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Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Titel: Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders
Autoren: Lara Wolf
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Geste. „Ich habe einiges zu verlieren, wie Ihnen nicht entgangen sein dürfte. Außerdem bin ich verheiratet, was bei der ganzen Sache keine unwesentliche Rolle spielt, wie Sie gleich verstehen werden.“
     
    Tessy spitzte die Lippen und nickte. Ein amouröses Abenteuer, dachte sie. Was auch sonst? Damit dürfte er bei mir an genau der richtigen Adresse sein. „Erzählen Sie doch einfach mal.“
     
    Hugo Brandner hatte in der Tat ein delikates Problem. Alle ein bis zwei Monate traf er sich mit einigen Freunden in einem abgelegenen Fabrikgebäude in Lichtenberg, das er preiswert erworben und in Kürze zu einer Kfz-Werkstatt und Lagerhalle umzubauen gedachte. Dort ließen es die Herren bei Wein, Weib und Gesang im eher rustikalen Ambiente so richtig krachen, wie er es nannte. Sein süffisantes Lächeln, obschon nur leise angedeutet, ließ keinen Zweifel am Orgiencharakter der nächtlichen Veranstaltung. Natürlich durften weder die Ehefrauen noch Geschäftspartner oder die Öffentlichkeit von den ausgelassenen Feiern mit den Damen des horizontalen Gewerbes etwas mitbekommen.
     
    „Natürlich nicht“, stimmte Tessy in verständnisvollem Ton zu. Sie beugte sich vor. „Aber lassen Sie mich raten – es ist doch etwas davon durchgesickert.“
     
    „Sie sagen es. Das Ganze begann vor gut zwei Wochen.“
     
    Jemand hatte von den Partys erfahren, sich in die Fabrikhalle geschlichen und einige anschauliche Videos gedreht und Fotos gemacht, mit denen nun Brandner und seine Freunde erpresst wurden. Die Aufnahmen sprachen eine unmissverständliche Sprache, erklärte er, außerdem waren die Gesichter gut zu erkennen.
     
    „Ich will wissen, wer mir auf die Schliche gekommen ist. Und ich will das Material“, erklärte Brandner abschließend. Sein Ton klang für einen Moment eisig. Er schob rasch ein beschwichtigendes Lächeln hinterher.
     
    Tessy lehnte sich zurück. „Sie haben keine Vermutung?“
     
    „Nein.“
     
    „Ihre Mitstreiter…“
     
    „Ich sagte doch: nein.“
     
    „Wie hoch ist die Forderung?“
     
    Brandner hob das Kinn. „Hunderttausend, und die habe ich bereits einmal gezahlt, Frau Ritter.“
     
    „Oh.“
     
    „So könnte man es auch nennen. Nun hat sich der Erpresser ein zweites Mal gemeldet, um einen kräftigen Nachschlag zu fordern. Das übliche Spiel von solchen Typen“, erläuterte Brandner. „Ich hätte es gleich wissen müssen, aber gut – aus Fehlern sollte man lernen. Aber ich habe nicht vor, das länger mitzumachen.“
     
    „Ich verstehe Sie gut, aber …“ Sie ließ ihren Blick einen Moment durch das schnieke Büro schweifen, bevor sie sich wieder Brandner zuwandte. „Abgesehen von Konrad Bohls Tipp und dem pikanten Background des Falls – was veranlasst Sie, ausgerechnet mich mit der Aufgabe zu betrauen? Sie könnten ohne große Probleme eine ganze Mannschaft schwerer Jungs engagieren, die das für Sie erledigen – professionell und engagiert.“
     
    Brandner reagierte mit einem Auflachen, bei dem er seine blitzweißen Zähne zeigte. „Zugegeben, auf die Idee bin ich auch schon gekommen, aber es ist schiefgegangen. Wer immer mich da erpresst, ist meiner Einschätzung nach zwar kein Profi, doch er geht nicht ungeschickt vor und ist darauf vorbereitet, dass ihm schwere Jungs, wie Sie es so nett beschreiben, folgen könnten...“
     
    Tessy runzelte die Stirn. „Aha. Könnten Sie konkreter werden? Was ist passiert?“
     
    „Die Übergabe fand vor einem Burger King statt, und ich war ziemlich sicher, ihn mit Hilfe von zwei, drei sportlichen Typen schnappen zu können.“
     
    „Hat aber nicht geklappt?“
     
    „Nein. Er hat uns ausgetrickst und war schneller verschwunden, als wir gucken konnten.“
     
    „Wie hat er Sie ausgetrickst?“
     
    Brandner setzte eine säuerliche Miene auf. Ganz offensichtlich behagte es ihm nicht, detailliert über die Sache berichten zu müssen, die ihm so offensichtlich entglitten war, was wahrscheinlich kein angenehmes Gefühl für einen Machertypen wie Brandner war, dachte Tessy. Aber darauf mochte sie keine Rücksicht nehmen, mehr noch: Darauf durfte sie keine Rücksicht nehmen, wenn sie den Auftrag übernehmen wollte.
     
    „Ich sollte das Geld in eine Burger-King-Tüte packen, in einen Abfalleimer auf dem Parkplatz werfen und dann umgehend wegfahren“, berichtete Brandner schließlich in sachlichem Ton. „Doch bevor ich den Abfalleimer erreichte, kreuzte hinter mir jemand auf einem Fahrrad auf, den ich zunächst gar nicht
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