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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman
Autoren: Matias Faldbakken
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habe immer das getan, was nach meiner Auffassung für meine Mitmenschen und ihr Miteinander das Beste ist. Ich habe mir nicht vorstellen können, wie ich meine Energie besser oder richtiger hätte einsetzen können. Gute Bildung ist eine der wichtigsten Säulen, auf denen unser Gemeinwesen ruht. Und ich habe viel investiert, um zu begreifen, was gute Bildung ausmacht. Ich habe getan, was ich für richtig gehalten habe. Ich habe mich selbstlos und stets so verhalten, dass ich niemanden verurteilt habe. Aber jetzt ist es so weit, dass ich mich selber verurteilen muss. Ich gehe weg und bitte euch, nicht nach mir zu suchen. Lasst mich in Frieden. Außerdem möchte ich mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die ich der B-Schule verursache, indem ich auf diese Weise verschwinde.

    Lebt wohl.
Cathrine Færøy

    Cathrine Færøy, 36 Jahre alt, ist eine menschenfreundliche und sehr engagierte Lehrerin gewesen. Dennoch lässt es sich nicht länger verhehlen, dass sie, die Klassenlehrerin der 2a auf der B-Schule, auf Lonyl einen Hass entwickelt hat, wie sie ihn noch nie einem anderen Menschen gegenüber empfunden hat.
    Im Laufe des letzten halben Jahres hat sie immer längere Stunden im Büro des schuleigenen Kinderpsychiaters – Dr. Berlitz – verbracht und die Möglichkeiten diskutiert, mit dem Problemkind Lonyl fertig zu werden. Bei diesen Gesprächen ist sie wiederholt mit Heulkrämpfen zusammengebrochen.

    Freitag vor genau zwei Wochen ist Frau Færøy nicht zum Unterricht erschienen, und seither hat kein Mensch sie gesehen. Sie wird polizeilich gesucht, die Hauptstadtzeitungen haben über die Aktion berichtet, obgleich so eine scheißlangweilige Vermisstennummer nicht gerade die News sind, um die man bei der Zeitung betet. Die Polizei hat fünf Mann auf die Sache angesetzt, aber den fünf Mann fehlt jede Grundlage für ihre Ermittlungen, denn sie kennen ja den Abschiedsbrief nicht. Als Letzte haben zwei Kollegen Frau Færøy gesehen. Um die Kommunikation im Lehrerzimmer steht es nicht zum Besten, so dass diese beiden Kollegen Donnerstag Nachmittag vor zwei Wochen nicht weiter beachteten, dass sie ihre Tasche packte und ging. Das tat sie ja jeden Tag, sagten die Kollegen, auf stets dieselbe Art und Weise. Und zum Abschied sagte sie »Macht’s gut«, wie üblich, ohne besondere Betonung, kein »Lebt wohl« oder Ähnliches. Und niemand, auch kein Schulkind, konnte sich erinnern, sie beim Verlassen der Schule gesehen zu haben, aber dass man als Grundschullehrer übersehen wird, gehört ja eigentlich zum Beruf.

    Frau Færøy hat in der Zeitung von ihrem eigenen Verschwinden gelesen, ist aber fest entschlossen, sich nicht zu melden, bevor nicht, wie sie sich selber geschworen hat, »das Unkraut mit der Wurzel ausgerissen ist.«

DONNERSTAG, 10. DEZEMBER, 19.30 H
(Wieder vorm Filmpalast)
    – Was soll denn an diesem Weihnachtsfest so wahnsinnig schwierig sein?, fragt Casco.
    – Was soll denn an diesem Weihnachtsfest so wahnsinnig schwierig sein …, äfft Simpel ihn nach. Jetzt trauen die sich nicht mal mehr, das wieder im Filmsaal zu machen, die sind so was von scheißparanoid, diese Schulleute. Wenn man das schon liest! Wir haben gedacht, dieses Jahr machen wir mal was anderes . Mal was anderes? So kann man das auch sagen! Hauptsache, die Fassade bleibt gewahrt! Die Säcke! Dass man sich derart ahnungslos stellen kann, dass das geht, ich fasse es nicht … verstehst du, Casco …?
    – Keine Ahnung, was da passiert sein soll.
    – Man müsste die verfickte Schule zu einer Tapetenfabrik umfunktionieren, das müsste man, ja, und die Lehrer zu Tapetenmachern umtaufen. Und statt diesem heuchlerischen Motto überm Schultor WISSEN IST EINE SANFTE LAST müsste man da hinmeißeln: DURCH TAPETEN SCHAUST DU NICHT. Verfluchte Heuchler das!
    – Was ist denn passiert, Simpel?
    – Es fällt mir nicht leicht, Casco, glaub’s mir oder nicht, aber ich war der Grund dafür, dass die Tapeten sich letztes Jahr bei der Adventsfeier von der Wand gerollt haben. Ja ja, grins du nur, du Fotzengesicht … für mich ist das überhaupt nicht komisch.
    – Aber genau das ist dein Job, Simpel …
    – Vergiss es, es ist ganz was anderes, wenn nicht ich, sondern Lonyl so was anstellt, er ist mein Nachkomme , ja. Ich versuche, bei den Leuten ein Bewusstsein dafür herzustellen, was ich mache, was wir machen, das weißt du. Aber hier geht es um Lonyl, und Lonyl lebt alles Böse und Wütende aus, das in mir steckt, verstehst du? So eine Art
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