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Teufels-Friedhof

Teufels-Friedhof

Titel: Teufels-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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Sekunden, bevor ich mich umdrehte, und legte mir in dieser Zeit einen Plan zurecht. Jedenfalls wollte ich mich nicht sofort als Polizist zu erkennen geben.
    Vor mir stand Jambo. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen, aber das mußte er einfach sein.
    Durch den Schmutz auf den Deckenlampen hatte das Licht viel von seiner Intensität verloren. Es strahlte höchstens mit einem Drittel der Kraft, aber es reichte zum Glück aus, um den Mann einigermaßen erkennen zu können.
    Wie all war dieser Jambo? Dreißig oder vierzig Jahre? Schlecht zu schätzen, jedenfalls besaß er einen zotteligen Haarschnitt, der in den Siebzigern mal modern gewesen war.
    Er trug eine dreiviertellange, dunkle Strickjacke und ein altes Hemd. Die Augen hatte er zu Schlitzen verengt, sein Mißtrauen war spürbar. Die Hose umspannte seine Beine wie zwei Röhren, überhaupt war seine Gestalt ziemlich knochig, wobei die Schultern vorstanden wie zwei Ecken.
    Gefährlich sah die breite Machete aus, die er mit der rechten Hand festhielt. Auf zweien seiner vier Finger glänzten goldene Ringe, die eigentlich zu breit waren. Am linken Handgelenk baumelte eine Kette aus dicken Stahlschlaufen.
    »Jambo?« fragte ich.
    »Wer sonst?«
    Ich lächelte. »Stimmt — wer sonst?« Ich gab mich gelassen, als ich mich umschaute. »Sie wissen, weshalb ich zu Ihnen gekommen bin?«
    »Nein.«
    »Tun Sie nicht so. Ich brauche Blut.« Er hob die freie Hand an und knetete sein knochiges Kinn.
    »Ach ja? Blut brauchst du. Wofür?«
    »Muß ich das sagen?«
    »Und ob.« Er kam einen kleinen Schritt näher und hob auch die Machete an. Sie wies auf meinen Bauch, was mir nicht gefiel, aber ich tat nichts und blieb stehen.
    »Weshalb wollen Sie das wissen?«
    »Hast du nicht gehört, daß ich nicht irgendein Blut verkaufe? Es ist etwas Besonderes.«
    »Das ist es sowieso. Schon Goethe hat es in seinem Faust gesagt. Wie ist das also? Bekomme ich es?«
    »Woher weißt du von mir?« Er ging nicht auf meine Frage ein.
    Ich lachte leise. »Wenn man die richtigen Beziehungen besitzt, mein Lieber, spricht sich so etwas schnell herum. London ist groß, manchmal aber sehr klein.«
    »Du bist weiß.«
    »Na und?«
    »Ich traue dir nicht. Weshalb wollen Weiße Blut bei mir kaufen? Wie heißt du eigentlich?«
    »John.«
    »Noch was?«
    »Du heißt doch auch nur Jambo«, konterte ich.
    Da kicherte er. »Gut gekontert. Irgendwie gefällst du mir. Es könnte sein, daß ich dir Blut verkaufe. Nur mußt du mir versprechen, es vorsichtig zu behandeln, weil es kostbar ist.«
    »Dann sind das wohl keine normalen Hühner da auf der Leine, wie?«
    »Das sind sie nicht. Ich habe sie geweiht, als sie noch lebten. Sie gehören dem Teufel, verstehst du? Ich habe diese Tiere der Hölle geweiht, das ist es.«
    »Dann ist ihr Blut also teuflisch?«
    »Ja — hast du das nicht gewußt?«
    »Na ja, nicht genau. Mein Informant machte nur Andeutungen. Aber für eine Schwarze Messe ist es gut, oder?«
    »Nicht nur gut, es ist ideal, ausgezeichnet, es ist super und echt stark, das kann ich dir versprechen. Und deshalb ist es auch sehr teuer. Wieviel Blut möchtest du haben?«
    Ich stellte eine Gegenfrage. »Wieviel können Sie geben?«
    Er rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander. »Es kommt darauf an, was du zahlen willst.«
    »Wieviel verlangst du?«
    »Zehn Pfund.«
    »Für wieviel Liter?«
    Jambo kicherte hohl. »Für ein Huhn, Mann.«
    »Das ist…«
    »Hör auf zu reden! Verschwinde, wenn du nicht zahlen willst.«
    Er bewegte die Machete hektisch, was mir nicht gefiel. »Hau ab hier, Mann!«
    »Augenblick mal. Ich habe nicht gesagt, daß ich nicht zahlen will. Ich war nur erstaunt, das darf man doch wohl sein — oder?«
    Er bekam Glotzaugen. »Aber ja doch. Nur vergiß nie, daß es sich nicht um Suppenhühner handelt. Diese hier sind anders, höllisch, nicht?«
    »Schön, ich werde sehen, ob ich mit einem Eimer Hühnerblut auskomme.«
    »Das Geld.«
    Ich griff in die Innentasche und sah, wie er mich beobachtete. Diesmal wieder tückisch. Ich wußte nicht, ob er ein Scharlatan war, der die Gutgläubigkeit zahlreicher Menschen ausnützte, das war mir auch egal. Mein Mißtrauen hatte eingesetzt.
    Ich knüllte die Note zusammen und schnippte sie ihm als kleine Kugel zu, die er geschickt auffing.
    »Willst du dabei bleiben?«
    »Weshalb nicht?«
    »Ich meine nur. Manche können kein Blut sehen.« Er lachte über seinen eigenen Witz. Dann drehte er sich um und tänzelte zur Seite. Aus der Bewegung heraus schleuderte
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