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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht
Autoren: Simone Olmesdahl
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Wer sonst hatte die Macht dazu, wenn nicht der Engel, der die ersten Talente verteilt hatte, und wohl auch der Vorfahre der kalten Halbwesen war?
    »Ich weiß nicht wohin. Vielleicht sollten wir erst zurück nach Köln fahren«, antwortete Marla nach einer Pause.
    »Marla …«, begann Anna zögerlich. Es brachte nichts, das Thema länger zu umgehen. »Ich finde, wir sollten nach London reisen. Es ist die einzige Chance, etwas gegen die Halbengel zu unternehmen. Sieh uns an. Wir sind allein nicht einmal imstande, Sebastian zu finden.«
    »Nein«, erwiderte Marla barsch. »Wir können nicht einfach in das Quartier des Rechtsbeirats marschieren. Wie stellst du dir das vor? Es macht keinen Sinn, ein Gerücht zu verfolgen. Willst du dein Leben für etwas riskieren, von dem wir nicht einmal sicher wissen, dass es existiert? Die verschollenen Pergamente sind Aberglaube. Es gibt keine Beweise, dass an dem Märchen etwas dran ist. Der RFBM wartet bloß darauf, dass wir einen Schritt nach London wagen.«
    Der RFBM hatte sich seit ihrer Flucht aus England nicht gerührt. Sebastian hatte zwar angenommen, dass sie zunächst ihre Wunden lecken würden, aber die Zeitspanne bereitete Anna inzwischen Magenschmerzen. Dass sie nichts von sich hören ließen, konnte nichts Gutes verheißen. Sie hatten genug Zeit gehabt, sich zu sammeln und Pläne zu schmieden, die niemand durchschaute. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Früher oder später würde etwas Schreckliches geschehen.
    »Aber es bringt auch nichts, durch Deutschland zu gurken und dein Erspartes in Hotels zu verpulvern. Wir haben ihre Spur verloren. Selbst wenn wir noch mal auf einen Hinweis stoßen sollten, sind sie über alle Berge, bis wir dort aufkreuzen.«
    »Irgendwann müssen sie sich zeigen. Wir haben das alles besprochen, Anna. Wir finden Sebastian, lassen uns von ihm Waffen mit Flüchen besprechen, und kämpfen an seiner Seite. Alles andere ist nicht nur sinnlos, sondern auch viel zu gefährlich.«
    Anna schnaubte. Klar, im direkten Kampf gegen die Fingerless anzutreten, mit Waffen, die sie nicht beherrschten, war vergleichsweise ein Kinderspiel. Wieso blieb Marla so stur? Warum hatte sie Sebastian gehen lassen, wenn sie lieber an seiner Seite kämpfte? Sie hatte das allein beschlossen, genau wie diese ergebnislose Sucherei.
    Übelkeit wand sich in ihrem Magen und die bittere Galle schlug Blasen auf der Zunge. Sie musste sich zusammenreißen, Marla nicht anzubrüllen. »Wir brauchen die Pergamente«, presste sie hervor. Bilder klopften gegen ihre Schläfe. Vorstellungen, wie sie Marla die Meinung geigte, und ihr klarmachte, was sie angerichtet hatte, als sie Sebastian grünes Licht zum Abgang gegeben hatte. Sie verscheuchte die Halluzination, bevor ihr Schädel platzte.
    »Nein, wir haben das hundertmal durchgekaut«, beharrte Marla auf ihrer Meinung. »Wir können ja noch mal einen Ortungszauber versuchen.«
    »Zum wievielten Mal?« Ihre Wut lechzte danach, sich Luft zu verschaffen.
    »Sei doch nicht so verdammt naiv«, zischte Marla. Ihre Augen funkelten.
    »Ich bin naiv? Das sagt die Richtige. Deine Idee ist für die Katz, gib es doch endlich zu.«
    Marla erhob sich, warf den Rest ihres Fischbrötchens in den Mülleimer und trat zum Schrank. Sie kramte eine Ewigkeit in einer Ablage, beförderte einige Hexenkräuter heraus und würdigte Anna keines Blickes. »Wir versuchen den Ortungszauber. So lange, bis wir ihn haben«, murmelte sie.
    »Er will nicht gefunden werden.« Marlas Hokuspokus änderte auch nichts daran.
    »Dann hat er die Hilfe einer Hexe, sonst müsste der Zauber Wirkung zeigen. Schutzzauber sind Hexenmagie. Vielleicht sollte ich mich lieber darauf konzentrieren, ihn oder sie auszupendeln.« Marla lud den Zauberkram auf dem Tisch ab.
    Anna schüttelte den Kopf. »Das ist doch genauso idiotisch. Die Strohhalme, an die du dich klammerst, führen zu nichts.«
    Marla hob den Blick. Sie sah aus, als stünde sie kurz davor, den Verstand zu verlieren. Wann hatte sie begonnen, verrückt zu werden?
    »Weißt du was? Du solltest es endlich sagen. Es ist ja nicht so, als ob ich nicht wüsste, was dir auf der Seele brennt. Sprich es endlich aus, bevor es uns das Leben kostet.«
    Eiszapfen stachen in Annas Herz, durchbohrten die Kammern. Sie wollte die quälenden Gedanken, die sie seit Wochen begleiteten, nicht aussprechen. Sie hatte Angst, dass sich der Riss ihrer Freundschaft danach nicht mehr kitten ließ.
    »Nun sag es schon«, forderte Marla.
    Anna schloss die
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