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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel
Autoren: Monika Feth
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gesagt, dass du als Bulle eine Freundin brauchst, die Kunstgeschichte studiert hat?«
    »Nein. Daran würde ich mich erinnern.«
    »Dann sag ich’s jetzt.«
    Stolz wies er auf den Monitor.
    »Arno Paashaus lebt im Kloster St. Michael, und wir können mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er identisch ist mit dem anonymen Mönch, der die Tattoos fotografiert hat.«
    »Die Betonung liegt auf Wahrscheinlichkeit. Das reicht nicht für einen Durchsuchungsbefehl, noch dazu mitten in der Nacht.« Bert seufzte. »Lass uns das gleich morgen früh mit der Agentur klären.«
    Ihre Euphorie fiel in sich zusammen wie ein verunglücktes Soufflee.
    Rick fing sich als Erster wieder.
    »Okay«, sagte er. »Dann gehen wir jetzt rüber und trinken ein schönes kaltes Bier.«
    Sie waren gerade im Begriff, das Arbeitszimmer zu verlassen, als Berts Handy klingelte.
    »Melzig.«
    »Ingo Pangold hier. Herr Kommissar, der Freund von Romy Berner hat ihren Wagen gefunden.«
     
    In einer halben Stunde wollten sie sich treffen, um die junge Journalistin abzuholen. Vero hatte sich für sie etwas ganz Besonderes ausgedacht.
    Romy Berner hatte versucht, sie auszuspionieren. Sie hatte vorgehabt, die Wahrheit über die fünf Morde an die Öffentlichkeit zu bringen.
    Was lag da näher, als ihre Neugier und ihre Geschwätzigkeit zu bestrafen?
    Einer der Äbte von St. Michael hatte sich einen riesigen unterirdischen Weinkeller bauen lassen. Das Gewölbe lag zehn Meter tief unter der Erde und war nur über den Keller des Haupthauses zugänglich.
    In diesem Keller würden sie die Journalistin ihrem Schicksal überlassen, und dieses Schicksal bedeutete:
    Nichts sehen.
    Nichts hören.
    Nichts sagen.
    Niemand von außerhalb und auch kein Mitglied der Gemeinschaft kannte diesen Keller. Der Plan war einfach, schlicht und genial.
    Vero war froh, dass er nun doch alle Mitbrüder einbezogen hatte. Bruder Matteo würde trotz seiner Skepsis wie jeder andere seine Pflicht erfüllen, und selbst Bruder Miguel würde für die Dauer des Rituals das Bett verlassen.
    Der Tod dieses Mädchens war mehr als bloßes Sterben.
    Er war in mehrfacher Hinsicht ein symbolischer Akt.
    Unter anderem würde er sie zusammenschweißen.
    Ihre Bruderschaft brauchte diese Zeichen hin und wieder. Sie brauchte die Gewissheit, über die engen Grenzen des Daseins hinaus wirken zu können.
    Der Herr hatte ihnen Macht über Leben und Tod verliehen.
    Nur ihm waren sie zur Rechenschaft verpflichtet.
    Vero glitt zu Boden. Er legte sich hin, das Gesicht nach unten, und breitete die Arme aus.
    Gott, gib mir Kraft. Lass mich nicht scheitern. Schenk mir Vertrauen und Zuversicht.
    Er leerte seinen Kopf von allen Gedanken, die ihn ablenken könnten.
    Er wurde eins mit dem Gekreuzigten.
    Er verwandelte sich in sein Werkzeug.
    Ein tödliches Schwert.
    Unantastbar.
     
    Die Klostermauern waren in Mondlicht getaucht. Das war ungünstig, doch Bert hatte keine Zeit für Bedenken. Er förderte einen Satz Dietriche aus den Tiefen seiner Manteltasche hervor und machte sich vorsichtig am Schloss zu schaffen.
    Neben ihm sog Rick scharf die Luft ein.
    »Wir sollten sie nicht vorwarnen«, flüsterte Bert. »Wenn dir das zu heiß ist … ich bin dir nicht böse, falls du lieber doch …«
    »Willst du mich beleidigen?«
    Rick grinste ihn an, doch Bert konnte seine Anspannung spüren.
    Es dauerte keine Minute. Sie schlüpften durch das Tor und schlossen es sorgfältig hinter sich. Dann liefen sie geduckt auf die Nebengebäude zu.
    Möglicherweise hatten sie inzwischen genug in der Hand, um einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen, aber Bert hatte schon zu oft erlebt, wie belastendes Material im letzten Moment beiseite geschafft, eine heiße Spur verwischt worden war.
    Besondere Situationen erforderten besondere Mittel. Bert war froh, dass von all seinen neuen Kollegen ausgerechnet Rick sein Partner geworden war.
     

Kapitel 27
    Schmuddelbuch
     Allerletzter Eintrag.
    Im Kopf.
    Jeden Moment werden sie kommen.
    Sitze auf dem Bett.
    Paralysiert.
    Björn.
    Cal …
    Scheißtränen.
       Sie standen vor der Tür eines heruntergekommenen Holzschuppens. Von allen Gebäuden lag er am weitesten vom Haupthaus entfernt. Bert nickte und Rick öffnete die Tür, die zwar mit einem massiven Riegel gesichert, jedoch unverschlossen war.
    Gerümpel. Staub und Mäusekot. Spinnweblicht.
    Bert schaltete die kleine Taschenlampe ein, die er immer bei sich trug. Ihr Radius war gering, aber sie erfüllte ihren Zweck in
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