Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken
Autoren: Catherine Spencer
Vom Netzwerk:
am anderen Ende der Eingangshalle befand.
    Erst jetzt stellte er fest, dass die Musik von nebenan kam -
    ebenso wie das Lachen. Und es war nicht nur seine Tochter, die lachte, sondern auch Claire Durocher.
    Verdammt! Es sah so aus, als würde er Claire Durocher an diesem Tag noch einmal begegnen. Und das war genau das, was er eigentlich vermeiden wollte.
    Zach stöhnte verzweifelt auf, knallte die Haustür zu und stürmte zur Tür seiner Nachbarin.

2. KAPITEL
    In vieler Hinsicht erinnerte das Mädchen sie, Claire, an sich, als sie im selben Alter gewesen war - ein kleiner Wildfang, unter dessen rauer Schale sich ein weicher Kern verbarg.
    "O verdammt!" hatte sie gesagt, als sie auf ihr Klopfen hin die Tür geöffnet hatte. "Sie sind nicht Eric."
    "Nein. Zumindest war ich es nicht, als ich das letzte Mal in den Spiegel gesehen habe."
    Das Mädchen hatte die Schultern sinken lassen und sich abgewandt. "Dann entschuldigen Sie, dass ich Sie gestört hab."
    "Bitte warte. Ich kenne hier niemanden, und du bist mein erster Besucher."
    "Ich darf die Gäste nicht stören."
    "Du störst mich aber nicht." Claire streckte ihr die Hand entgegen. "Ich bin Claire Durocher."
    Das Mädchen errötete und reichte ihr die nicht ganz saubere Hand. "Melanie", erwiderte sie leise und betrat auf ihr Drängen hin die Suite.
    Sie, Claire, hatte gelernt, es sich überall gemütlich zu machen. Nachdem sie ihre Sachen ausgepackt und in den Schrank im Ankleidezimmer gehängt und ihre Kosmetika ins Bad gestellt hatte, hatte sie sich das Wohnzimmer vorgenommen. Jetzt brannten Kerzen auf dem niedrigen Tisch vor dem Kamin, der auch zum Schlafzimmer hin offen war.
    Sie hatte die dunkelroten Vorhänge zugezogen, noch einen Holzscheit aufgelegt und ihr royalblaues Umhängetuch aus Mohair über eine Armlehne des Ledersofas gehängt. Die Suite war zwar sehr luxuriös ausgestattet und gemütlich - man hatte sogar Blumen und frisches Obst hingestellt -, doch es hatte eine persönliche Note gefehlt.
    Trotzdem fühlte Melanie sich immer noch unwohl. Sie spielte mit dem Saum ihres viel zu großen Pullovers, während sie sich ein wenig ängstlich umblickte.
    Es war mehr als sechzehn Jahre her, seit sie, Claire, dieselbe Angst und Unsicherheit verspürt hatte. Nie hatte sie gewusst, ob sie in den beiden Zimmern, die ihr Zuhause waren, wirklich willkommen war oder ob sie lieber draußen warten sollte, bis der jeweilige "Freund" ihrer Mutter gegangen war. Allerdings erinnerte sie sich noch genau daran, und sie bezweifelte, dass sie es je vergessen würde. "Leg doch eine CD auf, dann mache ich uns etwas zu essen", sagte sie. "Und such etwas heraus, was dir gefällt."
    "Okay."
    Claire betrat die offene Küche, in der es eine Weinbar mit einem Kühlschrank, eine Mikrowelle, eine Cappuccinomaschine und eine kleine Spüle gab. Auf einem Bord standen Weingläser und Becher, und in einem Schrank neben dem Kühlschrank fand sie eine Auswahl an aromatisiertem Kaffee und Schokolade und verschiedene Snacks.
    Claire begutachtete den Inhalt des Kühlschranks. "Wir könnten einen Preiselbeercocktail machen, ja?"
    Melanie sah von den CDs auf und kicherte. "Sie haben eine komische Aussprache."
    "Na ja, ich bin Französin, aber ich hoffe, du verbesserst mich, wenn ich Fehler machte." Claire goss Preiselbeersaft in zwei Kelchgläser, stellte diese zusammen mit einer Schale Nüssen auf ein kleines silbernes Tablett und ging damit zum Kamin. Ein Glas reichte sie Melanie. "Hier, auf eine schöne Zeit mit meiner neuen Freundin Melanie. Joyeux noel, ma chere."
    "Bestimmt haben Sie nicht viel Zeit für mich, wenn die Partys beginnen."
    "Heißt das, es gibt in Topaz Valley keine Partys für junge Ladys?"
    "Na ja, am ersten Weihnachtstag kommt der Weihnachtsmann für die Kinder, aber das ist McBride mit einem Kissen unter dem Mantel." Nachdenklich blickte Melanie in ihr Glas. "Als meine Mom gestorben ist, hab ich nicht mehr an den Weihnachtsmann geglaubt, und jetzt hass ich Weihnachten beinah, weil ich mich so einsam fühl. Ich war lieber mit unseren beiden Hunden allein."
    Claires Herz krampfte sich zusammen. Selbst der Tod einer lieblosen Mutter hinterließ im Leben eines Kindes eine Lücke, wie sie aus eigener Erfahrung wusste. Doch wie schlimm musste der Verlust einer Mutter sein, die ihr Kind so mit Liebe überschüttet hatte, wie Melanies Mutter es offenbar getan hatte?
    "Diesmal wird es anders sein, das verspreche ich dir. Diesmal werden wir Spaß haben." Claire nahm Melanie das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher