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Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition)
Autoren: Andree Leu
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er fort. „Hat Martha da etwas gesucht?“
    „Wieso?“, fragte Arne ahnungslos.
    „Ich habe damals nichts dazu gesagt. Es schien mir unwichtig. Aber der Museumswärter hat mich am selben Tag noch angerufen. Das alte Schrankbett sei verschoben gewesen. Auf der Matratze lag ein loses Brett aus der Rückwand. Wart ihr das? Sonst war niemand im Museum.“
    „Ja“, antwortete Arne. „Es war einmal ihr Bett. Sie wollte es mir beweisen.“
    „Ihr Bett also!“
    Die Stimme des Kapitäns klang drohend. Arne wusste nicht genau warum. Aber er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Sein Blick streifte den Satel itennavigator.
    Es konnten nur noch Sekunden sein, bis sie den 180.  Längengrad überqueren würden. Arne wol te seinen Vater darauf hinweisen. Der schaute jedoch gar nicht hin.
    „Das ist jetzt nicht wichtig“, sagte er barsch. „Es gibt da auf dem Bensersieler Friedhof einen Grabstein, der ständig geschändet wird. Weißt du darüber zufällig auch etwas?“
    „Ja“, antwortete Arne erschrocken.
    Eben sprang die Anzeige des Navigationsgerätes auf West um.
    „Wir müssen drehen, Papa.“
    Arne wollte am Steuerrad kurbeln, doch der Vater hinderte ihn daran.
    „Was du weißt, will ich wissen!“ Die Stimme des Kapitäns klang wie das Grollen eines nahenden Sturms.
    „Ich war es nicht“, rief Arne verzweifelt und versuchte, sich aus dem Griff seines Vaters zu befreien.
    „Ständig wird an dem Todesdatum dieses Stein manipuliert.“ Die Hand des Kapitäns schloss sich immer fester um den Arm seines Sohnes.
    „Ich habe mit den Schmierereien nichts zu tun“, stöhnte Arne. „Woher weißt du eigentlich davon?“
    „Das ist Dorfgespräch. Alle wissen es.“ Der Kapitän zog Arne mit Gewalt vom Steuerstand des Bootes.
    „Es ist der Stein von Martha Achterdiek, gestorben am 29. Februar 1824. Wie heißt unsere Martha mit Nachnamen, Arne? Jetzt sag es!“
    Der Kapitän hatte den Jungen angeschrieen. Sein Gesicht war ein Abbild des Grauens, das er empfand.
    Die Mutter beobachtete entsetzt die Szene.
    „Sie heißt Martha Achterdiek“, schrie Arne nun ebenfalls. „Aber du glaubst mir ja sowieso nicht.“
    „Verdammt! Und wie ich dir glaube. Es passt einfach alles zu gut zusammen.“
    Der Kapitän hatte die Augen weit aufgerissen. Arne konnte die Angst seines Vaters nicht übersehen.
    „Wir kehren um!“, sagte er plötzlich ruhig und bestimmt. Dann gab er Arne die Uhr zurück.
    „Wir fahren nach Hause. Du wirst nicht ins Wasser springen!“
    „Aber ich muss. Ich will zu Martha. Vielleicht kann ich sie retten!“ Arne war außer sich. Eine heiße Welle der Panik durchflutete seinen Körper. Sollte alles verloren sein?
    „Vielleicht tauchst du auch nie wieder auf. Ich habe Angst um dich, Arne. Du springst nicht!“
    Arne riss sich mit aller Gewalt vom Vater los und zerrte sofort am Steuerrad des Bootes. Der Kapitän war überrascht, packte aber sofort seinen Sohn. Mit beiden Armen umschlang er den Leib des Jungen. Arne wurde in die Luft gehoben. Er trat mit den Beinen um sich.
    Der Kapitän heulte auf vor Schmerzen, ließ aber nicht locker. Dann schleuderte Arne den Kopf nach hinten.
    Plötzlich lockerte sich der Griff des Vaters. Arne sah sich kurz um. Seine Mutter hatte die flache Hand auf die Stirn ihres Mannes gelegt. Er stöhnte mit vor Wut verzerrtem Gesicht. Arne riss dass Steuerrad herum.
    Das Boot gehorchte.
    „Nach Osten“, keuchte er atemlos. „Ich komme, Martha.“
    Hinter sich hörte er die schweren Schritte seines Vaters.
    „Arne!“
    Doch der Junge gab Gas. Er legte den Hebel auf den Tisch, wie sein Vater es ihm gezeigt hatte. Der starke Motor heulte auf. Es gab einen Ruck. Dann einen lauten Aufschrei der Mutter. Arne sah sich über die Schulter um. Im schäumenden Kielwasser des Bootes schwamm der Vater. Arne erschrak. Einen Moment noch zögerte er. Dann nahm er den Gashebel zurück und wendete das Boot. Dicht beim Vater legte er den Leerlauf des Motors ein. Die Mutter warf einen Rettungsring. Arne sah vom Steuerstand aus zu, wie sie ihren Mann unter großer Mühe aus dem Wasser zog. Kaum war der Kapitän wieder im Boot, gab Arne Gas. In rasender Fahrt brachte er das Boot zurück auf westlichen Kurs. Der Satellitennavigator zeigte, dass die Datumsgrenze nur noch wenige Meter voraus lie gen konnte. Arne sah, dass sein völlig erschöpfter Vater sich aufrappelte.
    „Du darfst nicht springen!“
    Arne starrte auf das Navigationsgerät. „Spring auf E“, schrie er den Apparat an.
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