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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen
Autoren: Bernd Perplies
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toten Zwillings. Dem Anschein nach handelte es sich um die Überreste des Tarnumhangs, dessen Stoff jeden Glanz und jede Magie verloren hatte. Als er es aufschlug, sah Auril die blasse, leblose Gestalt ihrer winzigen Gefährtin. Es sah aus, als schliefe sie nur, denn im Gegensatz zu dem Toten an ihrer Seite hatte sie keinerlei äußerliche Wunden davongetragen. Und doch erkannte die Albin an dem Fehlen jedweden Schimmers auf der Haut des Irrlichts, dass auch Moosbeere ihren gemeinsamen Kampf mit dem Leben bezahlt hatte.
    Stumm beugte sich Auril vor und schloss Tarean in die Arme. Erneut spürte sie, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Dieses Mal ist es besonders schlimm, nicht wahr?«, murmelte sie, während sie über seine Schulter hinweg blicklos in die Ferne starrte.
    »Ja«, sagte er leise, erwiderte ihre Umarmung und gab ihr Halt, so wie sie ihm. »Das ist es. Und auch das Wissen, dass die Welt durch die Rückkehr der Kristalldrachen zu einem besseren Ort wird, macht es nicht leichter. Noch nicht.«
    Ein Lichtschimmer fiel auf den Jungen und die Albin, als einer der Kristalldrachen mit leuchtender Brust zu ihnen trat. »Verzagt nicht, ihr beiden«, vernahmen sie eine sanfte Stimme in ihren Köpfen. »Alles wird gut werden. Vielleicht nicht heute. Vielleicht nicht morgen. Aber am Ende. Ihr werdet sehen.«

 
    Epilog
    DER NEBEL LICHTET SICH
    Seite an Seite standen Tarean und Auril an den beiden frischen Gräbern. Sie hatten Tareans Zwilling und Fenrir neben Karnodrim am Rand des Gräberfeldes vor At Arthanoc zur letzten Ruhe gebettet. Kiesel und Câch’drokk, die bei der Rückkehr der Gefährten zur einstigen Feste des Hexers bereits mit zahllosen anderen Steinernen auf der Ebene vor den Ruinen auf sie gewartet hatten, waren gekommen, um den Stein zu schmelzen und den Körper des Jungen wie auch den des Nonduriers dann darin zur ewigen Ruhe zu betten. Zuletzt hatte Tarean Fenrirs Klinge am Kopfende von dessen Grab in den Fels gesteckt, und Auril hatte dieselbe Geste mit dem Schwert Wilferts an Tareans Grab wiederholt. Vielleicht wäre es den Taten des Jungen sogar angemessen gewesen, Esdurial in den Fels zu versenken. Doch die Zwillingsklingen gab es nicht mehr. Tarean hatte die von Anfang an spürbar widerwillig getrennten Hälften der machterfüllten Waffe unter Thavazarons aufmerksamen Augen wieder zusammengeführt, und in einer blendend hellen Entladung waren sie erneut zu einer Klinge verschmolzen. Aber der Junge wusste, dass er sich geehrt gefühlt hätte, mit der Klinge des Mannes, der wie ein Vater für ihn gewesen war, beerdigt zu werden. Seinem Zwilling ging es sicher genauso.
    Nun blickten die Albin und er mit gesenkten Köpfen auf die Gräber hinab und gedachten der Gefährten, die von ihnen gegangen waren. Hinter ihnen hatten sich Bromm, Haffta, Iegi und Ro’ik versammelt, außerdem Janosthin, Kiesel und Câch’drokk, die drei Taijirinsoldaten, die Steinernen, und in der letzten Reihe gaben zwanzig Kristalldrachen den beiden Toten das letzte Geleit, eine Ehre, die vermutlich noch niemals einem Sterblichen in Endar zuteilgeworden war. Es waren nur zwanzig der fünfundzwanzig befreiten Drachen, weil fünf von ihnen in den Dunkelreichen zurückgeblieben waren, um die Dämonen in Schach zu halten, bis es Thavazaron möglich war, zurückzukehren und persönlich die Wacht über den Kerker des Herrn der Tiefe zu übernehmen.
    Tarean hatte das Gespräch im Thronsaal Ghorca’thans eher zufällig mitgehört. Doch als der Junge die Absichten des Kristalldrachen vernommen hatte, war auf einmal ein unglaublicher Verdacht in ihm aufgekeimt. »Thavazaron«, hatte er sich an den kristallenen Giganten gewandt. »Ist es Zufall, dass der Name Vazar in dem deinen steckt?«
    Der Drache hatte den Jungen mit einem belustigten Funkeln in den Augen angeblickt. »Nein. Und weil du uns einen so großen Dienst erwiesen hast, junger Mensch, verrate ich dir ein Geheimnis: Meine Schwester heißt Kesindraia und mein Bruder Onjerupal. Auch das ist kein Zufall. Wir sind die Kinder Kesrondaias. Und wir lieben euch Menschen, als wärt ihr die unseren.« Dann hatte er leise gelacht und Tarean mit verblüffter Miene stehen gelassen.
    Der Rest des Tages war wie in einem Rauschzustand an Tarean vorübergegangen. Nachdem sie Ghorca’than und seinen allzu gelehrigen Schüler gebannt hatten, hatten die Kristalldrachen den Jungen und seine Gefährten auf ihre Rücken genommen und waren mit ihnen in einer wilden Jagd durch den
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