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Testobjekt Roter Adler

Testobjekt Roter Adler

Titel: Testobjekt Roter Adler
Autoren: K. H. Scheer
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kei­nen Schnaps, dan­ke. Wenn du willst, kannst du die Win­che­s­ter ent­la­den.«
    Er nick­te. End­lich konn­te ich mich auf Han­ni­bal kon­zen­trie­ren, oh­ne Ze­nems Arg­wohn zu ver­stär­ken.
    »Ich hö­re, Klei­ner«, gab ich auf Pa­rae­be­ne durch. »Dein Ruf kam ge­nau in dem Au­gen­blick, als ich den Fin­ger am Drücker hat­te. Der große Graue ist fort. Dar­über re­den wir noch!«
    »Aber nicht zu lan­ge«, lau­te­te sei­ne Ant­wort. »Ich bin von Ki ny di­rekt ein­ge­peilt wor­den und in den Wild­bach ge­fal­len. Un ter­schen­kel­bruch rechts. Sagt dir das et­was? Laß den Bä­ren le ben. Ich ha­be mei­ne Pracht­fo­rel­le auch wie­der vom Ha­ken ge­nom­men.«
    Sei­ne Wor­te ver­rie­ten mir, daß im fer­nen Wa­shing­ton der Teu­fel los sein muß­te – wie­der ein­mal! Un­ser Ur­laub schi­en schnel­ler zu en­den, als wir es oh­ne­hin be­fürch­tet hat­ten.
    »Ich hö­re einen Flug­schrau­ber der staat­li­chen Brand­wa­che. Mach dir kei­ne Sor­gen we­gen mei­nes Bei­nes. Das krie­gen die noch in der Ma­schi­ne hin. Pei­le mich ein. Wir sind in ei­ner Vier­tel­stun­de bei dir. Bist du am großen Wind­bruch?«
    »Einen Ki­lo­me­ter west­lich da­von. Wir kom­men aber hin. Was ist los?«
    »Kei­ne Ah­nung. Ki­ny hat­te sich völ­lig blo­ckiert. Ich woll­te sie an­tas­ten, aber es war nichts zu ma­chen. Ich weiß nur, daß auf dem Air-For­ce-Flug­platz Li­ven­good ein schnel­ler Hö­hen­bom­ber start­klar ge­macht wird. Wir ha­ben ein­zu­stei­gen. Das ist al­les. Bis gleich.«
    Ich lös­te mich aus mei­ner Kon­zen­tra­ti­ons­pha­se, die ich lei­der noch im­mer nicht so ver­heim­li­chen konn­te, daß auf­merk­sa­me Be­ob­ach­ter nichts da­von merk­ten.
    Als ich auf­sah, stand Ze­nem Mar­ko­lar vor mir. In sei­nem bron­ze­far­be­nen Ge­sicht zuck­te kein Mus­kel. Nur sei­ne Au­gen re­de­ten ei­ne stum­me Spra­che.
    Ich woll­te nicht in sein Be­wußt­sein ein­drin­gen, um fest­zu­stel­len, was er von mei­nem Ge­ba­ren hielt. Das wä­re schänd­lich ge­we­sen. Wir GWA-Te­le­pa­then hat­ten nur dann un­se­re über­sinn­li­chen Ga­ben ein­zu­set­zen, wenn es im In­ter­es­se der Mensch­heit dienst­lich not­wen­dig war.
    »Du mußt fort, nicht wahr?« frag­te er be­däch­tig.
    Ich be­jah­te, be­stürzt, daß er mit of­fen­bar untrüg­li­chem In­stinkt aus mei­ner Hal­tung die rich­ti­gen Schlüs­se ge­zo­gen hat­te.
    »Gut, dann müs­sen wir zum La­ger. Drei Stun­den Marsch sind …«
    »Zum großen Wind­bruch«, kor­ri­gier­te ich ihn. »Dort trifft gleich ein Flug­schrau­ber der Brand­wa­che ein. Han­ni­bal hat sich den rech­ten Un­ter­schen­kel ge­bro­chen.«
    Er frag­te nicht, wie­so ich das wuß­te, son­dern ver­sorg­te mei­ne ver­letz­te Au­gen­braue. Er kleb­te die Wun­drän­der sorg­fäl­tig zu­sam­men und be­deck­te sie mit Bio­pol­plast.
    »Mor­gen früh ist nicht mal mehr ei­ne Nar­be zu se­hen, mein Wort dar­auf«, ver­sprach er. »Sag mal, ge­heim­nis­vol­ler Freund – ist das nicht ein ver­damm­tes Teu­fels­zeug, was da je­den Tag er­fun­den wird? Ich hat­te mir als Jun­ge die rech­te Wan­ge auf­ge­ris­sen. Bis auf den Kno­chen, kann ich dir sa­gen. Das hat mir mein Al­ter mit selbst­ge­brann­tem Schnaps aus­ge­wa­schen, denn er hat­te ge­hört, sol­che Wun­den soll­ten des­in­fi­ziert wer­den. Dann näh­te er sie mit Zwirn aus dem Näh­kas­ten mei­ner Mut­ter zu­sam­men, nach­dem er vor­her ei­ne ge­wöhn­li­che Stopf­na­del, so ei­ne di­cke, weißt du, krumm­ge­bo­gen hat­te. Das ging auch. Wann war denn das …? War­te mal …«
    Er über­leg­te. Mich schau­der­te, als ich an die­se Pro­ze­dur dach te.
    »Ja, im Ju­ni 1989«, er­in­ner­te sich mein Jagd­ge­fähr­te. »Jun­ge, das wa­ren noch Zei­ten! Wir sind hier nur mit ein­mo­to­ri­gen Was­ser­flug­zeu­gen her­um­ge­flo­gen. Nir­gends ei­ne Stra­ße, nichts. Und Wild gab es noch, ha ! Oben am Mt. Kin­ley bist du über El­che und Grau­bä­ren ge­stol­pert, wenn du nicht auf­ge­paßt hast. Und jetzt? Jetzt kom­men die Ver­bre­cher aus den Groß­städ­ten mit rie­si­gen Trans­port­flug­zeu­gen. Plas­tik – wo­hin du siehst. Hun­dert­tau­sen­de von Ton­nen Ab­fall, zu
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