Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Temptation: Weil du mich verführst

Temptation: Weil du mich verführst

Titel: Temptation: Weil du mich verführst
Autoren: Beth Kery
Vom Netzwerk:
ganzem Herzen verliebt hatte, nur um in typischer Francesca-Manier gleich danach wieder alles zu verlieren. Doch wenn sie genauer darüber nachdachte, ergab es durchaus einen Sinn.
    Davie bemerkte, dass das Kleid keineswegs Begeisterungsstürme auslöste, hielt es hoch und nahm es in Augenschein. »Was denn? Es sieht doch ganz süß aus.«
    »Ich werde da nicht hingehen, Davie«, sagte sie. Ihre Stimme war heiser, weil sie so lange geschwiegen hatte.
    »O doch, du wirst da hingehen«, beharrte Davie und warf ihr einen ungewöhnlich scharfen Blick zu. »Du wirst dich ganz bestimmt nicht über das gesamte Thanksgiving-Wochenende hier vergraben.«
    »Wieso denn nicht? Es ist doch mein Feiertag«, widersprach sie düster, schnappte sich eines der Dekokissen und begann mit einer Troddel zu spielen. »Ich habe keinerlei Verpflichtungen. Wieso kann ich nicht einfach hier in meinem Zimmer bleiben und mich vergraben, wenn ich Lust dazu habe?«
    »So, damit ist es also endlich heraus. Francesca Arno ist genau der Typ Mädchen, den sie früher gehasst hat wie die Pest – eine von denen, die nach einer Trennung schmollend in ihrem Zimmer hocken und sich weigern, etwas zu essen.«
    »Ian und ich haben uns nicht getrennt. Wir haben nur seit zehn Tagen nicht mehr miteinander geredet.« Und werden es wohl auch in Zukunft nicht mehr tun. Sie dachte an sein Gesicht zurück, als er das Schlafzimmer an Bord der Maschine verlassen hatte – seine Reue, seine Bestürzung, seine Hoffnungslosigkeit. Sie war zwar überzeugt, dass er ihr mehr anzubieten hatte als Sex, aber er nicht. Und sollte eine Beziehung nicht auf Gegenseitigkeit beruhen? Was nützte es, wenn sie sich ihrer Sache sicher war, er hingegen von Zweifeln zerfressen wurde?
    »Außerdem«, fuhr sie fort, »würde eine Trennung voraussetzen, dass wir zusammen waren, was aber nicht der Fall ist. Zumindest nicht im herkömmlichen Sinne.«
    »Hast du denn mal versucht, ihn anzurufen?«, fragte Davie und hängte das Kleid wieder in den Schrank zurück.
    »Nein. Ich kann seine Wut förmlich spüren. Es ist, als würde sie über den Chicago River herüberwehen, direkt ins Haus.«
    »Nein, Wut ist es nicht«, glaubte sie Davie murmeln zu hören.
    »Was?«, fragte sie verwirrt.
    »Das bildest du dir bloß ein, Ces. Wieso rufst du ihn nicht einfach an?«
    »Nein. Es würde nichts ändern.«
    Davie seufzte. »Ihr beide seid so unglaublich stur. Du kannst nicht ewig auf Abstand bleiben.«
    »Ich bin nicht auf Abstand.«
    »Oh, verstehe. Dann hast du also vollends aufgegeben, ja?«
    Zum ersten Mal seit Tagen mischte sich so etwas wie Verärgerung unter ihre abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit. Sie warf Davie einen vernichtenden Blick zu, den er mit einem Grinsen quittierte. Er streckte die Hand aus.
    »Los, komm schon. Justin und Caden warten. Außerdem haben wir eine Überraschung für dich.«
    Sie schnaubte, stand jedoch auf. »Ich will aber nicht aufgemuntert werden. Und selbst wenn es so wäre, weshalb solltet ihr mich dafür ausgerechnet zu einem blöden Single-Event mitschleppen – noch dazu einem todschicken mit Abendkleidung? Du weißt genau, dass ich nichts Anständiges anzuziehen habe. Ich hasse solche Veranstaltungen. Und du hast das früher auch mal getan.«
    »Ich habe meine Meinung geändert. Außerdem ist es für einen guten Zweck«, erklärte er, als sie an ihm vorbei ins Badezimmer trat.
    »Und was soll der gute Zweck dabei sein? Mein Herz wiederzubeleben, nachdem einer darauf herumgetrampelt hat?«
    »Dafür zu sorgen, dass du vor die Tür kommst, würde ich eher sagen«, erwiderte Davie, scheinbar unbeeindruckt von ihrem triefenden Sarkasmus.
    Der Edel-Event sollte in einem neuen angesagten Club auf der North Wabash Avenue in der Innenstadt stattfinden. Caden und Justin, in ausgelassener Freitagabendstimmung und unverschämt attraktiv in ihren nagelneuen Smokings, konnten es kaum erwarten, endlich hinzukommen, wohingegen Francesca am liebsten wieder nach Hause gefahren wäre, noch bevor sie sich überhaupt auf den Weg gemacht hatten. Seit sie in ihr Boho-Kleid geschlüpft war, wurde sie von grauenhaften, wunderschönen Erinnerungen an jenen Abend heimgesucht, als sie es das letzte Mal getragen hatte.
    Die Frau ist diejenige, die die Kleider trägt, Francesca, nicht umgekehrt. Das ist die erste Lektion, die ich Ihnen beibringen werde.
    Sie erschauderte, als Ians raue, leise Stimme in ihrem Gedächtnis widerhallte. Wie sehr sie ihn vermisste. Es war wie eine offene Wunde tief
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher