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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot
Autoren: Monika Clayton
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hatte ja irgendjemand von den Bewohnern den Professor, mit Agatha unter dem Arm, wegrennen gesehen?
    Aber das mache doch gar nichts, entgegneten die Leutchen, als man sich für die neuerlichen Strapazen, die sie auf sich nehmen mussten, entschuldigte.
    „Was die Beinhard soll entführt worden sein?“, rief Lisa Müller aus, als der ältere Beamte seine Vermutungen ausführte. „Nie und nimmer! Kein Mensch mit Verstand nimmt Agatha freiwillig mit.“
    Höflich lächelnd schrieb der ältere Beamte mit.
    „Richtig!“, mischte sich Frau Teifler ein, deren Hände wieder von ihrem Mann festgehalten wurden. „Wahrscheinlich war Agatha ein Spion. Wahrscheinlich vom Mozarthaus.“ Nachdenklich sah sie ihren Mann an und meinte dann: „Auffällig war sie ja immer, die Agatha. So wie Spione nun mal sind. Und beobachtet …, ja, beobachtet hat sie alles. Und wenn ich sage alles, dann meine ich auch alles. Die wusste ja selbst über den Morgenschiss vom Reinhold Bescheid. “
    Geflissentlich hatte der Beamte den ersten Satz notiert, alles Nachfolgende ließ er jedoch in seinem Geist umherirren. Erst als er sich wieder zwang, sich auf sein Gekritzel zu konzentrieren, las er auf seinem Block folgende Worte: Kackt der Spion am Morgen, macht sich der Senior Sorgen. Unauffällig ließ er seinen jüngeren Kollegen einen Blick darauf werfen. Der lachte auf.
    Frau Teifler ließ sich davon nicht weiter beirren. Ihre Vermutungen weiter lauthals von sich gebend, entzog sie ihrem Mann die Hände, da sie sich in ihrer Bewegungsfreiheit doch sehr eingeschränkt fühlte. Sie erklärte hinter vorgehaltener Hand dem Beamten, dass man es zwar nicht beweisen könne, aber sicher wäre man sich schon, dass Agatha die Frieda in den Tod getrieben hätte. Und wenn sie denn mal ehrlich sein dürfte, sie hätte es sich auch schon selbst überlegt, die fiese Agatha aus dem Fenster zu werfen.
    Betroffen verdrehte Herr Teifler die Augen und entschuldigte sich für die sehr offenen Worte seiner Frau.
    Gereizt kräuselte sie ihren Mund und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Ich darf ja wohl noch meine Gedanken äußern“, zeterte sie. „Schließlich liegt die Agatha doch nicht vor dem Fenster …, oder doch?“ Vorsichtig guckte sie den jüngeren Beamten an.
    Verneinend schüttelte dieser den Kopf. Rasch stand er auf, um das streitlustige Paar zu verabschieden. Er hatte genug gehört, um zu wissen, dass es ihn nicht weiterbrachte.
    Vielleicht hob die nächste Befragung den aktuellen Wissensstand, der keiner war.
    Ingrid van Brekelkam und Esther Friedrichsen erklärten sich damit einverstanden, nicht ganz so weit in ihren Annahmen auszuholen und keine Vermutungen anzustellen. Im Vergleich zu den anderen Senioren blieben sie erstaunlich ruhig.
    Ingrid äußerte sich folgendermaßen: „Sollte man Agatha doch versehentlich entführt haben, wovon sie jedoch nicht ausgeht, dann sei sie sicherlich schon längst irgendwo ausgesetzt worden.“
    Zustimmend nickte Esther. „Ja, ausgesetzt kommt dem sehr nahe.“
    Wie käme sie darauf, wollte der ältere Beamte mit einem Anflug von Misstrauen wissen. Wussten diese Damen mehr als er?
    „Da kann sie nur die Worte von der Lisa Müller wiederholen“, erklärte Esther sich. „Niemand, der bei Trost ist, behält diese Frau länger bei sich.“
    „Sie können es ihr ruhig glauben!“, warf Ingrid dazwischen. „Sie selbst ist ja noch bei Trost, deshalb liegt sie mit ihrer Einschätzung richtig. Vielleicht liegt sie, also die Agatha, aber auch schon am Grunde des Starnberger Sees. Ertränkt, wie man es auch mit räudigen Hunden früher gemacht hat.“
    Verständnislos starrte der Beamte Ingrid van Brekelkam an, ließ seinen Blick auf den Hund auf ihrem Schoß gleiten, um dann Esther anzusehen. Er biss sich auf seine Unterlippe und holte gerade Luft, um etwas zu sagen, als Esther ihn unterbrach.
    „Wenn Sie keine Fragen mehr haben, würden wir uns jetzt auch gerne verabschieden. Die Beine tun weh, was aber auch nicht weiter verwunderlich ist, weil es ja eine lange Nacht gestern war.“
    „Ach ja?“, horchte der jüngere Beamte auf.
    „Ja. Die Arthrose, Sie wissen schon. Das Leiden der älteren Generation.“
    „Ich meine, die Nacht“, winkte der Beamte ab.
    „Ja, ja, in der Nacht plagt mich die Arthrose auch.“ Wichtig sah Esther ihn an.
    Der Beamte seufzte auf. „Ich meine, warum war die Nacht anstrengend? Haben Sie vielleicht doch etwas mitbekommen?“
    „Lassen Sie mich einmal nachdenken!“
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