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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot
Autoren: Monika Clayton
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und … und … hast dabei immer so lebendig ausgesehen. Das haben alle schnell gemerkt.“
    Zustimmend nickte Ingrid, sie blieb jedoch stumm.
    „Das will ich hoffen, dass ich lebendig bin“, kicherte Esther.
    „Ach, so meinte ich das nicht. Du weißt schon! Du tust alles mit so viel Liebe; selbst den Donnerstagstee schenkst du mit so viel Bedacht aus. Ich … “ Lenni beendete seinen Satz nicht. Ihm fehlten die richtigen Worte. Liebe auszudrücken, war schwierig, dachte er sich. War das so mit der Liebe? Machte Liebe sprachlos? Hatte er deswegen selten mit Esther Friedrichsen ein Wort gewechselt? Oft war man sich begegnet, hatte sich gegrüßt, aber jeder war weiter seiner Wege gegangen.              
    Esther wusste, was er sagen wollte. Liebevoll blickte sie ihm in die Augen. „Lass uns weitermachen, Lenni!“, flüsterte sie.
    Lenni nickte. Auch er wusste, dass er seine Gefühle nicht näher beschreiben musste. Esther verstand ihn ohne Worte. Liebe konnte scheinbar auch ohne Worte vermittelt werden. Glücklich lächelte er vor sich hin.
    Endlich waren alle Rollen zurechtgeschnitten. Und während Ingrid am Waschbecken eine Schüssel mit Wasser füllte, knacksten Agathas Arme, als Lenni sie in Stellung bog.
    Unter Esthers Anleitung begann nun die eigentliche Arbeit.
    Streifen um Streifen legte Ingrid in Wasser ein und gab den feuchten Gips an ihre Freundin weiter. Das erste Stück legte Esther der fiesen Agatha über die Augen, das nächste über ihren Mund. Ein für alle Mal hatte es sich nun mit dem stechenden Blick und den bösen Worten erledigt. Stumm ließ Agatha die Prozedur über sich ergehen.
    Lenni half Esther so gut es ging, obwohl er von Gipsen so gar keine Ahnung hatte. Doch bald hatte er den Dreh raus, und Hand in Hand arbeiten sie weiter. Einweichen, Auflegen, Glätten. Einweichen, Auflegen, Glätten. So ging das eine ganze Weile, bis selbst die Fußsohlen bedeckt waren.
    Wie Esther es gelernt hatte, arbeitete sie noch ein paar Feinheiten heraus, dann war das Werk fertig.
    Am Ende sah Agatha aus, wie eine sitzende Skulptur. Doch ihren Platz würde sie nicht mehr im dritten Stock bekommen. Das hatte von Anfang an festgestanden. 
      Fast stolz ging Esther um das Werk herum. Sie war Stewardess gewesen, aber als Künstlerin hätte sie sich bestimmt auch gut gemacht.
    Die gleiche Prozedur hatte auch Prof. Dr. Dr. Knopf durchzustehen. Den Spaß, den sie aber bei Agatha hatten, hatten Lenni, Esther und Ingrid bei ihm nicht. Schließlich war er nur ein Kollateralschaden, dem ma n zwangsweise hinnehmen musste.
     
    Die Gestalten aus dem Kunstraum hinauszubefördern, war schweißtreibend, umständlich und obendrein gefährlich. Genauso wie bei Reinhold. Aber da Ingrid sich immer noch beharrlich weigerte, allein im Keller zu bleiben, gab es keine andere Möglichkeit.
    Als sie das letzte Mal den Aufzug benutzten, hielt Lenni in seiner Hand das Kartenspiel, das Esther so wichtig war.
    Wer das As in die Hand bekommen sollte, war allerdings noch nicht entschieden gewesen.
     
     
     

45
     
     
    Mit einem lauten Knall flog die Tür auf. Aufgebracht rauschte Schwester Margot in Rohraschs Büro. Ihr Stethoskop steckte noch in ihren Ohren, wild pochend trat ihre Halsschlagader hervor.
    Balthasar Sebastian Rohrasch, der gerade an seinem Schreibtisch vor dem offenen Fenster gesessen hatte, zuckte erschrocken zusammen. Durch den Luftzug flogen die Papiere von seinem Tisch und segelten in alle Richtungen davon. Mit einem gewagten Sprung hechtete er über seinen Schreibtisch.  Alles, was er durch seinen beherzten Einsatz retten konnte, war eine Werbebroschüre von einem Kinderausstatter. Kinderwagen im Angebot, Wickeltische zum Sonderpreis und und und ...
    Verärgert blickte er Schwester Margot an. „Was ist in Sie gefahren?“, wütete er los, knüllte den Prospekt zusammen und warf ihn mit Nachdruck in den Müll.
    Ein weiteres Mal wurde seine Tür aufgestoßen und Schwester Ludowika kam verstört hereingestürmt. Nur knapp hinter Schwester Margot legte sie einen abrupten Stopp ein.
    Was in aller Welt war mit seinen Schwestern los?, dachte der Rohrasch gerade, als er Schwester Margot schon ausrufen hörte: „Reinhold Paulsen ist tot! Agatha Beinhard ist verschwunden!“ Puterrot lief ihr Gesicht an.
    Balthasar Sebastian Rohrasch starrte sie mit großen Augen an. „Was?“ Er kräuselte die Nase, um seine Brille wieder an seinen Platz zu bugsieren.
    „Reinhold Paulsen ist tot, und Agatha Beinhard
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