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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition)
Autoren: Barbara Ludwig
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Bombengeschäfte. Er trägt die Sachen umgeschnallt und du kassierst.“
    „Ja, warum nicht?“ Nadine windet Ludwig lachend die Kappe vom Kopf und pfeift durch die Zähne. „Mei, du schaust ja tatsächlich aus wie der Kini, herzig.“
    Ludwig fühlt, wie ihm am ganzen Körper Schweiß ausbricht und ihn in ein Wasserbad taucht. Er steht da wie ein durchweichter Kater.
    „Aber etwas schüchtern?“
    „Komm, jetzt lass den Ludwig, er kann es sich ja noch überlegen, und ich weiß auch nicht, ob das so eine gute Idee ist“, mischt sich Julia ein.
    Ludwig stülpt sich die Kappe rasch wieder auf die Haare und schiebt die Hände tief in die Taschen seiner Hängejeans.
    „Ludwig, ist eh besser, du redest nicht arg viel, sonst merkt gleich jeder, dass d’a Preiß bist.“ Nadine schaut ihn schelmisch an. Ihre langen Wimpern klimpern vor den lavendelblauen Augen auf und nieder.
    Um sich endlich aus diesem Zustand der Verwirrung zu befreien und seine verräterisch geröteten Wangen zu verbergen, würgt er heraus: „Und wat is mit de Kohle?“
    „Ludwig!“ ruft Julia empört.
    „Lass mal, der Bua ist ganz richtig. Geschäft ist Geschäft. Auf achtzig bis hundert kimmst scho.“
    „Achtzig Mäuse für 14 Tage?“
    „Nein, nicht für 14 Tage, pro Tag natürlich, Ludwig.“ Nadines glucksendes Lachen bringt ihn erneut in Verlegenheit, aber die Aussicht auf so viel Verdienst beeindruckt ihn.
    „Cool.“ Und leiser fügt er in Richtung seiner Tante hinzu: „Bitte.“
    „Das Geld könnte Ludwig wirklich gut gebrauchen. Er will seinen Führerschein machen“, klärt Julia Traudl auf. „Also einverstanden, Ludwig. Ich spreche mit dem Leiter deiner Gruppe. Aber vorher muss mir Nadine versprechen, dass sie ein Auge auf dich hat. Wenn ihr nur nachmittags und am frühen Abend bis längstens 21 Uhr unterwegs seid, erhebe ich keine Einwände.“
    „Julia, die Nadi ist 22 und kennt sich aus. Ich instruiere sie entsprechend. Du weißt schon. Sie ist mit der Wiesn aufgewachsen und schon letztes Jahr als Sisi unterwegs gewesen. Ich seh da kein Problem.“
    Er hört nur noch mit halbem Ohr zu. In seinem Schädel brummt es nur: Nadine, Nadine …
    „Magst hier Wurzeln schlagen? Jetzt komm schon, lang mit an“, fordert sie ihn auf und schleppt einen Karton heran. Er beeilt sich, mit anzupacken. Als sie zusammen die Sachen aus ihrer Plastikummantelung befreien, steigt ihm ihr Duft in die Nase. Süß, besser als Himbeereis. Keine Frage.

Mittwoch – noch drei Tage bis zur Wiesn
    Auf dem Flug von Mallorca nach München hockt Commissario di Flavio unglücklich eingeschichtet in einer Chartermaschine zwischen gutgelaunten Urlaubern. Der Schalter in seinem Kopf ist bislang nicht auf Deutsch umgestellt. Dem Wort Oktoberfest gelingt es trotzdem, an sein Ohr zu dringen. Voll fiebriger Erwartung schwingen die vier Silben, einem bunten Luftballon gleich, durch die Kabine. Normalerweise würde ihn die Aussicht auf das Fest berauschen. Aber ist dies ein Normalfall? Nein. Obwohl er eigentlich nach Kalabrien fliegen wollte, um seinen langersehnten Urlaub anzutreten, ruft ihn ein außerplanmäßiger Diensteinsatz in die Stadt an der Isar. Der Gedanke an seine Heimat lässt ihn leise vor sich hin fluchen. Wie das ganze Jahr hindurch muss er weiter davon träumen, in Tropea mit einem Glas Wein und einer Portion frischer Muscheln am Meer zu sitzen, das Glitzern der Wellen und den unendlichen Horizont zu beobachten, Sergio beim Ausladen des Fischfanges zuzuschauen, durch die alten, verwinkelten Gässchen seines Heimatstädtchens zu schlendern oder auf der Piazza Ercole im Café Roma mit alten Freunden zu schwatzen. Auf Anhieb fallen ihm noch diverse weitere handfeste Gründe für sein Heimweh ein.
    Er überlässt sich seinem tiefen Selbstmitleid, versinkt in dumpftrübes Brüten. Warum nimmt niemand Rücksicht? Schließlich braucht jeder einmal im Jahr Urlaub. Bald wird er nicht mehr wissen, wie es in seiner Heimat aussieht und den kalabresischen Zungenschlag völlig verlernen. Aber, wenn schon Erica, seine Frau, meint: „Ich versteh dich nicht. Sieh München als Auszeichnung, sei froh!“
    Sie hat recht. Er müsste dankbar über die Berufung sein. Vermutlich sind seine Vorgesetzten der Meinung, er schiebe auf Mallorca eine ruhige Kugel. Hat er Neider? Natürlich. Palma de Mallorca ist ein gefragter Dienstort. Zumal man als EU-Beamter wesentlich besser verdient als im normalen Polizeidienst. Aber was ändert dies, Herrgottnochmal, an der
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