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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting
Autoren: James Hayman
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im September waren die Straßen immer noch voll mit Wochenendausflüglern, trotz der fröhlichen Wetterfee auf NPR, die kühles und bedecktes Herbstwetter angekündigt hatte. Sie passierten South China und Belfast. Mit der Kühle hatte NPR Recht gehabt. Die Temperaturen fielen, und Maggie schaltete die Heizung ein. Sie fuhren durch Bucksport, wandten sich dann nach Süden, bogen von der Route 3 ab und nahmen die Route 15 in Richtung Blue Hill. Fast vier Stunden nachdem sie in Portland losgefahren waren, entdeckte McCabe den Abzweig von der 15 auf die Range Road. Fünf Minuten später hatten sie den Feldweg erreicht, von dem Priscilla Pepper gesprochen hatte. Es war mittlerweile stockdunkel und außerdem kalt, allerhöchstens vier Grad Celsius. Sie passierten einen Briefkasten am linken Straßenrand. McCabe hielt an, setzte zurück, sah die Nummer 113, fuhr noch ein Stück weiter zurück und stellte den Wagen so ab, dass man ihn nicht sehen würde. Er wollte zu Fuß weitergehen. Sie stiegen aus dem Auto in eine pechschwarze Nacht ohne jedes Mondlicht. Viel zu kalt für die leichte Jacke, die er angezogen hatte.
    »Vielleicht fängt es ja sogar an zu schneien«, sagte Maggie. Sie klang nicht sonderlich betrübt. McCabe glaubte, dass Maggie, wie viele Einwohner Maines, einen gewissen Stolz auf das schlechte Wetter empfand, so wie etliche New Yorker stolz waren auf das rüde Verhalten und den aggressiven Fahrstil der Städter. Sie holte zwei ultraleichte Panzerwesten aus dem Kofferraum und warf McCabe eine davon zu. Ob das Kevlar ihn wohl warmhalten würde? Sie stülpten sprachaktivierte Headsets über, probierten aus, ob sie funktionierten, und stellten sie auf Dauerbetrieb. McCabe steckte noch ein zusammenklappbares Fernglas und einen Digitalrecorder in die Tasche.
    Ohne zu sprechen, gingen sie durch die Dunkelheit. Priscilla Pepper hatte von einer Privatstraße gesprochen. Es war aber eigentlich eher ein Trampelpfad, der beim besten Willen keine Ähnlichkeit mit einer Straße besaß. Es war eine nahezu lautlose Nacht. Ein Eulenruf ertönte. Wenig später brach etwas Größeres durchs Gehölz. Ein Reh? McCabe war sich nicht sicher, ob Rehe mitten in der Nacht durchs Unterholz brechen. Ein Bär vielleicht? Über deren Gewohnheiten wusste er auch nicht viel. Als Stadtmensch jagte er sehr viel lieber irgendwelche Gauner durch die Straßenschluchten von Manhattan als durch Wälder wie diese. Ein niedriger Ast schlug ihm ins Gesicht und verfehlte nur knapp sein Auge. Er fluchte leise. Eine Verletzung war jetzt wirklich das Letzte, was er gebrauchen konnte. Danach schaltete er ungefähr alle zehn Schritte für einen kurzen Moment die Taschenlampe ein, um nach weiteren Ästen auf Augenhöhe oder in Fußnähe Ausschau zu halten oder nach Löchern, die ihn zum Stolpern bringen könnten. Die Taschenlampe offenbarte auch frische Reifenspuren. Hier war vor nicht allzu langer Zeit ein Auto entlanggefahren.
    Jetzt sahen sie ungefähr hundert Meter entfernt die Lichter des Haupthauses vor sich. Sie gingen noch einmal fünfzig Meter näher und knieten sich dann hinter eine Felszunge direkt neben der Fahrspur. Von hier aus hatten sie einen guten Überblick über das Gelände. McCabe konnte keine Überwachungskameras entdecken. Nicht einmal Hinweise auf eine Alarmanlage. Auf der einen Seite des Hauses standen zwei Autos, ein grauer Chevy Blazer und ein schwarzer Toyota Land Cruiser. Er richtete das Fernglas auf das Haupthaus. Eine großzügige, rustikale Jagdhütte im Adirondack-Stil, eine Blockhütte mal zehn. Die Terrasse war mit einem Geländer aus Birkenstämmen versehen und schien einmal rund um das ganze Haus zu laufen. McCabe schätzte, dass das Haus aus den Zwanzigerjahren stammte, vielleicht sogar noch älter war. Ein Fenster im ersten Stock wurde von einer einsamen, trüben Glühbirne erleuchtet. Im Erdgeschoss gesellte sich zu der elektrischen Beleuchtung noch das Flackern eines Feuers. Es roch nach Holzrauch, aber er konnte im Inneren keine Bewegung erkennen. Er richtete das Fernglas auf das Gästehaus direkt neben einem großen Teich. Dunkel und ruhig. Es wirkte verlassen. Er suchte nach einem Eingang, der in den »voll ausgebauten Keller« führte, konnte aber keinen entdecken. Er beschloss, zuerst im Haus nachzusehen.
    Er reichte Maggie das Fernglas und bat sie, in Deckung zu bleiben und ihm Feuerschutz zu geben. Er hatte kurz den Eindruck, als wollte sie dem etwas entgegensetzen, doch dann kauerte sie sich nieder und
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