Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
meinst, es hat geklappt?«
    »Jep. Wir haben soeben Süd-Adrilankha gekauft.«
     
     
    Ich kam spät nach Hause und fand Cawti schlafend auf dem Sofa. Ich schaute auf sie hinab. Ihre so dunklen Haare waren über dem schmalen, stolzen Gesicht zerzaust. Die Wangenknochen wurden durch das Licht einer einzelnen Lampe betont, und ihre feinen Brauen hatten sich zusammengezogen, als sei sie erstaunt über etwas, das ein Traum ihr erzählte.
    Wie schön sie doch war, innen und außen. Es tat weh, sie anzuschauen. Ich rüttelte sie sachte. Sie machte die Augen auf, lächelte schwach und setzte sich auf.
    »Hallo Vlad.«
    Ich setzte mich neben sie, aber nicht zu dicht. »Hallo«, gab ich zurück.
    Sie blinzelte sich den Schlaf aus den Augen. Nach einer Weile sagte sie: »Ich habe mich lange mit Noish-pa unterhalten. Ich nehme an, das hast du so gewollt, stimmt’s?«
    »Ich wußte, daß ich nicht mit dir reden konnte. Ich hatte gehofft, daß er einen Weg findet, dir Sachen zu sagen, die ich dir nicht sagen konnte.«
    Sie nickte.
    Ich fragte: »Willst du mir davon erzählen?«
    »Ich weiß nicht genau. Was ich dir gesagt habe, es ist schon so lange her, darüber, wie unglücklich du bist und warum, das alles stimmt, glaube ich.«
    »Ja.«
    »Und ich glaube, was ich mache, mit Kelly arbeiten, ist richtig, und ich werde es weiter tun.«
    »Ja.«
    »Aber es ist auch nicht die vollständige Antwort auf jede Frage. Als ich mich entschlossen habe, das zu tun, habe ich gedacht, es würde alles lösen, und ich habe dich ungerecht behandelt. Das tut mir leid. Das restliche Leben hört wegen meiner Aktivitäten nicht auf. Ich arbeite mit Kelly, weil es meine Pflicht ist, aber dort hört es nicht auf. Ich habe auch dir gegenüber Pflichten.«
    Ich blickte zu Boden. Als sie nicht weiterredete, sagte ich: »Ich will nicht, daß du nur aus Pflichtgefühl zu mir zurückkommst.«
    Sie seufzte. »Ich verstehe, was du sagen willst. Nein, so habe ich es nicht gemeint. Das Problem ist, daß du recht hattest, ich hätte wirklich mit dir darüber reden müssen. Aber ich habe es nicht über mich gebracht zu riskieren – das, was wir haben, zu riskieren. Verstehst du mich?«
    Ich starrte sie an. Wißt ihr, der Gedanke war mir nie gekommen. Ich meine, ich weiß, daß ich mich verängstigt und unsicher gefühlt habe; aber ich hätte nie gedacht, daß sie sich auch so fühlen könnte. Ich sagte: »Ich liebe dich.«
    Sie machte eine Handbewegung, und ich rückte näher an sie heran und legte meinen Arm um sie und hielt sie fest. Nach einer Weile fragte ich: »Ziehst du wieder hier ein?«
    Sie fragte: »Soll ich? Wir haben noch vieles zu klären.«
    Ich dachte an meine jüngste Erwerbung und kicherte. »Du weißt gar nicht, wie viel.«
    »Hmmm?« machte sie.
    Und ich: »Ich habe vorhin Süd-Adrilankha gekauft.«
    Sie starrte mich an. »Du hast Süd-Adrilankha gekauft? Von Herth?«
    »Jau.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ja, ich denke, wir müssen wirklich über einiges reden.«
    »Cawti, es hat mir das Leben gerettet. Bedeutet dir das –«
    »Nicht jetzt.«
    Ich sagte gar nichts. Etwas später sagte sie: »Ich stehe jetzt in der Pflicht; bei Kelly, bei den Ostländern, bei den Teckla. Ich weiß noch immer nicht, was du davon hältst.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte ich. »Ich weiß nicht, ob es für mich leichter oder schwieriger ist, das herauszufinden, wenn du wieder hier wohnst. Ich weiß nur, daß du mir fehlst, daß es weh tut, ohne dich ins Bett zu gehen.«
    Sie nickte. Dann sagte sie: »Also komme ich zurück, wenn du es so willst, und wir versuchen, alles zu klären.«
    Ich sagte: »Ich möchte es so.«
    Wir haben dann nicht gefeiert oder so etwas, aber wir haben uns festgehalten, und für mich war das genauso wie eine Feier, und die Tränen, die ich an ihrer Schulter vergoß, fühlten sich so sauber und gut an wie das Lachen eines verdammten Mannes, der unerwartet befreit worden ist.
    Und das war eigentlich in dem Augenblick eine recht gute Beschreibung meiner selbst.

Klett-Cotta
    Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Teckla«
    bei Ace Books, New York
    © 1987 Steven K. Zoltán Brust
    Für die deutsche Ausgabe
    © J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659,
    Stuttgart 2003
    Fotomechanische Wiedergabe nur mit Genehmigung des Verlags
    Printed in Germany
    Epub 01/2014
    Vermittlung: Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH
    Umschlaggestaltung: Dietrich Ebert, Reutlingen
    Gesetzt aus der Poppel Pontifex
    von Offizin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher