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Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt

Titel: Tatortreiniger gesucht: Die schrägsten Berufe der Welt
Autoren: Nick L. Brille
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unbedingt bis zum Wochenende wieder in Form bringen, dann dürfen Sie sich getrost ein bisschen ekeln. Ansonsten sehen wir keinen Grund.)
Neidfaktor: ** (Kleine Mädchen mit Helfersyndrom könnten neidisch sein. Und Puppenfetischisten. Klar. Die auch.)

Wachsfigurenhersteller
     
    W aren Sie auch schon mal bei Madame Tussaud? Im Wachsfigurenkabinett? Und da auch schon in der Gruselabteilung? Ja? Haben Sie sich vor Victoria Beckham auch zu Tode erschreckt? Nur keine Scham, das geht allen so, denn diese Figuren sind den lebenden Vorbildern so täuschend echt nachempfunden, dass man sie beinahe für lebendig halten könnte.
    Für diese unglaublich lebensechten Figuren aus Wachs beschäftigt das Londoner Unternehmen, das mittlerweile Zweigstellen in Berlin, Paris und Washington hat, ein ganzes Team von Spezialisten, die die Wachsfiguren herstellen. Diese Wachsfigurenhersteller werden im Fachjargon Wachsfigurenhersteller genannt, was weniger überraschend ist, als es zunächst klingt: Sie sind tatsächlich ausschließlich mit der Herstellung von Wachsfiguren beschäftigt …
    Die Schöpfer dieser tollen Figuren modellieren immer anhand des lebenden Originals. Im Klartext: Der jeweilige Prominente steht den Spezialisten ein paar Stunden lang Modell. In dieser Zeit werden mit Maßband und Tastzirkel (klingt irgendwie anrüchig, ist aber ein normales Schneiderwerkzeug) insgesamt zweihundertsechsundzwanzig Maße genommen und rund hundertfünfzig Fotos aus den verschiedensten Blickwinkeln gemacht. Darunter auch Einzelaufnahmen vom Kopf und anderen Extremitäten. Die Wachsfigurenhersteller bezeichnen sich selbst gerne auch als Bildhauer oder schlicht »Künstler« und behaupten, während der Sitzung auch ganz genau die Bewegungen des jeweiligen Prominenten zu studieren, um im späteren Abbild dann auch ein Stück seiner Persönlichkeit zu verewigen.
    Das klappt zuweilen recht ordentlich. Björn Borg, die schwedische Eisbergversion eines Tennisspielers, wirkt als Wachsfigur exakt so langweilig wie im richtigen Leben. Und beim Abbild von Michael Jackson gelang es den Wachsbildnern ausgesprochen brillant, die Gesichtszüge des Popstars originalgetreu zu kopieren, was jedoch nicht ganz so schwer war, wie es den Anschein hat, da die beim Original verwendeten Materialien nur wenige Unterschiede zur Reproduktion aufwiesen.
    Wie dem auch sei: Bei Madame Tussaud entdeckt man die Abbilder berühmter und berüchtigter Persönlichkeiten aus vielen Jahrzehnten. Neben Victoria ist auch David Beckham vertreten, neben Björn Borg auch Boris Becker und Brigitte Bardot, Angela Merkel und Nicolas Sarkozy (Nein, das ist nicht der sechste von rechts in der Märchenabteilung. Auch wenn die Frau neben ihm wie Carla Bruni aussieht – es handelt sich um Schneewittchen und ihre kleinen Freunde). In der »Chamber of Horrors« finden sich Jack the Ripper, dessen originalgetreue Wiedergabe mangels Vorlage etwas schwierig geriet, sowie etliche andere Massenmörder. Politiker, Sportstars, Musiker und Künstler, Wissenschaftler, Philosophen und natürlich die königliche Familie – sie alle wurden von den Wachsfigurenherstellern modelliert. Diese stellen nach der Modellsitzung, dem sogenannten »Sitting«, zunächst eine Art Gerüst vom zu formenden Körper her – ein Metallskelett, das der Fachmann als Armatur bezeichnet. Darauf wird dann die Körperform aus Ton nachmodelliert, wobei allein das Modellieren des Kopfes bis zu sechs Wochen dauern kann, schon weil es dabei immer wieder zu kleinen Dramen und hysterischen Ausbrüchen kommt.
    Wenn die Figur aus Ton endlich fertig ist, werden aus Gips sogenannte Negativabdrücke von Kopf und Körper gemacht, wobei die Künstler sehr vorsichtig vorgehen müssen, damit sie die Tonfigur nicht beschädigen. In die fertigen Formen wird heißes Wachs gegossen, und wenn es abgekühlt und ausgehärtet ist, wird der Kopf aus der Form genommen, und Augen und Haare werden befestigt. Die Augen werden für jede Figur individuell aus Acrylglas gefertigt, damit sie auch wirklich die exakte Augenfarbe des Originals wiedergeben. Für die Haare wird menschliches Echthaar genommen, das Strähne für Strähne eingesetzt wird. Bei Yul Brunner und Telly Savalas hielt sich der diesbezügliche Arbeitsaufwand in Grenzen, für Cher und die Brustbehaarung von Chuck Norris wurden angeblich jeweils siebzehn Freiwillige aus der Ukraine und der kasachischen Steppe komplett enthaart. Anschließend wird Farbe auf das Gesicht aufgetragen, die
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