hopf
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mögen uns verändern, doch aller Anfang und Ende ist die Familie.‹
    Anthony Brandt
     
    San Diego, Kalifornien
     
    »Rosa oder Rot?«, fragte Gordons fünfjährige Tochter, wobei sie ihm zwei unterschiedliche Fläschchen Nagellack vorhielt.
    »Ich mag Rot, aber Rosa ist mir lieber«, antwortete er und sah Haley dabei zu, wie sie die Behälter schüttelte.
    »Krieg ich etwas zum Naschen, wenn wir fertig sind, Daddy?«, bohrte die Kleine weiter, während sie Gordon sorgfältig die Fingernägel lackierte.
    »Ja, sicher. Was schwebt dir vor?«, entgegnete er mit sanfter Stimme.
    »Was Süßes. Ich möchte Fruchtgummi und dann Octonauten schauen!«, quietschte Haley und blickte zu ihm auf. Sie strahlte ihn an und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
    »Also gut, du bekommst einen Streifen Fruchtgummi«, sagte er und erwiderte ihr Lächeln.
    Das Kind war klein für sein Alter und sah aus, wie man sich ein Mädchen vorstellte: lange blonde Locken und äußerst zarte Gesichtszüge. Haley benahm sich auch dementsprechend und liebte alles, was mit Prinzessinnen zu tun hatte.
    Gordon ließ nichts über seine Familie kommen und hielt seine beiden Kinder für einen Segen. Hunter, sein siebenjähriger Sohn, und Haley waren sein ganzer Stolz und Sonnenschein. Sein Leben drehte sich gänzlich um sie und seine Ehefrau Samantha.
    Die beiden hatten einander ungefähr ein Jahr nachdem er die Marines verlassen hatte, kennengelernt. Ein weiteres Jahr später heirateten sie, und im darauffolgenden kam Hunter zur Welt.
    Er schätzte sich glücklich und sicher, lebte jeden Tag im Hier und Jetzt. An seine Zeit im Korps dachte er nicht allzu oft zurück, und falls doch, so kam es ihm vor, als gehöre sie nicht zu seiner Vita, sondern der eines anderen.
    Obwohl sein Kriegsdienst meistens außen vor blieb, schlugen sich seine beiden Stationierungen im Osten im Alltag nieder. Die Erfahrung verschob seine Prioritäten und änderte seine Sichtweise. Er hörte auf, ein Idealist zu sein, der davon überzeugt war, jedermann helfen zu müssen, und handelte eher pragmatisch, wobei er vor allem für seine Familie sorgen wollte. Die Zeit der Aufopferung für jene, die er nun als ›Ahnungslose‹ bezeichnete, war vorbei.
    »Kommst du nach deinem Termin im Schönheitssalon raus zu mir?«, bat Samantha ihren Mann im Vorbeigehen an der Tür auf ihrem Weg in die Küche.
    Gordon blickte ihr über seine Schulter nach. »Okay, aber bist du sicher, dass du nicht auch ein bisschen Hand- und Fußpflege vertragen kannst?«
    Samantha antwortete bereits aus der Küche: »Später vielleicht. Haley braucht ein wenig Ruhe, und uns beiden steht etwas Erwachsenenzeit zu.«
    »Erwachsenenzeit?«, rief Gordon zurück. »Meinst du das so, wie ich es auffasse, oder im Sinn von Zeit, um etwas zu diskutieren, was meine volle Aufmerksamkeit erfordert?« Dabei beobachtete er, wie Haley die letzten Pinselstriche seiner Maniküre machte.
    »Das erfährst du dann«, drang die Antwort aus der Küche.
    »Du hast es wirklich faustdick hinter den Ohren«, gab er zurück.
    »Was bedeutet ›faustdick hinter den Ohren‹?«, fragte Haley.
    »Also Mäuschen, das ist, wenn …«
    »Haley, das bedeutet, dass jemand ganz toll Witze machen kann«, unterbrach Samantha, die auf einmal im Türrahmen des Kinderzimmers stand.
    Gordon verrenkte sich den Hals. »Meine Güte, du schleichst aber herum …« Er zwinkerte ihr zu, wobei er ihren leicht gereizten Blick zur Kenntnis nahm.
    Samantha stand da und betrachtete ihren Mann. Sie liebte ihn über alle Maßen, war verzückt über einen so wunderbaren Gatten und guten Vater ihrer beiden Kinder. Viele Kerle, die es über sich ergehen ließen, dass man ihre Fingernägel rosa lackierte, fielen ihr nicht ein. Sie war so stolz auf sein Interesse an seinen Kindern und sah mit Freude, wie wichtig sie für ihn waren.
    Ihre Bewunderung für Gordon war übergroß. Er entsprach ihrem Idealbild von einem Mann: groß und in seiner rauen Art attraktiv, nicht zuletzt wegen des kantigen Kinns, seiner hellen Augen und breiten Schultern. Neben ihm wirkte Haley so klein, so winzig im Vergleich zu seiner kräftigen, muskulösen Statur. Sie hatte sofort bei ihrer ersten Begegnung gewusst, dass er sie stets behüten würde. Bei ihm fühlte sie sich sicher.
    »Fertig, Daddy! Krieg ich jetzt meine Belohnung?«, flötete Haley, als sie den Nagellack verschraubte.
    »Natürlich«, bestätigte er, ehe er sich anschickte, seine Finger trocken zu blasen. Als er jedoch
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