Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter
Autoren: Dave Luckett
Vom Netzwerk:
uns, stutzte und kam näher. Er stellte die Flaschen auf den Zahltisch und blickte in Erwartung weiterer Aufträge zu Mutter Swecher.
    »Gut, Benny«, sagte sie. »Dann geh und mach im Stall fertig. Danach kannst du dein Essen haben.«
    Benny zog den Kopf ein, schoss uns einen letzten Blick zu und ging zur Hintertür hinaus.
    Silvus untersuchte die Flaschen. Grün, ohne Etiketten, voll von einer undeutbaren Flüssigkeit. Ihr einziges Merkmal war ein in das schwarze Wachs gedrücktes Siegel. Es ähnelte einer heraldischen Biene. Er zog die Brauen hoch.
    »Vielleicht lassen Sie uns als Ihre Aufwärter fungieren, Mutter Swecher?«, fragte er.
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Sie wischte den Staub von einer Flasche, legte ein Tablett auf den Zahltisch, stellte drei kleine Gläser aus wolkigem Glas und die Flasche darauf, und trat zurück. Sie sagte nichts darüber, dass sie keinen Ärger wolle; das verstand sich von selbst. Ihr Nicken deutete zum Speisezimmer. Silvus hob das Tablett auf und bedeutete mir mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen.
    Als man das Straßenfenster des Speisezimmers vermauert hatte, und nur die Fenster zur Hofseite geblieben waren, war das Speisezimmer des Gasthauses des Lichtes beraubt worden, das seine Ausmaße verdienten. Es hatte eine fein geschnitzte und bemalte Balkendecke, wenn man sie sehen konnte, die alten Stühle und Tische und die Anrichte waren massiv und aus schwerem, dunkelrotem nördlichem Holz. Das Essen war noch immer gut, doch hatte das Abendgeschäft nachgelassen, seit die durchschnittlichen Bürger zu einem gewissen Wohlstand gelangt waren und sich eigene Speisezimmer leisten konnten. Wie auch immer, es war noch früh am Abend, und seit Jahrzehnten war es Mode geworden, spät zu essen.
    Sie saß allein dort. Ich war überrascht, dass sie mit dem Rücken zur Tür saß, aber dann sah ich den Spiegel gegenüber und erkannte, dass sie sich einen Platz gesucht hatte, von dem sie beide Türen beobachten konnte.
    Silvus trug das Tablett hinein, bis auf das Klirren seiner Rüstung mit jeder Bewegung der geborene Aufwärter. Er erzeugte genug Geräusch, sodass sie nicht argwöhnen konnte, er versuche sich anzuschleichen. Sie blieb denn auch unbeeindruckt sitzen, schnitt eine Scheibe Käse von dem Viertellaib auf dem Tisch, legte sie auf den Teller und machte sich an das Brot. Erst als Silvus das Tablett vor ihr auf den Tisch gestellt hatte, blickte sie auf.
    Sie hatte ihre Rüstung abgelegt, jedenfalls das Kettenhemd, obwohl die wattierte Watte wie ein Unterziehwams aussah, und ich hätte wetten mögen, dass sie darunter noch einen ledernen Schutz oder etwas Ähnliches trug. Der dicke Zopf ihres braunen Haares hing ihr auf den Rücken, statt unter dem Helm aufgesteckt zu sein, und sie trug einen weiten langen Rock. Röcke können mehr als Beine verbergen. In diesem Fall hatte ich das Gefühl, dass er auch Hosen und ein Messer im Stiefel verbarg. Ich schloss es aus der leicht zu öffnenden Schleife am Gürtel, die eine schnelle Verwandlung des Rockes in einen Unterarmschutz für die Linke oder in ein Ablenkungsinstrument zur schnellen Blendung eines Gegners erlaubte.
    Als Heranwachsender hatte ich einmal ein Stück gesehen, das von einer fahrenden Schauspielertruppe aufgeführt worden war und von einer Schwertjungfrau gehandelt hatte, die einen Prinzen heiratete. Unsinn, natürlich, und es zeigte, dass wir ihre Legende bereits weit hinter uns gelassen haben. Die Bühnenheldin war eine eiserne Statue, bis sie den Helm abnahm und die strahlende Schönheit enthüllte - nun, wenigstens eine theatermäßige Nachahmung davon. Aber die Frau, die in diesem halbdunklen Raum bedächtig Brot und Käse aß, war keine Schönheit. Sie war zu groß, zu mager; sie hatte ein schmales, kantiges Gesicht, das gebräunt war, wo der Helm es freigelassen hatte, und kräftige gerade Brauen über hageren Wangen. Das braune, glatte Haar war zurückgekämmt und zum Zopf geflochten. Und diese grüngrauen Augen - müde bei aller Wachsamkeit, darunter graue Schatten, die auch das Lampenlicht nicht auflösen konnte. Eine Narbe auf dem Nasenrücken, die sich bis unter das rechte Auge fortsetzte. Nur eine schmale Linie, nicht durch wucherndes Narbengewebe entstellt. Glück, oder ein guter Chirurg.
    »Dürfen wir uns zu Ihnen setzen?«, fragte Silvus.
    Sie lehnte sich zurück. »Sie werden der Hauptmann der Stadtwache sein, nehme ich an«, sagte sie, ohne auf seine Frage einzugehen. Die Vokale klangen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher