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Teckla

Teckla

Titel: Teckla
Autoren: Steven Brust
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entstehen?
    Und was uns angeht, nein, wir sind nicht blasiert. Unsere Stärke ist, daß wir uns als Teil der Geschichte sehen, als Teil der Gesellschaft, und nicht als bloße Einzelpersonen, die zufällig das gleiche Problem haben. Das bedeutet, wir können wenigstens nach den richtigen Antworten suchen, auch wenn wir nicht die ganze Zeit vollkommen recht haben. Damit stehen wir mit Sicherheit einen Schritt vor den Individualisten. Es ist ja schön und gut, wenn man erkennt, daß man ein Problem hat, und es zu lösen versucht, aber für Ostländer und Teckla gibt es in dieser Welt keine Probleme, die ein Einzelner lösen kann.«
    Ich vermute, wenn man es gewöhnt ist, Reden zu schwingen, fällt es schwer, damit aufzuhören. Als er fertig war, sagte ich: »Ich bin eine Einzelperson. Ich habe sie gelöst. Ich bin losgezogen und habe etwas aus mir gemacht.«
    »Über wieviel Leichen bist du dabei gestiegen?«
    »Dreiundvierzig.«
    »Nun?«
    »Was denn?«
    »Selber was denn?«
    Ich starrte ihn an. Er kniff die Augen wieder ganz fest zusammen. Manches von dem, was er gesagt hatte, lag unangenehm dicht an Dingen, die ich über mich selbst gedacht hatte; aber ich stolzierte ja nicht herum und errichtete ausgefeilte politische Stellungnahmen um meine Unsicherheiten, noch stachelte ich einen Aufstand an, als wüßte ich besser als der Rest der Welt, wie alles laufen sollte.
    Ich fragte: »Wenn ich so nutzlos bin, warum verschwendest du dann deine Zeit und redest mit mir?«
    »Weil Cawti wertvoll für uns ist. Sie ist noch neu, aber sie könnte eine ausgezeichnete Revolutionärin werden. Sie hat Schwierigkeiten mit dir, und das behindert ihre Arbeit. Ich will das geklärt haben.«
    Ich behielt mich mit einiger Mühe in der Gewalt. »Das paßt«, sagte ich. »Also gut, dann werde ich dir sogar dabei helfen, mich dazu zu bringen, Cawti zu manipulieren, damit sie dir helfen kann, die gesamte Bevölkerung von Süd-Adrilankha zu manipulieren. So funktioniert das doch, oder? Na gut, ich mache mit. Sag mir, wo sie ist.«
    »Nein, so funktioniert das nicht. Ich werde mit dir keinen Handel eingehen. Du hast die Phönixwachen gerufen, damit die uns in ein Abenteuer manövrieren, das uns vernichten würde. Welchen Grund du dafür auch gehabt haben magst, es hat nicht geklappt. Wir lassen uns jetzt nicht in Abenteuer verstricken. Wir haben gestern eine Massenversammlung abgehalten, in der wir jeden inständig baten, Ruhe zu bewahren und den Wachen keinen Vorwand für einen Zwischenfall zu geben. Wir sind bereit, uns gegen jeglichen Angriff zu verteidigen, aber wir lassen uns nicht in Gefahr bringen, schon gar nicht von –«
    »Ach, hör auf. Ihr seid doch eh verloren. Glaubst du allen Ernstes, du könntest etwas gegen Herth ausrichten? Er hat mehr Attentäter in seinen Diensten als Verra Haare an ihrer … auf ihrem Kopf. Wenn ich ihn nicht zum Handeln gezwungen hätte, hätte er euch zerstört, sobald er begriffen hätte, daß ihr nicht nachgebt.«
    Kelly fragte: »Hat er mehr Attentäter in seinen Diensten als es Ostländer und Teckla in Süd-Adrilankha gibt?«
    »Ha. Ich kenne keinen einzigen Profi, der Teckla wäre, und ich bin so ziemlich der einzige Ostländer, den es gibt.«
    »Profi-Attentäter? Nein. Aber professionelle Revolutionäre, ja. Dieser Jhereg hat Franz ermordet, und wir haben halb Süd-Adrilankha mobilisiert. Er hat Sheryl ermordet, und wir haben die andere Hälfte auf die Beine gebracht. Du hast die Phönixwachen herbeigerufen, wahrscheinlich in dem Glauben, du würdest an irgendeinem großen Plan arbeiten, der deine ganzen Probleme löst, dabei hast du genau das getan, was das Imperium von dir gebraucht hat – du hast ihnen einen Vorwand gegeben, hier einzurücken. Also, hier sind sie nun, und sie können gar nichts tun. Sobald sie ihre Grenzen übertreten, nehmen wir uns die gesamte Stadt.«
    »Wenn das so leicht ist, warum macht ihr es dann nicht?«
    »Wir wollen sie noch nicht. Die Zeit ist noch nicht reif dafür. Oh, wir könnten die Stadt eine Zeitlang halten, aber das restliche Land ist nicht soweit, und dagegen können wir nicht bestehen. Aber wenn wir müssen, werden wir es tun, weil es als Beispiel dienen wird, und daran werden wir wachsen. Das Imperium kann uns nicht zerquetschen, weil der Rest des Landes sich erheben würde; dort hält man uns für Repräsentanten.«
    »Sie werden euch also einfach geben, was ihr wollt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie können die Mordfälle nicht wirklich untersuchen,
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