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Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken
Autoren: Catherine Spencer
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eintauschen", bemerkte sie. "Hier, bei dir, möchte ich sein."
    Zachary hob seinen Rucksack aufs Bett und leerte ihn aus.
    "Das hast du nett gesagt, Schatz", meinte er zärtlich, "aber da ich wusste, wie spärlich die Vorräte in diesen Hütten sind, habe ich uns einige Leckerbissen mitgebracht."
    Den Erste-Hilfe-Kasten legte er beiseite. "Den brauchen wir zum Glück nicht, aber die hier." Er suchte eine Blechbüchse und eine kleine Flasche heraus. "Kaffee und Cognac mit einem Sandwich wären jetzt nicht schlecht, oder?"
    "Ich glaube schon", erwiderte sie wenig begeistert.
    Überrascht blickte er sie an. "Was ist los? Hast du keinen Hunger?"
    "Doch", hörte sie sich sagen. "Aber nicht auf Essen. Wir wollten gerade miteinander schlafen, Zachary. Wie kannst du bloß so tun, als wäre nichts gewesen? Bedeute ich dir so wenig?"
    Daraufhin zog er sie wieder an sich. "Ich wünschte, es wäre so", gestand er. "Dann brauchte ich nicht auf mein Gewissen zu hören und könnte da weitermachen, wo wir gerade aufgehört haben. Aber ich hätte gar nicht erst damit anfangen dürfen."
    "Und warum hast du es dann getan?"
    "Weil ich so erleichtert darüber war, dass du noch lebst, dass ich nicht mehr klar denken konnte."
    "Und jetzt kannst du es?"
    "Ja." Er löste sich von ihr und nahm zwei weiße Steingutteller und -tassen aus einem Regal neben dem Ofen.
    "Und bevor die Situation wieder außer Kontrolle gerät, müssen wir miteinander reden. Über viele Dinge. Wie es weitergehen soll und ob das, was wir füreinander empfinden, über Verliebtheit hinausgeht."
    "Ich dachte, du wärst bereits zu dem Ergebnis gekommen, dass es nicht der Fall ist." Claire beobachtete, wie er mit einem Messer Brot, Käse und kalten Braten in Scheiben schnitt und für sie auf einen Teller legte. "Du hast gesagt, ich sollte dorthin zurückkehren, woher ich komme, und dich in Ruhe lassen."
    "Ich habe viele Dinge gesagt, die ich nicht so gemeint habe, und es spricht nicht gerade für mich, dass sich fast zwei Tragödien ereignen mussten, damit ich es zugebe. Aber ich habe es endgültig satt, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen."
    Als wollte er sie so lange wie möglich auf die Folter spannen, ging er nun zur Tür, öffnete sie und füllte einen alten Emailletopf mit Schnee. Dann schloss er sie wieder. Jetzt tat er einige Löffel Instantkaffee hinein und stellte den Topf auf den Ofen.
    "Das Problem mit unserer Beziehung ist", fuhr er schließlich fort, "dass wir am Ende statt am Anfang angefangen haben, und das war ein Fehler. Also lass uns einige Dinge klarstellen. Ich bin mehr als Mels Vater und der Leiter eines schicken Hotels, und ich bin verdammt sicher, dass mehr in Claire Durocher steckt, als man auf den ersten Blick meint. Wir kennen uns vielleicht noch nicht lange, Schatz, aber ich möchte, dass wir uns heute besser kennen lernen."
    Wenn er seinen Willen durchsetzt, bedeutet es das Ende, dachte Claire resigniert. Er war ein sehr realistischer und geradliniger Mann und duldete keine Unaufrichtigkeit. Wenn er erfuhr, dass ihr Leben eine einzige Lüge war, würde er sich von ihr abwenden. "Ich glaube nicht, dass es etwas ändert, wenn wir uns unsere Lebensgeschichte erzählen, Zachary. Ich weiß, was für eine Frau du willst, und diese Frau bin ich nicht."
    "Du meinst, du bist nicht wie Jenny", sagte Zachary und verrührte das Kaffeepulver mit einem langen Holzlöffel. "Das bedeutet nicht unbedingt, dass du nicht die Frau bist, die ich will."
    "Natürlich bedeutet es das! Du hast sie genug geliebt, um sie zu heiraten und ein Kind mit ihr zu bekommen."
    "Ich habe sie geheiratet, weil ich sie geschwängert habe, Claire, nicht weil ich sie geliebt habe."
    "Wie ist das möglich?" rief sie. "Du hast mir gestern in der Kapelle erzählt, dass du sie geheiratet hast, weil sie Jungfrau war. Willst du damit behaupten, dass du mich belogen hast, an einem heiligen Ort?"
    "Du hast mir in der Nacht überhaupt nicht zugehört, Claire.
    Aber jetzt kannst du nicht vor mir weglaufen. Du wirst dir die ganze Geschichte anhören, ob du es willst oder nicht. Und ich habe nicht behauptet, dass Jenny Jungfrau war, als ich sie geheiratet habe. Ich sagte, sie war Jungfrau, als ich sie kennen gelernt habe, und deswegen habe ich sie geheiratet. Das ist ein feiner Unterschied, der dir offenbar entgangen ist."
    "Du sprichst in Rätseln", rief sie, zunehmend verwirrter.
    "Halt bitte ausnahmsweise mal den Mund, und hör zu, Schatz", bat Zachary in verführerischem Tonfall.
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