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Teuflische Versprechen

Teuflische Versprechen

Titel: Teuflische Versprechen
Autoren: Andreas Franz
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aufpassen. Das Seltsame ist, als ich mich von ihnen verabschiedet habe, hatte ich das Gefühl, dass es ein Abschied für immer sein würde.«
    »Sie werden Ihre Familie wiedersehen, das verspreche ich Ihnen …«
    »Ich glaube es erst, wenn ich bei ihnen bin«, sagte sie mit monotoner Stimme. »Na ja, nur drei Tage später hat mich ein Freund meines Bekannten abgeholt und mich zusammen mit acht anderen Frauen über mehrere Grenzen nach Jugoslawien gebracht. Und dort habe ich dann erfahren, was ich wirklich tun sollte.« Sie hielt erneut inne. Verena nippte an ihrem Wein und sagte nichts, weil sie spürte, dass Maria noch etwas hinzufügen wollte. Kurz darauf fuhr Maria fort: »Eine innere Stimme hat mich damals gewarnt, nicht auf diese Versprechungen zu hören, sondern in meiner Heimat zu bleiben. Ich hatte sogar einen schrecklichen Traum, bevor ich wegging. Und dieser Traum ist leider auch wahr geworden.«
    »Und in Jugoslawien hat man Ihnen gesagt, dass Sie als Prostituierte arbeiten sollen. Wie alt waren Sie, als Sie nach Deutschland kamen?«
    »Ich war gerade achtzehn geworden. Aber davor habe ich fast ein Jahr in einem Luxusbordell in Jugoslawien gearbeitet, wo auch nur reiche Typen hinkamen, mit teuren Autos, Goldketten und goldenen Uhren und so weiter. Viele von denen waren aber einfach nur brutal.«
    »Wurden Sie misshandelt?«
    Maria antwortete ruhig: »Man gewöhnt sich daran. Ich habe das Gefühl, dass das alles schon eine Ewigkeit her ist.«
    »Also ja. Man hat Sie misshandelt, und ich nehme an, auch vergewaltigt.«
    »Sie haben mich geschlagen, sie haben mich vergewaltigt«, Maria verzog kaum eine Miene, während sie weitersprach, »und das immer dann, wenn ich einen Wunsch eines Freiers nicht zu seiner Zufriedenheit erfüllt habe oder irgendetwas gesagt habe, was ihnen nicht gefallen hat. Es sind einfach nur böse Menschen. Nein, das sind keine Menschen«, verbesserte sie sich mit abfällig heruntergezogenen Mundwinkeln, »das sind wilde Tiere. Sie machen einfach kaputt, wenn sie etwas kaputtmachen wollen.« Maria nahm ein weiteres Taschentusch, um sich die Nase zu putzen.
    »Ich will nicht zu indiskret erscheinen, aber waren Sie noch Jungfrau, als …«
    »Ja. Ich hatte vorher noch nie etwas mit einem Mann gehabt. Meine Eltern haben gesagt, ich solle damit warten, bis ich verheiratet wäre. Aber das ist jetzt auch egal.«
    »Und wie ging es weiter? Nach einem Jahr sind Sie also nach Deutschland gekommen. Gleich nach Frankfurt?«
    »Ja.«
    »Aber Sie wissen nicht, wer Sie hergebracht hat, oder?«
    »Nein. Wir sind übers Meer gefahren und dann in einen Lastwagen geladen worden. Wir haben nichts gesehen.«
    »Hm. Das heißt, Sie werden seit fast vier Jahren gezwungen, als Prostituierte zu arbeiten. Wie viele Frauen sind außer Ihnen noch in diesem Bordell?«
    »Wir waren insgesamt fünfzehn. Wenn eine ausgefallen ist, kam ein, zwei Tage später gleich eine Neue.«
    »Was heißt, wenn eine ausgefallen ist?«
    »Manche sterben einfach.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Verena entsetzt, die nach dem bisher Gehörten ahnte, was Maria meinte, es aber aus ihrem eigenen Mund hören wollte.
    »Eine von den andern hat es mir erzählt. Anfangs habe ich immer gedacht, wenn eine weg war, dass sie dann wieder nach Hause durfte. Doch dann hat sie mir in einem Moment, als wir ungestört waren, gesagt, dass keine von uns jemals wieder nach Hause darf. Und da wusste ich, dass das, was ich die ganze Zeit über gefühlt habe, stimmte. Aber ich habe trotzdem immer gehofft, meine Familie wiederzusehen. Ich habe seit fast vier Jahren nichts von ihnen gehört. Ich weiß nicht, wie es meinen Eltern, meinen Großeltern und meinen Geschwistern geht, ich weiß überhaupt nichts mehr. Sie machen sich bestimmt große Sorgen, weil sie ja auch nicht wissen, wo ich bin.« Mit einem Mal sprudelte es nur so aus ihr heraus: »Schon in Jugoslawien haben sie gesagt, ich würde jetzt ihnen gehören, und wenn ich nicht genau das tue, was sie sagen, würde es mir schlecht gehen. Aber wenn ich brav bin, darf ich bald nach Hause, doch das war eine Lüge. Ich musste innerhalb von einem halben Jahr Deutsch lernen, damit ich mit den feinen Herren auch kommunizieren kann. Aber diese feinen Herren sind nur Dreck, die meisten zumindest, sie haben die schmutzigsten Gedanken und wollen immer nur ficken. Ein paar Minuten redenund dann ficken. Es sind solche Schweine dabei. Ich habe mich zu Anfang fürchterlich geekelt, denn die meisten von ihnen tragen
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