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Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken
Autoren: Catherine Spencer
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gebrechlich ist, um mit dir zu schlafen, und du deswegen beschlossen hast, eine Affäre mit mir zu beginnen?"
    "Ich bin weder verheiratet noch mit dem europäischen Adel verwandt. Ich habe Geld, ja, aber ich bin keine reiche Erbin.
    Abgesehen von einer kleinen Summe, die ich von einer lieben alten Freundin geerbt habe, habe ich mir alles selbst erarbeitet.
    Mein Schmuck ist nicht echt, ich wurde nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, und ich bin auch nicht auf ein Mädchenpensionat gegangen."
    "Falls du mich dazu bringen willst, es mir anders zu überlegen, funktioniert es nicht."
    "Dann wird das hier dich vielleicht dazu bringen. Meine Mutter war eine Prostituierte."
    Er wirkte schockiert. "Du meinst, sie hatte viele Liebhaber."
    "Nein. Meine Mutter hat sich an jeden Mann verkauft, der bereit war, den von ihr geforderten Preis zu zahlen. Ich bin im Elendsviertel von Marseille aufgewachsen und habe keine Ahnung, wer mein Vater ist. Vermutlich wusste es nicht einmal meine Mutter. Als Kind bin ich in Lumpen herumgelaufen und oft hungrig ins Bett gegangen."
    "Aber du hast dich nie verkauft." Er setzte sich neben ihr aufs Bett und umfasste ihr Kinn. "Ich bin der erste und einzige Mann, der mit dir geschlafen hat."
    "Nein, so tief bin ich nicht gesunken. Stattdessen habe ich die Mülltonnen der Reichen durchwühlt und alles, was noch brauchbar war, auf dem Markt verkauft - kaputte Perlenketten, die ich repariert habe, Schuhe, die nicht mehr modern waren, Stoffstücke, aus denen ich Schals und Taschentücher genäht habe, Knöpfe und Schnallen, die ich von weggeworfenen Sachen abgetrennt habe. Von dem Geld habe ich Brot und gelegentlich auch Käse und etwas Obst gekauft."
    "Du meine Güte! Wie alt warst du, als du damit angefangen hast?"
    "Neun, zehn, ich weiß nicht mehr genau. Aber alt genug, um zu wissen, wie es ist, nichts und niemanden zu haben. Alt genug, um zu wissen, dass ich deswegen draußen warten musste, weil die Kunden meiner Mutter nicht erfahren sollten, dass sie ein Kind hat."
    Zachary wandte den Blick ab und strich sich übers Gesicht, als würde er sich beschmutzt fühlen. Warum hätte ein anständiger Mann wie er auch eine Frau wie sie an seiner Seite haben wollen?
    "Gab es niemanden, der für dich da war?" fragte er leise.
    "Doch. Eine alte Frau, die einen Marktstand hatte und die ich mit zwölf kennen gelernt habe. Ihr Name war Belle, und sie hat mir alles Wissenswerte über falschen Schmuck beigebracht.
    Damals war die Nachfrage nicht sehr groß, aber sie hatte Weitblick. Sie hat mir beigebracht, wie man den Unterschied zwischen guten Reproduktionen und billigen Imitationen erkennt. Falsch und billig ist nicht unbedingt dasselbe. Ich bin eine Fälschung, aber ich bin niemals billig gewesen. Auch das hat Belle mir beigebracht. Sie sagte, wenn ich mich nicht schätzen würde, würde niemand es tun."
    "Sie hatte Recht."
    "Oui. Ich habe sie geliebt. Sie war die eigentliche Mutter in meinem Leben, und ich habe so sehr eine Mutter gebraucht! Als sie starb, war ich viel trauriger als an dem Tag, als die Frau zu Grabe getragen wurde, die mich zur Welt gebracht hat. Und erst nach ihrem Tod ist mir klar geworden, wie sehr Belle mich geliebt hatte. Sie hat mir alles hinterlassen - ihre Schmucksammlung, ihr Wissen und viel Geld, denn sie hatte gespart und das Geld gut angelegt. Sie hat mir alles unter einer Bedingung vererbt: dass ich zur Schule gehe und alles lerne, was eine Frau lernen muss, um in der Gesellschaft als Lady zu gelten. Und das habe ich noch im selben Jahr getan, mit achtzehn."
    Zachary sagte nichts. Er blickte sie lediglich an. Er sah aus wie ein Mann, der aus dem Koma erwacht war und nicht mehr wusste, wer er war. Claire trank ihren Kaffee und aß ein Stück Käse. Jetzt, da die Wahrheit heraus war, fühlte sie sich seltsam ruhig.
    Schließlich stand er auf und legte noch einige Holzscheite in den Ofen. "Und dann?" Er blieb dort stehen, so weit wie möglich von ihr entfernt, jetzt, da sie sich als Tochter einer Hure zu erkennen gegeben hatte.
    "Ich habe ein kleines Geschäft in bester Einkaufslage eröffnet. Aber da ich es nicht über mich gebracht habe, den Schmuck zu verkaufen, den Belle mir hinterlassen hatte, habe ich ihn - wie sagt man? - vermietet."
    "Vermietet?"
    "Oui. Immer wenn ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis stattfand, kamen die Frauen zu mir und liehen sich Schmuck gegen eine Gebühr. Und bei jeder Gelegenheit habe ich neue Stücke dazugekauft und meine Sammlung
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