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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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nennen willst. Aber ich kann nicht, und damit müssen wir beide uns abfinden. Ich kann rumheulen und jammern soviel ich will, aber das ändert nichts daran, was ich bin oder was du bist oder sonstwas.«
    Noch immer sagte keiner etwas. Ich wandte mich an Kelly und sagte: »Du wirst wahrscheinlich nie begreifen, wie sehr ich dich hasse. Ich respektiere dich, und ich respektiere, was du tust, aber du hast mich in meinen eigenen Augen und vor Cawti erniedrigt. Das kann ich dir nicht verzeihen.«
    Da wurde er für einen kleinen Augenblick menschlich. »Habe ich das getan? Wir tun, was wir tun müssen. Jede unserer Entscheidungen basiert auf einer Notwendigkeit. Bin wirklich ich es gewesen, der dir das angetan hat?«
    Mit den Schultern zuckend wandte ich mich an Herth. Wenn, dann richtig. »Dich hasse ich am meisten von allen«, sagte ich. »Noch viel mehr als ihn. Ich meine, hier geht es um mehr als ums Geschäft. Ich will dich töten, Herth. Und am liebsten ganz langsam; dich so foltern, wie du mich gefoltert hast. Das will ich.«
    Sein Gesicht zeigte immer noch keine Regung, verdammt soll er sein. Wenn er sich wenigstens ein bißchen gekrümmt hätte, aber nichts. Vielleicht wäre es besser für ihn gewesen. Vielleicht auch nicht. Doch als ich ihn so anstarrte, wäre es beinahe erneut mit mir durchgegangen. Ich hatte ein Stilett in der Hand, meine Lieblingswaffe für einen simplen Auftragsmord; ich sehnte mich danach, sie ihn spüren zu lassen, und daß er mich bloß so anglotzte, war einfach zuviel. Das hielt ich nicht aus. Ich packte ihn an der Kehle und warf ihn gegen eine Wand und hielt die Spitze meiner Klinge vor sein linkes Auge. Dann habe ich ihm einige Sachen gesagt, an die ich mich nicht mehr erinnere, die jedoch nie über Flüche hinausgingen. Schließlich: »Die wollen, daß ich dich leben lasse. Also gut, Dreckschwein, du kannst weiterleben. Eine Weile. Aber ich habe ein Auge auf dich, ist das klar? Wenn du jemanden auf mich ansetzt, dann war’s das, ja? Verstanden?«
    Er sagte: »Ich werde niemanden auf Euch ansetzen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich glaubte ihm kein Wort, aber zumindest dachte ich, ich hätte etwas Zeit gewonnen. Zu Cawti sagte ich: »Ich geh nach Hause. Kommst du mit?«
    Sie schaute mich mit gerunzelter Stirn und traurigen Augen an. Ich wandte mich ab.
    Als Herth sich auf die Tür zubewegte, hörte ich hinter mir das Geräusch aufeinanderschlagender Klingen, und ein schweres Schwert kam ins Zimmer geflogen. Dann ein Jhereg, der sich zurückzog. An seiner Kehle war ein Rapier, und an diesem war mein Großvater. Ambrus auf seiner Schulter. Loiosh kam hereingeflogen.
    »Noish-pa!«
    »Ja, Vladimir. Du wolltest mich sehen?«
    »Sozusagen«, sagte ich. In mir steckte noch nicht verloschener Zorn, doch allmählich verging er. Ich beschloß, hier zu verschwinden, bevor ich explodierte.
    Kelly begrüßte meinen Großvater: »Hallo, Taltos.«
    Sie nickten einander zu.
    »Wartet hier«, sagte ich zu niemand Speziellem. Ich ging in den Flur hinaus, wo der von mir verwundete Leibwächter sich noch stöhnend den Magen hielt, aber das Messer hatte er herausgezogen. Neben ihm lag ein anderer, der sich ans rechte Bein faßte. Ich konnte Wunden an beiden Beinen und Armen und an der Schulter erkennen. Klein waren sie, aber vermutlich tief. Zufrieden bemerkte ich, daß mein Großvater nichts von seinem Können verloren hatte. Vorsichtig stieg ich über sie und trat auf die Straße. Dort stand jetzt eine feste Linie von Ostländern einer ebenso festen Linie von Phönixwachen gegenüber. Allerdings gab es keine Leibwächter aus dem Jhereg mehr.
    Ich schritt an den Wachen entlang, bis ich ihren Kommandanten entdeckte. »Lord Khaavren?«
    Er sah mich an, und sein Gesicht verzog sich. Er nickte kurz.
    Ich sagte: »Es wird keinen Ärger geben. Das war ein Irrtum. Die Ostländer werden sich jetzt zurückziehen. Das wollte ich nur sagen.«
    Einen Moment lang starrte er mich an, dann schaute er weg, als wäre ich nur ein Stückchen Aas. Ich wandte mich ab und ging in die Arzneimittelhandlung. Dort suchte ich die Zauberin auf und sagte ihr: »So, Ihr könnt die Sperre wegnehmen. Und wenn Ihr noch etwas dazuverdienen wollt, Herth dürfte bald aus dem Haus kommen, und ich glaube, er würde einen Teleport nach Hause gern in Anspruch nehmen.«
    »Danke«, antwortete sie. »Es war mir ein Vergnügen.«
    Ich nickte und ging wieder zu Kellys Haus. Da kam Herth heraus, begleitet von mehreren Leibwächtern, von denen einer
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