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Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Titel: Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders
Autoren: Lara Wolf
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eine neue wichtige Aufgabe für ihn. Doch als Edgar Weihnachten nach einigem Herumgedruckse schließlich damit herausgerückt war, Berlin ganz verlassen zu wollen, hatte Tessy doch ziemlich verdutzt aus der Wäsche geguckt. Edgar hatte verlegen gelächelt und schließlich eilig erklärt, dass er ihr das Häuschen für eine geringe Miete und das Versprechen überließ, weiterhin für die beiden Kater Chili und Pepper zu sorgen.
     
    Wenige Tage später hatte er sich mit einigen liebgewonnenen Möbelstücken und einem Dutzend Kisten und Kartons voll persönlichem Kram aus mehreren Jahrzehnten in einem Umzugswagen auf den Weg nach Bayern gemacht, wo sein alter Freund schon auf ihn wartete.
     
    Bevor Tessy anfangen konnte, melancholisch zu werden, beschloss sie, die Honorare aus einigen kleineren Aufträgen zu verwenden, um aus Edgars Häuschen endgültig ihr eigenes Reich zu machen und dabei auch längst überfällige Renovierungsarbeiten durchführen zu lassen. Edgar war ein ebenso begeisterter wie unbegabter Hobbyhandwerker, was dem Haus an vielen Ecken und Enden auf nicht immer charmante Weise anzumerken war – diesbezüglich gab es nichts zu deuteln.
     
    Doch nun trocknete der letzte Anstrich, die Fenster waren vernünftig abgedichtet, es existierten eine neue Dusche, robuste Regale und ein Buchenholz-Schreibtisch, den sie preiswert beim Trödler erstanden und eigenhändig aufgearbeitet hatte. Tessys Bilder waren im ganzen Haus verteilt, und die beiden Kater freundeten sich allmählich mit dem neuen Ambiente an, während der Winter sich nach langem Zögern nun doch entschlossen hatte, mit eisiger Wucht hereinzubrechen.
     
    Tessy wollte sich gerade mit ihrem Espresso vor den Kamin kuscheln und Gertrud anrufen, um sie zu einem zünftigen Abendessen einzuladen und anschließend das neue Bett auszuprobieren – ebenso zünftig, versteht sich –, als ihr Telefon klingelte. Auf dem Display leuchtete eine Berliner Festnetznummer auf, die Tessy unbekannt war.
     
    „Hugo Brandner“, erklang eine angenehme Männerstimme. „Spreche ich mit Frau Tessy Ritter, der Privatdetektivin?“
     
    Tessy straffte die Schultern. Das klang offiziell. Ein neuer Auftrag wäre jetzt ganz nach ihrem Geschmack. Es durfte auch ein größerer sein. Seit dem Müggelsee-Fall im letzten Sommer hatte sie zwar gut zu tun gehabt, war allerdings in der Hauptsache mit nervtötendem Kleinkram beschäftigt gewesen – untreuen Ehemännern und -frauen auf den Fersen zu bleiben gehörte dabei noch zur spannendsten Kategorie. Um vor Langeweile nicht vorzeitig zu ergrauen, hatte sie sogar einen Fortbildungskurs für private Ermittler belegt und sich in einem Kampfsportstudio angemeldet. Ihre Mutter war begeistert gewesen!
     
    „Ganz recht, Herr Brandner, die bin ich“, erwiderte Tessy forsch und schob das Bild ihrer dürren, fitnessgestählten und diätversessenen Mutter, das ungefragt vor ihrem inneren Auge aufgetaucht war, unwirsch beiseite.
     
    „Ich würde mich freuen, wenn wir uns zu einem Gespräch treffen könnten und Ihre Kapazitäten es erlaubten, einen Auftrag zu übernehmen“, erklärte Brandner.
     
    „Darf ich fragen, woher Sie …“
     
    „Natürlich. Konrad Bohl hat Sie empfohlen.“
     
    „Ach?“ Tessy reagierte zunächst perplex. Sie hatte den Erotikclubbesitzer Bohl im Zuge ihrer Ermittlungen im Fall der verschwundenen Studentin Rhea Kossner kennengelernt, die in einem Haus am Müggelsee gefangen gehalten und als Sexgespielin missbraucht worden war. Bohl war seinerzeit über Tessys Schnüffeleien in seinem Club nicht gerade erfreut gewesen, um es zurückhaltend zu formulieren. Andererseits hatte ihre Beharrlichkeit dazu geführt, Rhea zu retten und Bohls Lebensgefährtin zu entlarven. Tessys Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit schienen ihm stärker imponiert zu haben, als er seinerzeit erkennen ließ.
     
    „Ja“, bekräftigte Brandner. „Bohl hält große Stücke auf Sie. Hätten Sie Zeit? Vielleicht sogar noch heute?“
     
    Tessy überlegte kurz. Es war nicht gut, übereifrig zu wirken und zu schnell zuzusagen. Außerdem wollte sie Brandner zunächst polizeilich überprüfen lassen, bevor sie sich mit ihm traf. Ihre Beziehung mit Kommissar Dirk Hanter barg so manche Vorteile – und dazu gehörte nicht nur heißer Sex, sondern ein zumindest ähnliches berufliches Interesse und eine inzwischen gewachsene Freundschaft. Außerdem hatte der Kommissar Tessy schon aus manch prekärer Lage befreit. Sie wusste, dass Hanter
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