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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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kurze Ballade, etwa 60 Strophen. Trotzdem wird hier nur eine Kurzfassung abgedruckt, in Prosa. Natürlich gehen dann so herrliche Nuancen wie etwa ein strahlender Sonnenuntergang in der exakt gleichen Farbe wie das gerade geborene Rote Drachenmädchen namens Myrella verloren. Aber dafür wird diese Geschichte nicht so lange aufgehalten. 
     
    20 Das Moosvolk unterhält, wie schon erwähnt, zu den Pflanzen ein freundschaftliches Verhältnis. In Zeiten der Not helfen letztere ersteren auch schon mal, indem sie vorzeitig ihre Früchte reifen lassen, oder besonders schnell wachsen - was die Büsche vor der Höhle übrigens gerade taten. Das Moosvolk hat damit eine Zwischenstellung zwischen den Pflanzen und den Tharsii, ohne die Tharsya vielleicht gar nicht existieren würde. Einer alten Legende nach ist Tharsya nämlich aus einem Gerstenkorn entstanden, nachdem ein Moosmann dieses Korn gebeten hatte, ihm eine Heimat zu schaffen. Wie es möglich war, dass es den Moosmann schon vor Tharsya gab, und wie er sich vermehren konnte, sagt die Legende aber nicht. Jedenfalls hat das Moosvolk eine Sonderstellung, basta. Und ein Sprichwort sagt: ,solange es Moosleute gibt, gibt es Hoffnung'. Die Hülse des besagten Korns wird übrigens von dem Stamm, dessen Angehörige als direkte Nachfahren dieses bemerkenswerten Moosmannes gelten, in einer Holzkiste wie eine Reliquie aufbewahrt und verehrt. Es heißt, sollte sie jemals verloren gehen, würde Tharsya anfangen zu welken und schließlich verschwinden. 
     
    21 Spatzen waren in Tharsya unentbehrlich, wenn es um Nachrichtenüberbringung ging. Das System hierfür war erst vor wenigen Jahren eingeführt worden. Zuerst hatte man es mit Adlern und Falken versucht. Aber die waren so damit beschäftigt gewesen, majestätisch auszusehen, dass sie die Nachrichten erst verspätet überbrachten, wenn sie es vor lauter Modellstehen für diverse Wappentiere nicht sogar ganz vergaßen. Ähnlich schlechte Erfahrungen hatte man mit Eulen als Nachtkurieren gemacht. Spätestens, wenn die Eulen an einem Spiegel vorbeikamen, mussten sie anhalten, sich betrachten und Grimassen ziehen. So lustig Eulen an Spiegeln anzusehen waren, dem Nachrichtenverkehr tat das nicht gut. Aber die Eulenspiegelei lag diesen Vögeln im Blut, sie war ihnen nicht abzugewöhnen. So war man auf die Spatzen gekommen und die waren mit Feuereifer bei der Sache. Zwar hatte ein einzelner Spatz nur ein kleines Gehirn – eben ein Spatzengehirn – aber sie flogen ohnehin in Schwärmen, da konnte man die Nachrichten ja aufteilen, innerhalb gewisser Grenzen natürlich. Die Obergrenze war ein Kilo Spatzen, das waren etwa 40 Stück (bei mehr brach der Schwarm unweigerlich auseinander und flog über kurz oder lang in verschiedene Richtungen). Man nannte das der Einfachheit halber einen Megaspatz. Eine Nachricht konnte also maximal in 40 Teile zerlegt werden, oder in 40 Arbeitsspatz – wobei der Speicher eines Spatzes maximal drei durchschnittlich lange Worte betrug. 
     
    22 Ich muss in dieser Frage noch um ein bisschen Geduld bitten. Aber die Lösung kommt noch, versprochen. 
     
    23 Die Zähne dürften ein Relikt aus der Zeit sein, als die Zwerge noch unter der Erde lebten und sich hauptsächlich davon ernährten, unterirdisch die Baumwurzeln anzuknabbern. Solche Wurzeln sind ja bekanntlich zäh und zum Teil auch ziemlich dick. Führende Biologen (alles Moosleute) sehen darin einen Beweis, dass Schwarzzwerge (welche immer noch unterirdisch leben und höchstens bei Neumond mal an die Oberfläche kommen, wenn es nicht zu hell ist) und Erd- bzw. Bergzwerge gemeinsame Vorfahren haben. Die Völker sollen sich nach dieser Theorie vor noch gar nicht so langer Zeit – nur einige Tausend Jahre – von einander weg entwickelt haben. Die Abspaltung der Heidezwerge dagegen wäre schon viel früher erfolgt, weil diese ganz normale Zähne haben – wenn man von einem Stich ins Gelbe absieht. Noch früher hätten sich Arten wie etwa die Erdmännchen abgespalten. Letzteres behaupten aber nur ganz verwegene Wissenschaftler und die allgemeine Bevölkerung ist ohnehin der Meinung: wenn sie irgendwas mit ,Zwerg‘ heißen, müssen sie auch um ein paar Ecken verwandt sein. Und wenn nicht, ist es auch egal. 
     
    24 Dabei gibt es fast niemanden, der freundlicher, hilfsbereiter und zuverlässiger sein kann, als ein Erdzwerg (solange er nicht das Gefühl hat, dass man auf sein Gebiss starrt). Aber wer glaubt das schon, wenn man immer so aussieht, als
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