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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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irrst?«
    Ich seufzte. »Ja.«
    »Warum hörst du dann nicht mit dem Versuch auf, mich zu beschützen? Es ist verletzend, neben allem anderen.«
    Ich sagte: »Ich kann nicht, Cawti. Verstehst du das nicht? Ich kann einfach nicht. Du hast kein Recht, dein Leben wegzuwerfen. Niemand hat das.«
    »Bist du sicher, daß ich mein Leben wegwerfe?«
    Ich schloß die Augen und spürte Tränen aufkommen, die ich in der vorigen Nacht nicht hatte vergießen können. Ich unterdrückte sie. Dann sagte ich: »Laß mich darüber nachdenken, ja?«
    »In Ordnung.«
    »Kommst du wieder nach Hause?«
    »Warten wir ab, bis das hier vorbei ist, dann sehen wir, wo wir stehen.«
    »Vorbei? Wann ist es denn vorbei?«
    »Wenn die Imperatorin ihre Truppen abzieht.«
    »Oh.«
    Loiosh kam zurück und landete auf meiner Schulter. Ich fragte: »Alles geklärt, Kumpel?«
    »So ziemlich, Boß. Ich werde ein paar Tage nicht besonders gut fliegen können. Sie hat mir ordentlich einen in den rechten Flügel verpaßt.«
    »Verstehe.«
    »Nichts Dramatisches.«
    »Klar.«
    Ich stand auf und ging an Cawti vorbei, ohne sie anzufassen. Kelly war nebenan in tiefer Unterhaltung mit Gregori und einigen anderen. Keiner schaute auf, als ich ging. Ich trat vorsichtig nach draußen, entdeckte aber nichts Verdächtiges. Ich teleportierte mich nach Hause und beschloß, daß Kragar die Angelegenheiten im Büro im Augenblick besser regeln konnte als ich.
    Die Treppe zu meiner Wohnung hinauf kam mir lang und steil vor, und meine Beine waren bleiern. Drinnen fiel ich wieder auf das Sofa und starrte eine Weile ins Leere. Ich überlegte, ob ich mal aufräumen sollte, aber das war eigentlich nicht nötig, und ich hatte auch nicht den richtigen Antrieb.
    Loiosh fragte, ob ich mir ein Stück ansehen wollte, und ich verneinte.
    Ich verbrachte einige Stunden damit, mein Rapier zu schleifen, weil das wohl eh bald nötig gewesen wäre. Dann starrte ich eine Weile ins Leere, aber keine Ideen fielen aus dem Himmel vor meine Füße.
    Etwas später stand ich auf und nahm mir ein Buch mit Gedichten von Wint. Ich schlug es willkürlich auf, und da stand ein Gedicht mit dem Titel »Erstickt«.
     
    »… Hab ich umsonst mein Blut für dich,
    Die Allgewalt’gen mißachtend, vergossen?
     
    Das Blut war mein; die Schlacht war dein,
    Erstickt, wo strahlende Blüten sprossen …«
     
    Ich habe es bis zum Ende gelesen und war verwundert. Vielleicht hatte ich unrecht. In dem Moment kam es mir überhaupt nicht unverständlich vor.

 
     
… SOWIE SCHNITT IN DER SEITE LINKS BESEITIGEN.
     
     
    Mit dem Buch auf dem Schoß im Sessel sitzend bin ich dann aufgewacht. Ich fühlte mich steif und verspannt, was kein Wunder ist, wenn man im Sitzen geschlafen hat. Zur Auflockerung streckte ich mich ein bißchen und nahm ein Bad. Es war noch früh. Ich legte einige Holzscheite in die Feuerstelle und entfachte sie mit einem Zauberspruch, kochte mir dann ein paar Eier und buk etwas von dem Kräuterbrot auf, das Cawti gemacht hatte, bevor sie gegangen war. Mit Knoblauchbutter schmeckte es besonders gut. Der Klava hat mir gutgetan, und danach konnte ich auch abwaschen und aufräumen. Als ich damit fertig war, fühlte ich mich fast für den Tag gewappnet.
    Ich schrieb Briefe an diverse Leute mit Anweisungen für den Fall meines Dahinscheidens. Kurz und knapp. Dann habe ich mich hingesetzt und eine Weile nachgedacht. Ich hasse es, ich hasse es wirklich, wenn ich einen Plan im letzten Augenblick ändern muß, aber es führte kein Weg daran vorbei. Cawti würde nicht in Sicherheit sein. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, daß Kelly recht hatte. Nein, es ließ sich einfach nicht so einrichten, daß alle meine Feinde sich schön gegenseitig vernichteten. Ich mußte was anderes probieren. Ich ging die Ereignisse der vergangenen Tage und meine Optionen für die von mir erschaffene Situation durch und verfiel schließlich auf die Idee, meinen Großvater ins Spiel zu bringen.
    Ja, das könnte klappen, solange er nicht aufkreuzte, während noch gekämpft wurde. Ich unterzog meinen Einfall so etwas wie einer Feinabstimmung.
    Dann konzentrierte ich mich auf Kragar, der bald schon fragte: »Wer ist da?«
    »Ich.«
    »Was ist denn?«
    »Kannst du Ishtvan erreichen?«
    »Ja.«
    »Gib ihm Kellys neue Adresse in Süd-Adrilankha, dort soll er sich verstecken und warten, heute nachmittag.«
    »In Ordnung. Sonst noch was?«
    »Ja.« Ich gab ihm seine weiteren Anweisungen.
    »Glaubst du wirklich, er springt darauf
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