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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko
Autoren: Shaw Johnny
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eine kleine Statue der Jungfrau Maria geklebt, aber das waren die einzigen Anzeichen, dass der Wagen jemals weg gewesen war.
    Ich nahm mir Zeit und hob hie und da einen Stein auf, der auf meinem schönen, dunklen Ackerboden nichts verloren hatte. Ich steckte die Steine in die Vordertasche meiner Jeans. Ich würde sie Juan geben, wenn ich nach Hause kam. Steine waren gerade sein Lieblingsspielzeug. Ich kaufte ihm zwar massenweise knallbunten Plastikscheiß, aber er brauchte eigentlich nur ein paar Holzklötze, einen Karton und einen Haufen Steine und konnte sich stundenlang damit beschäftigen. Er war fürs Einfache. Ganz wie sein Vater.
    So nannte ich mich. Seinen Vater. Nicht nur auf dem Papier oder weil es einfacher war, sondern das war die Rolle, die ich versuchte zu erfüllen. Ich wollte für ihn das sein, was mein Vater für mich gewesen war.
    Tomás war mir mit Juans Papieren behilflich gewesen. Offizieller als echte Dokumente, hatte er versprochen. Der Geburtsurkunde zufolge war Juan in Brawley im selben Krankenhaus geboren wie ich. Ich war als Vater aufgeführt und Yolanda als Mutter. Als wir erst die Geburtsurkunde hatten, erledigte sich der restliche Papierkram wie von selbst. Niemand zweifelte jemals etwas an. Schließlich sah der Junge so aus wie ich.
    Ich hatte noch keine von Yolandas Verwandten in Guadalajara gefunden, aber ich hatte die Suche nicht aufgegeben. Ich hatte mir vorgenommen, runterzufahren und ein bisschen nachzuforschen. Vorausgesetzt, ich konnte Bobby überreden, mich bei einem weiteren zweifelhaften Abenteuer zu begleiten.
    Zwischen Bobby und Griselda lief es immer noch super. Obwohl ihr klar sein musste, dass irgendwas nicht ganz Rechtmäßiges
gelaufen war, stellte sie keine Fragen. Der Mord an Yolanda wurde schließlich als »ruhendes Ermittlungsverfahren« zu den Akten gelegt. Von Amts wegen bis zum heutigen Tag ungelöst. Na ja, auf dem Papier … Ich begrub Yolanda neben Pop in einem Grab, das er, wie ich erfuhr, für mich gekauft hatte. Nicht aus praktischen Erwägungen oder in einem Anflug von Trübsal. Als meine Mutter beerdigt werden musste, hatte es ein Sonderangebot gegeben: drei Gräber zum Preis von zwei. Yolanda würde für immer auf Pops einer Seite liegen, meine Mutter auf der anderen. Die zwei Frauen, die er geliebt hatte. Und auch wenn ich keine von beiden richtig kennengelernt hatte, war ich doch überzeugt, dass sie sich verstanden hätten und es auch ihnen gefallen hätte.
    Mein Cousin Mike brachte mich auf den neuesten Stand, was die Farm und die Felder anging. Anfangs hatte er noch sehr viel mitgeholfen, aber mittlerweile war ich fast ganz auf mich allein gestellt. Fast. Mit Bobbys, Buck Bucks und Snouts Hilfe hatte ich beinahe alles unter Kontrolle. Ich war erstaunt, wie viel Zeit meine Freunde zu opfern bereit waren. Egal, wann ich fragte oder worum es sich handelte, die Reaktion war üblicherweise ein Schulterzucken oder so was wie: »Du würdest das auch für mich tun.« In der Stadt meckerten die Leute schon, wenn man sie bat, einem beim Umzug zu helfen. Hier draußen halfen Nachbarn einem den ganzen Tag bei der schlimmsten Drecksarbeit, und wenn man dann essen ging, übernahmen sie auch noch die Rechnung.
    Angie übernachtete in letzter Zeit häufiger bei uns. Wir ließen es langsam angehen, aber doch schnell genug, um unseren Spaß dabei zu haben. Sie tat so, als ginge es darum, mir mit Juan behilflich zu sein, aber wir empfanden immer noch sehr viel füreinander. Ich weiß nicht, ob unsere Vorgeschichte unsere Beziehung stärkte, aber sie gab uns beiden das Gefühl, die schwierigen Zeiten schon überwunden zu haben.
    Niemand hatte wegen Juan irgendwelche Fragen gestellt oder irgendwas gesagt. Vielleicht zerrissen sich die Leute die Mäuler, aber zu mir war nichts vorgedrungen. Ich war wieder da, hatte einen dreijährigen Mexikaner im Schlepptau und niemand schien
sich drum zu scheren. Glücklicherweise waren die meisten Leute so sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt, dass sie sich um meines nicht kümmerten. Es war auch egal, denn die meisten, die Juan kennenlernten, waren sofort hin und weg. Er ist schon ein komischer kleiner Kerl.
    Zu meiner eigenen Überraschung hatte ich nicht einmal daran gedacht abzuhauen. Das war neu für mich, aber es gab keinen anderen Ort auf der Welt, wo ich Menschen und Dinge wie im Imperial Valley finden würde. Es war meine Heimat, und dort gehörte ich hin. Ich entschied mich für meine Verpflichtungen, und jede
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