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The End (Die neue Welt)

The End (Die neue Welt)

Titel: The End (Die neue Welt)
Autoren: G. Michael Hopf
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kann.
    Das Zerbersten von Glas rollt wie kreischender Donner durch die Nacht und lässt mich erzittern. Die Frau springt mit einer anmutigen Bewegung auf die Straße zurück, hält das Gewehr auf den Eingang des Hauses gerichtet und wartet. Der Anblick ist zu viel für mein Verlangen. Die Härte zwischen meinen Beinen entlädt sich in einem heißen Schwall. Ich kann ein heiseres Keuchen nicht vermeiden. Himmel und Erde tauschen für einige köstliche Sekunden die Plätze.
    Die Frau dreht sich um, starrt in meine Richtung. Doch ich bin ein Schatten in den Schatten. Ich bin die Schatten. Sie sieht mich nicht, wendet sich wieder dem Gebäude zu.
    Die Stufen des Eingangs, auf denen ich kauere, stinken nach meinen Säften. Ich rieche daran und koste meinen eigenen salzigen Geschmack. Lange Fäden aus Speichel und Sekret hängen von meinen Lippen. Dabei lasse ich die Frau nicht aus den Augen.
    Als sie sicher ist, dass sie mit dem Lärm der eingeschlagenen Scheibe im Haus nichts geweckt hat, schleicht sie zum Eingang zurück, greift durch das Loch im Glas und drückt die Tür nach innen. Als sie im Haus verschwindet, kann ich Glas unter ihren Füßen knirschen hören. Dann wird es still auf der Straße und die Stadt ist so verlassen wie immer.
    Ich verharre in den Schatten des Hauseingangs, berauscht von meinem eigenen Gestank und dem Geruch der Frau. Beides vereinigt sich mit der Dunkelheit zu einer wollüstigen Symphonie. Welche Vergeudung! Wieder zwängt sich ein raues Knurren meine Kehle hinauf, roh und animalisch.
    Das Haus hat sich in seine Schatten zurückgezogen. Ein düsterer Betonklotz, leer, verlassen und tot. Die Frau bleibt verschwunden.
    Vorsichtig wage ich mich aus der Nische, krieche über die Straße und gehe hinter dem Wrack eines ausgebrannten Lieferwagens in Deckung. Obwohl schon Monate vergangen sein müssen, riecht das Metall noch immer nach verschmortem Kunststoff, heißem Eisen und kalter Asche.
    Die Scheiben des Geschäftes sind schwarz, reflektieren die düstere Wolkendecke wie die Wellen eines finsteren Meeres.
    Grunzend bewege ich mich weiter, kauere mich unter das Schaufenster und lausche, während ich meine Männlichkeit streichele. Ich kann sie hören. Das Rascheln von Stoff. Schritte. Etwas fällt polternd zu Boden, rollt über Fliesen und verstummt. Für einige Sekunden erfüllt die vertraute Stille die Luft, dann sind wieder Schritte zu hören.
    Vorsichtig erhebe ich mich, kauere vor dem Fenster und drücke meine Stirn gegen das kalte Glas. Ich sehe die Schemen von Kleidungsstücken in der Auslage. Hosen, Röcke und eine Puppe ohne Kopf, die ein Kleid trägt. Dazwischen Schilder, die ich nicht entziffern kann. Ein grauer Schleier liegt über allem. Spinnen kriechen über zwei Hosen, die an Ketten von der Decke hängen. Dahinter, in der Dunkelheit des Ladens, kann ich die Frau sehen. Sie hält etwas in der Hand, das wie das Fell eines Tieres aussieht. Und sie ist nackt.
    Ich unterdrücke ein Grunzen und entlade meine Erregung erneut, diesmal gegen den Sockel des Schaufensters. Es schmerzt, als meine Genitalien gegen den harten Stein schlagen. Ich rolle mich auf den Rücken und starre keuchend und wimmernd in die Schwärze der Wolken hinauf. Das Haus ragt wie ein gigantischer Koloss über mir auf und scheint den Himmel zerfetzen zu wollen.
    Tränen steigen mir in die Augen und lassen die Nacht verschwimmen. Kalter Schweiß kühlt meinen lodernden Leib und lässt mich zittern. Entgegen aller Vorsicht stoße ich ein raues Knurren aus. Mein Herz schlägt wild gegen meine Brust und droht sie zu zerbersten, als bestünde sie aus dünnem Glas. Meine Finger krallen sich in die Fugen der Steine, mit denen der Bürgersteig ausgelegt ist. Ich kann harte Erde spüren.
    Als ich mich wieder beruhigt habe, richte ich mich auf, betrachte meine Ausscheidungen an der Mauer und presse meine Stirn erneut gegen die Schaufensterscheibe. Mein heißer Atem beschlägt das Glas, sodass ich die Position wechseln muss.
    Die Frau ist nicht mehr nackt. Meine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. Sie trägt eine Hose und etwas, das eine Bluse sein könnte. Die wunderschönen, nackten Stellen ihres Körpers sind verschwunden. Ein enttäuschtes Grollen verlässt meinen Mund. Speichel tropft in langen Fäden auf den Boden zu meinen Füßen. Sie begutachtet sich in einem Spiegel. Für Sekunden kann ich zwei Frauen sehen. Das Gesicht im Spiegel ist ein heller Fleck, umrahmt von dunklem, langem Haar. Ich bilde mir ein,
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