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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder
Autoren: O'Brien Caragh
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Bild vorstellen, das sie abgab: tropfnass in dem roten Umhang mit einem in Decken gewickelten Baby auf den Armen. Ihr Haar war nass und wahrscheinlich strähnig, und unter einer Schicht von Schmutz trug sie noch immer Jets blutverschmierte Hosen und ihren improvisierten Wickelrock.
    »Ich wünschte, wir hätten Zeit für eine Dusche«, murmelte er.
    Sie lachte. »Haben wir leider nicht. Lass es uns nicht übertreiben mit dem Adligsein.«
    Leon widmete sich wieder dem Schrank und zog einen cremefarbenen Pullover mit weichen, engen Ärmeln heraus. Als Nächstes griff er nach einem weißen Kleid, das ihr bis über die Knie reichte. »Wahrscheinlich ist das nicht der richtige Stil für ein junges Mädchen wie dich, aber das ist alles, was wir haben. Hier ist ein leichter Umhang. Ich denke nicht, dass er wasserfest ist, aber es hört, glaube ich, bald auf zu regnen, und die Kapuze ist gut. Suchst du dir ein paar Schuhe aus?«
    »Wie wär’s mit Stiefeln?«, fragte sie und zeigte auf eine Reihe von Stiefeln, manche hoch, manche halbhoch, alle in makellosem Weiß.
    »Wollen wir hoffen, dass sie passen«, sagte er und zog ein Paar Stiefel mit niedrigem Absatz heraus. Sie erinnerten Gaia an Cowboystiefel, wie sie sie im Tvaltar gesehen hatte, aber kleiner und eleganter. »Okay«, flüsterte sie und ließ ihren roten Umhang zu Boden sinken. Sie konnte es kaum erwarten, aus ihren klitschnassen Sachen herauszukommen. Sie legte das schlafende Baby oben auf ihr Bündel. Dann griff sie nach dem Kleid und sah sich um. Leon stand in der Tür. Seine Augen ruhten mit unverhohlener Neugierde auf ihrem Körper, und nur einen Moment lang fragte sie sich, ob er wohl abzuschätzen versuchte, ob die Kleider ihr passten. »Was ist?«, fragte sie.
    Ihre Blicke trafen sich, dann wandte er sich abrupt ab.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte er.
    Das war … seltsam , dachte sie. Und das ist noch vorsichtig ausgedrückt. Gaia zog ihre nassen Sachen aus und legte das Kleid an. Ihre kalten Finger zitterten bei dem Versuch, die Knöpfe am Rücken zu erreichen. Sie hatte nur das Licht des Kleiderschranks, um sich im Dunkel zu orientieren. Sie beeilte sich, dann zog sie die schlanken Stiefel an und huschte zu einem Spiegel, so hoch wie sie selbst, der neben dem Bett schimmerte. Sie sah über ihre Schulter, um sich zu vergewissern, dass sie alle Knöpfe erwischt hatte, und staunte über die Anmut, mit der der weiße Stoff sich an ihren Leib schmiegte. Sie sah wie ein anderer Mensch aus. Jemand mit Privilegien. Besonders, wenn sie nur ihre rechte Gesichtshälfte zum Spiegel wandte.
    »Perfekt«, sagte Leon.
    Sie drehte sich zu ihm um und lächelte. Er stand im Türrahmen, und abgesehen von seinen schwarzen Stiefeln war er in makelloses Weiß gekleidet. Er trug einen Maßanzug. Seinen Blazer hatte er geöffnet, eine Faust ruhte auf seiner Hüfte, und an seinem Gürtel sah sie einen kurzen Dolch in einer Scheide: ein passendes Accessoire für einen Militär. Er zupfte an seinem Ärmel herum. »Die Jacke ist etwas kurz«, sagte er.
    Sie lachte. »Du siehst unglaublich aus. In jedem Fall gut genug, um ein paar Wachen zu täuschen. Was machen wir mit dem Baby?«
    Er zog eine Tüte aus Goldpapier hervor. »Ich habe das hier gefunden«, sagte er. »Vielleicht passt sie ja als Geschenk hinein.«
    Gaia hatte ihre Zweifel.
    »Schau mal, was du mit deinem Haar machst«, sagte er. »Vielleicht kannst du es hochstecken? Ich werde mir etwas für Maya überlegen.«
    »Moment. Lass mich nur eben das hier richten.« Mayas Decken hatten sich gelockert, und Gaia schlug sie wieder sicher um ihre Schwester, sodass nur das Gesicht des Babys aus dem kompakten kleinen Kokon herausschaute.
    »Danke«, sagte Leon.
    Gaia trat zu einer Kommode, wo sie eine Bürste und ein paar Haarklammern fand. Hastig bürstete sie die schlimmsten Knoten aus ihrem nassen Haar, legte die kurzen Strähnen zurück und befestigte sie auf ihrem Kopf, so gut sie konnte. Es fühlte sich ungewohnt an, ihr Gesicht so entblößt zu lassen, doch als sie erst den Pullover und dann den weißen Umhang anlegte, fand sie, dass es passabel aussah. Ihre Narbe würde nur bemerkt werden, falls jemand ihr direkt unter die Kapuze schaute, in ihr Gesicht.
    »Wir sind so weit«, sagte Leon.
    Er hielt lässig eine Geschenktasche im Arm.
    »Kann sie darin auch atmen?«, fragte Gaia.
    Er neigte die Tasche, und sie überzeugte sich davon, dass das schlafende Gesicht des Babys nach oben zeigte. Sie lag auf den Büchern und
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