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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition)
Autoren: Barbara Ludwig
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bene.“
    Ludwig atmet auf, als sich seine Bedenken, dass der Mann ihn weiter ausfragen würde und alles Mögliche noch würde wissen wollen, zerstreuen. Er muss ihm nicht erzählen, dass er nur zu Besuch in München ist und bei seiner Tante Julia wohnt, dass er sonst in Berlin in einer betreuten WG lebt, oder dass er ein praktisches Jahr macht und noch nicht weiß, was er werden will, und dass die Mädchen ihn nur im ersten Augenblick cool finden, weil er megageil aussieht, ihn dann aber bald wieder links liegenlassen und er aus diesem Grund keine Freundin hat. Oder dass er gut rappen kann und dass ihn alles interessiert, was mit dem Bayernkönig Ludwig zusammenhängt, seit er bei einer Aufführung als Märchenkönig mitwirken durfte. Zum Glück macht es dem Italiener mehr Spaß, ihm zu zeigen und zu erklären, wie aus dem Gewirr der Schläuche sinnvolle Verbindungen werden. Ludwig ist froh darüber.
    „Schau, wenn das Bier zu warm ist, dann gibt es zu viel Schaum und kann nicht richtig eingeschenkt werden, wenn es zu kalt ist, gibt es keinen Schaum, und das ist auch nicht in Ordnung. Die Temperatur muss stimmen. Alles muss stimmen. Die Gläser müssen richtig gespült werden, auch das ist enorm wichtig. Sind noch Rückstände vorhanden, dann stimmt der Schaum ebenfalls nicht. Stell dir vor, 10 ‍000 Liter und mehr werden am Tag ausgeschenkt. Es muss schnell gehen. Darum ist der Druck enorm wichtig.“
    Luigi werkelt an einer letzten Verbindung, steckt dann seinen Schraubenzieher in die Bauchtasche seiner Hose und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Er lacht: „Heute ist es nicht einmal besonders heiß. Wenn hier Betrieb ist, dann herrscht eine Bullenhitze. Früher war ich während der Wiesn-Zeit vor Ort. Konnte zupacken, falls mal was ausfiel oder schiefging. Ist alles durch die Hightechanlagen weggefallen. Wenn jetzt was passiert? Sieht es schlecht aus für den Wirt. Er muss sein Zelt schließen, weil er ohne Bier dasteht. Oder muss uns ganz schnell mit dem Hubschrauber einfliegen lassen.“ Luigi lacht und klopft ihm mit der Hand auf die Schulter. „Ich bin hier fertig. Morgen komme ich mit meinem Trupp, und wir gehen den Rest an. Na dann bleib cool, Ludwig!“
    Ludwig sieht ihn durch das Zelt gehen. Luigi hebt ab und zu die Hand, um einem der anderen Handwerker zuzuwinken. Erst als der Mann aus seinem Blickfeld verschwunden ist, stromert Ludwig noch ein wenig in dem hinteren Schankraum herum. Aufmerksam studiert er die Betriebsanleitung, die auf einem weiteren gelben Schild an der grünen Wand befestigt ist. Sie erklärt den Umgang mit Druckgasbehältern von Getränkeschankanlagen. Er liest etwas von „Achtung Lebensgefahr!“ Völlig unlogisch in seinen Augen. Die Beschreibung klingt nach seinem Verständnis idiotensicher. Als er durch das Zelt zurück zum Ausgang geht, schüttelt er skeptisch den Kopf. Der Typ und sein Hubschrauber … Alles Bullshit.
    Kleine bayerische Löwen mit Hüten in weiß-blauem Rautenmuster scheinen aus einem riesigen Karton zu tanzen, als Ludwig zum Andenkenstand kommt. Seine Tante Julia und die Besitzerin des Standes, Traudl, sind dabei sie auszupacken. Nach und nach werden die putzigen Stofftierchen an ihren Kordelbändern, die später um Hälse baumeln sollen, auf einem Ständer in Reih und Glied aufgehängt. „Meinst du nicht, hinter der Scheibe wären sie besser präsentiert?“
    „Nein, die Leute wollen alles anfassen. Da sind sie richtig, glaub mir. – Oh, hallo Ludwig, bist wieder zurück? Ich hab gerade mit deiner Tante Julia gesprochen, weil du doch so viel Ähnlichkeit mit dem richtigen Ludwig hast, da dachte ich, wenn du mit der Nadi …“
    „Was ist mit mir?“ Zwei lange Beine in engen Röhrenjeans, darüber ein Kapuzenshirt, weiter oben ein glattes, rosiges Mädchengesicht mit blondem Haarschopf, tauchen wie aus dem Nichts auf. Mutter und Tante werden stürmisch umarmt. Ludwig kann Nadine ungestört betrachten. Sie gefällt ihm: klasse Braut, lebendig, mindestens zwei Köpfe kleiner als er, trägt die coolen Victoria-Beckham-Jeans und im Bauchnabel ein Piercing. Unter dem weißen T-Shirt ahnt er geile Brüste. Sofort schießt ihm die Röte ins Gesicht, und in seiner Hose bewegt sich etwas. Er betrachtet schnell eingehend die andere Seite der Schaustellerstraße.
    „Nadine, das ist Ludwig, der Neffe von Julia aus Berlin. Was meinst du? Wir stecken ihn in eine Ludwig-Uniform, und er geht mit dir durch die Zelte. Als Sisi und Ludwig macht ihr sicher
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