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Teuflische Lust

Teuflische Lust

Titel: Teuflische Lust
Autoren: Kerstin Dirks
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Henning sie auf einer Klassenfete zum Tanzen aufgefordert hatte und sie fürchtete, ihm mit ihren beiden linken Füßen auf den Schuh zu treten. Tom. An den wollte sie jetzt gar nicht denken. Seitdem hatte sich viel geändert. Gott sei Dank. Alexia war deutlich selbstbewusster geworden. Bei manchen Gelegenheiten fiel sie aber noch in die alten Muster zurück, wie zum Beispiel bei einem Blind Date. Denn nichts anderes war diese Verabredung. Sven hatte keine Ahnung, wie sie aussah.
    Das war ein Vorteil, der es ihr ermöglichte, sich unbehelligt in seinem Laden umzusehen und sich schon einmaleinen Vorabeindruck von ihm zu verschaffen, ohne dass er einen Verdacht schöpfte.
    Sie warf einen letzten Blick in das Schaufenster der kleinen Boutique zu ihrer Linken, zupfte ihre Bluse zurecht und überprüfte den Sitz ihrer Bobfrisur. Die geschickt gewählte Kombination aus weiter Bluse und Faltenrock versteckte ihren kleinen Bauch und die etwas runderen Hüften.
    Alexia ging über die Straße und legte noch einen Schritt zu, um zu verhindern, dass sie im letzten Moment einen Rückzieher machte. Mit beiden Händen stieß sie die gläserne Eingangstür auf, und das Klirren kleiner Glöckchen, die an einer Schnur direkt hinter der Tür hingen, empfing sie. Links und rechts von ihr türmten sich riesige Regale mit allerlei Kostbarkeiten, die für die normale Bevölkerung nicht mehr als Gerümpel war, aber jedes Sammlerherz höherschlagen ließen. Zwei Regale bildeten einen Gang zum Ladentisch, auf dem sie eine Stehlampe, einen Beethovenkopf und ein veraltertes Telefon mit Wählscheibe entdeckte. Wohin sie auch blickte, sah sie antike Möbel, Porzellanfiguren und spinnenwebenverhangene Gemälde. Alles war von einem altertümlichen Flair umgeben; andersartig, aber auch sehr reizvoll. Hinter den Ladentisch trat ein Mann in einem Holzfällerhemd. War das Sven? Sie musterte ihn genauer. Er hatte eine Stirnglatze. In langen, fettigen Fäden hingen ihm die vereinzelten Strähnen seines Haarkranzes über die Schultern, und sie erkannte aus der Entfernung etwas auf seiner Oberlippe, das möglicherweise ein Bart sein sollte. Hatte er sich nicht als gutaussehend und modisch beschrieben? Verunsichert blieb sie vor einem Regal stehen und betrachtete scheinbar interessiert ein altes Grammophon. Nun gut, sie war die Letzte, die jemand nach seinem Aussehen beurteilte,wichtiger war, dass man sich verstand. Trotzdem hatte sie ihn sich aufgrund seiner Beschreibung anders vorgestellt und spürte eine gewisse Enttäuschung, weil er sie offenbar dreist angelogen hatte. Dass dieser Kerl Sven war, stand außer Zweifel. Er hatte ihr erzählt, dass er den Laden von seinem Onkel übernommen hatte und seitdem allein leitete, weil er sich keinen Angestellten leisten konnte.
    Alexia riskierte rasch einen zweiten Blick. Sven hatte sie noch gar nicht bemerkt, oder schenkte ihr keinerlei Beachtung? Jedenfalls fühlte er sich offenbar unbeobachtet, denn sein Zeigefinger verschwand bohrend in seiner Nase. Plötzlich durchbrach das Klingeln des Telefons auf dem Ladentisch die Stille.
    »Mann, schon wieder. Ick zieh hier gleich den Stecker raus«, fluchte er und ging ran.
    »Svens Antiquitäten«, brüllte er so laut in den Hörer, dass Alexia am ganzen Leib zusammenschreckte und um ein Haar die Schneekugel fallen ließ, die sie gerade aus einem Fach genommen hatte. Schneewittchen grinste sie breit an, umringt von den sieben Zwergen, die allesamt trotz des Schneeregens so dünn angekleidet waren, als wäre es Hochsommer.
    »Ick hab Ihnen ditt schon mal jesacht! Wenn der Tisch kaputt is, is ditt nich meen Problem. Den ham se hier im juten Zustand jekoofft. Damit is die Sache erledigt für mir. Da könn se noch mit zehn Anwälten drohn … Ja, machen se, watt se wolln. Wiederhörn.« Er knallte den Hörer auf.
    Mein Gott, was war das nur für ein unhöflicher Mensch. Alexia konnte es nicht glauben, dass von diesem Mann all die netten E-Mails stammten. Sie zweifelte ernstlich daran, ob er sie überhaupt selbst geschrieben hatte.
    »So,und watt kann ick jetze für Sie tun? Ick erwart hier gleich Besuch, da kann ick keene Kunden jebrauchen. Also wenn se bitte nen bissel hinmachen würden«, brüllte er ihr entgegen.
    Alexia erschrak erneut. Wenn er alle seine Kunden so behandelte, war es kein Wunder, dass er nur rote Zahlen schrieb, wie er ihr in einer seiner Mails gestanden hatte.
    »Meene Dame, ick hab hier nich den janzen Tag Zeit«, rief er ungeduldig. Alexia
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