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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer
Autoren: Richard Auer
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und die Autobahnausfahrt Altmühltal der A   9 erreichte, führte in Pfahldorf eine Straße nach Süden ins Altmühltal hinab, immer am Limes entlang nach Kipfenberg.
    Die Morgensterns parkten ihr Auto an der Hauptstraße und gingen zu Fuß zum Marktplatz. Dort hatten sich bereits mehrere hundert Besucher versammelt. Auf dem Platz war ein hölzernes Podium errichtet, auf dem die örtlichen Honoratioren in schwarzen Roben mit rüschigen weißen Kragen Platz genommen hatten.
    Â»Warum tragen die so komische Gewänder?«, fragte Bastian.
    Â»Die haben sich als mittelalterliche Ratsherren kostümiert«, erklärte Fiona.
    Â»Ich dachte, hier geht’s um Römer«, maulte Morgenstern. »Wieso heißt es sonst Limesfest?«
    Die Antwort kam umgehend. Ein Moderator kündigte über Lautsprecher den bevorstehenden Einmarsch der Römer und Germanen an und las von einem Zettel den historischen Hintergrund ab: »Wir befinden uns hier mitten auf der ehemaligen römischen Grenzanlage, dem Limes, der einst das Römische Reich von den barbarischen Germanen trennte.«
    Bastian fuchtelte mit seinem Schwert herum. »Weiß doch jedes Baby, wann kämpfen die endlich?«
    Der Mann leierte weiter seine Infos herunter. »Der Limes wurde vom Volksmund später ›Teufelsmauer‹ genannt, weil sich die Menschen nicht erklären konnten, wie diese endlose Mauer fünfhundert Kilometer durch Süddeutschland entstanden sein mochte. Deswegen hielt man sie im Mittelalter für ein Werk des Teufels. Seit 2005 ist der Limes Weltkulturerbe der UNESCO .«
    Â»Blut«, murmelte Bastian. »Ich will endlich Blut sehen!«
    Â»Ich hab Durst«, beschwerte sich Marius.
    Â»Muss vielleicht auch noch einer aufs Klo?«, fragte Morgenstern genervt.
    Der Redner fuchtelte weiter mit seinem Zettel herum. Seine Stimme wurde lauter. »Wir Kipfenberger aber feiern das Limesfest schon seit über vierzig Jahren. Wir wissen, was wir am Limes haben, und sind stolz darauf. Und nun: Begrüßen Sie mit mir«, er warf einen auffordernden Blick in die Menge, »begrüßen Sie mit mir unsere diesjährige Limeskönigin Barbara Breitenhiller!«
    Applaus brandete auf, als auf dem Podium eine junge Frau aufstand und huldvoll ins Publikum winkte. Sie trug das hellblaue Kleid, das Morgenstern schon aus der Zeitung kannte, darüber einen scharlachroten Umhang und eine Perlenkette; ihre Haare waren kunstvoll hochgesteckt. Morgenstern schnalzte mit der Zunge – eine dumme Angewohnheit, die er schleunigst ablegen sollte, nahm er sich vor, denn schon erntete er einen missbilligenden Blick von Fiona.
    Â»Die könnte deine Tochter sein«, zischte sie.
    Â»Schon klar«, sagte Morgenstern und wurde zu seinem Ärger rot.
    Marius und Bastian hatten sich nach vorne gedrängt, um alles genau sehen zu können. Von ferne waren Trommeln zu hören. Morgenstern rann der Schweiß über den Rücken. Auf dem Marktplatz staute sich die Hitze, es hatte bestimmt fünfunddreißig Grad. Da, endlich, aus einer Seitengasse dröhnten Marschschritte. Und da waren sie: ein Trupp Legionäre, daneben ihre germanischen Erzfeinde.
    Fiona zupfte ihn am Ärmel seiner Jeansjacke, die er auch in der brütenden Hitze nicht ablegte. »Das meinen die doch nicht ernst, oder?«, raunte sie ihm zu und deutete auf die verkleidete Mannschaft. »Die Römer sehen aus wie Sankt Martin beim Laternenumzug.«
    Morgenstern musste lachen. »Schau dir mal die Brustpanzer an. Die sehen verdächtig nach Plastik aus.«
    Fiona schüttelte den Kopf. »Das wird unseren Jungs gar nicht gefallen.«
    Die Germanen, wie man sie sich beim Kipfenberger Limesfest vorstellte, hatten den Oberkörper in Schaffelle gewickelt.
    Â»Die sind noch wärmer angezogen als du«, spottete Fiona.
    Auf dem Kopf trugen die Männer schiefe Plastikhelme, aus denen rechts und links Kuhhörner ragten. In der Hand hielt jeder einen mächtigen Speer. Es dauerte keine Minute, dann hatten sich Marius und Bastian zu ihren Eltern zurückgekämpft. Sie waren sauer.
    Â»Da könnten wir mit unseren Holzschwertern auch mitmachen«, beschwerte sich Marius. »Das hab ich mir viel cooler vorgestellt.«
    Â»Die Germanen hatten bunte Hosen und Mäntel aus Stoff«, dozierte Bastian. »Da wäre nie einer mit einem ollen Schaffell rumgelaufen.«
    Â»Was du nicht alles
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